DIe Geschichte einer Seifenblase

Dem Volk der Sumerer gebührt an dieser Stelle ein besonderes Lob, denn hätten sie nicht bereits vor circa 4.500 Jahren den Gedanken gehabt, Pflanzenasche (Pottasche) mit Öl zu vermengen, dann hätte die Geschichte der Seife wohl erst sehr viel später begonnen. Beispielsweise zur Zeit der Ägypter und Griechen, die etwa 2.000 Jahre nach den Sumerern einen ähnlichen Ansatz zur Herstellung von Seife verfolgten. Interessant, aber keinesfalls nebensächlich ist die Tatsache, dass weder Sumerer, Ägypter noch Griechen den Einsatz von Seife im Bereich der Körperpflege bedachten. Vielmehr war Seife zu jener Zeit ausschließlich als eine Art wohlriechendes Heilmittel bei Verletzungen und viel später als Reinigungsmittel für Textilien im Einsatz.

Erst die in Julius Caesars‘ Kriegsbericht De bello Gallico als „wilde und barbarische Menschen“ bezeichneten Germanen und Gallier kamen auf die Idee, Seife als Kosmetikum für die eigene Haarpracht zu verwenden. Die lange Erfolgsgeschichte der Seife wurde erst im Mittelalter gebremst. Auf der Suche nach den damals unbekannten Übertragungswegen von Pest und Cholera ging die damalige medizinische Fachwelt davon aus, dass der Besuch des Badehauses den Körper für Krankheitserreger öffnen würde. Die allgemein anerkannte Alternative hieß Trockenreinigung, eine Maßnahme, die aus heutiger Sicht die weitere Ausbreitung der Krankheitserreger und Überträger (Läuse, Flöhe) mehr vorantrieb als bremste.

Kaum zu glauben aber wahr: Die europäische Ärzteschaft vertrat bis ins 17. Jahrhundert die Meinung, dass Luft und Wasser den Körper schädigen würden. Als Schutz vor den vermeintlich schadhaften Elementen wurde dichte Kleidung und exzessives Einpudern verordnet. Diese weit verbreitete Lehrmeinung änderte sich erst Ende des 17. Jahrhunderts, als Ludwig XIV die Seife – im wahrsten Sinne des Wortes - wieder hoffähig machte. Er erließ im Jahr 1688 ein Reinheitsgebot für Seife, das bis heute bekannt ist. In der Folge entstanden vor allem in den französischen Städten Marseille (Savon de Marseille), Lyon und Toulon Zentren großer Seifenfabrikationen. Anstelle der bis dato unter anderem im Seifenherstellungsprozess verwandten Pottasche, deren Herstellung dazu beitrug, dass große Waldflächen gefällt werden mussten, trat dank der Entdeckung von Nicolas Leblanc aus dem Jahr 1790 erstmals das künstlich hergestellte Soda (Natriumcarbonat).

Da zu jener Zeit Soda (-lösung) auch zur Entkalkung von Wasser genutzt wurde, galt Seife noch weitverbreitet als Luxusprodukt. 1865 entwickelte der Belgier Ernest Solvay das nach ihm benannte Solvay-Verfahren, das eine Reihe grundsätzlicher Vorteile für die Massenproduktion von Soda mit sich brachte, und zusammen mit der Entwicklung der Wirtschaft den Seifenpreis drückte. Herstellung und Inhalte Pflanzliche und tierische Fette bilden die Hauptbestandteile von Seifen. Zu den bekanntesten Vertretern pflanzlicher Fette gehören Kokosfett, Palmöl, Olivenöl und Sonnenblumenöl. Tierische Fette stammen im Wesentlichen aus Talg, Schmalz und Knochenfett aus der Schlachttierproduktion. Der Herstellungsprozess von Seife, auch Seifensieden genannt, beginnt mit der Vermischung der zur Herstellung vorgesehenen Fette mit einer Lauge. In einer chemischen Reaktion werden die eingesetzten Fette in Alkalisalze und Glycerin aufgespaltet. Die hierbei gewonnenen Alkalisalze der Fettsäuren bilden den Seifenkern, alle anderen Nebenprodukte der Herstellung, die sich in der Unterlauge befinden, spielen in der späteren Seife keine Rolle mehr. Die Konsistenz von Seifenprodukten hängt von der eingesetzten Fettsäure und dem durch Beigabe der Lauge gewonnenen chemischen Produkt ab.

Entsteht durch Zugabe von Natriumchlorid und dem damit verbundenen chemischen Prozess aus dem Seifenleim ein Seifenkern, dann erhält der Seifensieder eine eher feste Seife (Kernseife). Durch Einsatz von Kalilaugen bilden sich eher weiche bis schmierige Seifen (Schmierseifen), die sich gut mit Wasser mischen lassen. Die Seife heute Seifen zählen auch heute noch zu den bekanntesten waschaktiven Substanzen und Duftträgern. Ihre Verwendung finden sie vor allem im Bereich der Körperpflege, während synthetische Tenside die Seife als Waschmittel von Textilien fast vollständig verdrängt haben. Neben der industriellen Herstellung von Seife erleben handgefertigte Naturseifen aktuell eine Art Renaissance. Ziel der modernen Seifensieder ist stets, eine möglichst hochwertige Qualität des Produktes zu erzielen. Synthetische Tenside, Konservierungsstoffe, Silikone und Weichmacher werden wieder durch natürliche Inhaltsstoffe wie Olivenöl und Tonerde ersetzt. Jens Wacker