Alles auf Anfang

„Wir sind die Generation, die alles schon einmal erlebt hat. Das meiste davon sogar schon zweimal“, sagte der Radiomoderator Michael Wirbitzky in der SWR3-Morningshow. Das ist natürlich überzogen, sachlich falsch, der Generation mittleren Alters entsprechend überheblich - und doch im Kern wahr. Die Frage ist, was uns noch beeindrucken kann, wenn alles irgendwie irgendwann von irgendwem schon einmal probiert, entwickelt, gesagt, gesungen, belacht, beweint und schließlich abgetan wurde. Sympathisch ist jedoch die Haltung, weiterhin neugierig zu bleiben, immer noch zuhören zu wollen und sich nicht davon abhalten zu lassen, selbst einen Neuanfang zu wagen – gleichgültig, wie oft dieser Weg bereits von anderen beschritten wurde. Vielleicht sogar von einem selbst. Immer wieder neu bedeutet auch immer wieder eine neue Chance, einen neuen Blick auf die Welt, auf das Leben. Denn selbst wenn man schon hundertmal seinen Garten betrachtet hat, bedeutet das noch lange nicht, dass es nichts Neues zu entdecken gibt. Es ist eine Frage der inneren Einstellung, ob man in der Routine verweilt oder seine Welt mit neugierigen Augen wahrnehmen will. Das zweite ist anstrengender und manchmal bedarf es auch des Mutes, Altes zu verlassen und Neues zu akzeptieren – aber es ist schöner, positiver und macht deutlich jünger. Trotz Geburtsjahr, Lachfältchen oder Stützstrumpf. 

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Chili Magazin