Ab der Zeit der Tag-Nacht-Gleiche im Frühjahr (20. März 2016) ist die Nordhalbkugel stärker der Sonne zugeneigt, als die Südhalbkugel. Die Sonneneinstrahlung trifft steil auf die Erdoberfläche und sorgt dafür, dass sich die nördliche Hemisphäre des Planeten je nach Oberflächenrelief und Strahlungsleistung mehr oder minder stark erwärmt. Der Sonnenverlauf bildet in dieser Zeit einen hohen Bogen. Die Folge: Frühling und Sommer auf der Nordhalbkugel. Die Südhalbkugel erwartet hingegen die Jahreszeiten Herbst und Winter. Grund hierfür ist der Neigungswinkel der Erdachse (aktuell 66,6°), der es nicht zulässt, dass die Sonne zu jeder Zeit alle Teile der Nord- und Südhalbkugel in gleichem Maß erreicht. Ein halbes Jahr später zur Tag-Nacht-Gleiche im Spätjahr (22. September 2016) befindet sich die Erde auf genau dem gegenüberliegenden Punkt ihrer Bahn um die Sonne.
Die Nordhalbkugel ist der Sonne abgeneigt, nur noch flache Sonnenstrahlen treffen auf die Oberfläche, die Sonnenbahn verflacht sich deutlich und die Nordhalbkugel kühlt sich ab. Die Folge: Herbst und Winter im Bereich der Nordhalbkugel. Die Südhalbkugel? Exakt, genau das Gegenteil.
Nur dieses Mal spielt der Neigungswinkel der Erde der Südhalbkugel in die Karten, die sich über Frühling und Sommer freuen darf.
Im Bereich des Äquators ändert sich in den (Übergangs-) Jahreszeiten Frühling und Herbst und den (Haupt-)Jahreszeiten Sommer und Winter im Vergleich zu der nördlichen und südlichen Hemisphäre der Erde recht wenig. Zwölf Stunden Nacht und zwölf Stunden Tag sowie über den Jahresverlauf annähernd konstant bleibende Temperaturen sind das Ergebnis. Dementsprechend spricht man im Bereich des Äquators auch von Tagesklima, während im Bereich der Nord- und Südhalbkugel ein Jahreszeitenklima vorherrscht.
In den Tropen und Subtropen gibt es übrigens nur zwei Jahreszeiten: Die Regen- und die Trockenzeit.
Das bekannte Phänomen der andauernden Nacht ist verstärkt in unmittelbarer Nähe zum Süd- und Nordpol anzutreffen. Im Winter ist dort über einen Zeitraum von sechs Monaten keine Sonne anzutreffen. Im Sommer dreht sich das Spiel und die Sonne geht ein halbes Jahr lang nicht unter. Mit steigender Entfernung zu den Polen schwächt sich die Ausprägung des Phänomens ab. Laut der Website visitsweden.com teilen die Samen „das Jahr in acht Jahreszeiten ein, um das Wechselspiel der Natur zu verdeutlichen und den Fokus auf das zu legen, was im jeweiligen Stadium der Natur wichtig ist“.
Andere Völker wie beispielsweise die Aborigines verfolgen einen ähnlichen Ansatz, um auf Grundlage der klimatischen Verhältnisse vor Ort, eine für sie passende Einteilung des Jahres vorzunehmen. In Russland wird der Kanon der hiesig bekannten vier Jahreszeiten um die so genannte Rasputiza (russisch für Wegelosigkeit) ergänzt. Die Rasputiza umfasst die Schneeschmelze im Frühjahr und Regenzeit im Herbst, die dafür sorgt, dass Wege aufgeweicht und in der Folge unbefahrbar werden. Nicht ohne Grund wird Rasputiza in der deutschen Erklärung als Schlammzeit beziehungsweise Schlammperiode bezeichnet. In Finnland kennt man diese Jahreszeit als rospuutto (Straßenlosigkeit). Jens Wacker