Die Geschichte des Weihnachtsmanns

Wer bringt Weihnachten eigentlich die Geschenke? Der Weihnachtsmann oder das Christkind? Und welche Rolle spielt Nikolaus?

Es ist ein langer Entwicklungsprozess, der aus einem frühchristlichen Bischof einen sympathischen älteren Herrn mit Knubbelnase und rosigem Gesicht gemacht hat, der sich durch Schornsteine zwängt, um die Kinder an Weihnachten zu beschenken. Der Weihnachtsmann ist auf Bischof Nikolaus von Myra (Lykien/Türkei) zurückzuführen. Dieser wurde der Legende nach im Jahre 270 in der kleinasiatischen Stadt Patara geboren und starb am 6. Dezember 343. Möglicherweise spielt für die Legenden um den Heiligen Nikolaus auch ein zweiter Bischof namens Nikolaus von Pinara eine Rolle, der allerdings erst im 6. Jahrhundert lebte. Nikolaus von Myra wurde von der Ostkirche bereits seit dem sechsten Jahrhundert als Heiliger verehrt. Ihm wurde nachgesagt, er habe sich immer sehr um die Armen und besonders die Kinder gekümmert und ihnen nachts heimlich Geschenke gebracht. Im Mittelalter wurde das Beschenken der Kleinen, der Armen und auch der Dienstboten am 6. Dezember ein Teil dieses Kultes - und ist es bis heute.

Mit Martin Luther aber wurde es kompliziert. Der große Reformator schaffte um das Jahr 1535 für die deutschen Protestanten die Bescherung am Nikolausabend ab. Schließlich ging es da um die Verehrung eines Heiligen, der Einfluss auf das irdische Leben haben sollte - und damit hatte Luther ein Problem. Stattdessen sollte nun der Heilige Christ, also Christus - später als Christkind verniedlicht und als kindlicher Jesus missverstanden - an Weihnachten Geschenke bringen. Anhänger fand dieser ursprünglich protestantische Brauch in Deutschland seit 1900 dann auch unter den Katholiken. Und das Christkind verwandelte sich zunehmend in ein mit Goldlöckchen ausgestattetes engelhaftes Wesen, das mit Jesus nicht mehr viel gemein zu haben scheint. In den folgenden 30 Jahren wechselten Christkind und Nikolaus zunehmend die Seiten, sodass Kinder im überwiegend katholischen Süden und Westen schließlich Luthers Christkind den Vorzug gaben, im Osten und Norden dagegen dem Nikolaus - allerdings in seiner neuen Gestalt: dem Weihnachtsmann. Der ursprünglich als Bischof dargestellte Nikolaus verwandelte sich zunehmend in seine regional verschiedenen Begleiter und Gehilfen wie Knecht Ruprecht und übernahm die Stiefel, den Sack und die Rute, behielt jedoch den Mantel und den - allerdings zunehmend abgewandelten - Bischofshut.

Die heutige Darstellung des Weihnachtsmannes entwickelte sich mit seiner Auswanderung nach Amerika. Dort verschmolz der holländische Sinterklaas, der noch eher einem asketischen Heiligen ähnelte, mit dem englischen Father Christmas zu dem heutigen Santa Claus. Die Weihnachtsliteratur nahm Einfluss auf sein Äußeres und die Art und Anzahl seiner Begleiter. Elfen und Rudolph, das Rentier, halfen Santa Claus bei seiner gigantischen Aufgabe, allen Kindern weltweit Weihnachten eine Freude zu bereiten. Zudem wurden sein Erscheinungsbild und seine Gestalt mit den Jahren immer vergnügter und gütiger. Von einem asketischen Heiligen war keine Rede mehr. Während des amerikanischen Bürgerkriegs, im Jahre 1863, zeichnete der ursprünglich aus Landau stammende Thomas Nast, der als Emigrant zum bekanntesten politischen Karikaturist der USA im 19. Jahrhundert avancierte, erstmals Santa Claus für das Wochenmagazin Harper's Weekly - und legte damit gewissermaßen fest, wie der Nikolaus von nun an aussehen würde: rundlich, witzig und mit langem Rauschebart. Auch legte er die Farben rot und weiß fest und wechselte so das bis dahin vorherrschende Grün ab. Auch in Deutschland setzte sich diese Darstellung durch. Und seit ein bekannter amerikanischer Brausehersteller bereits ab den 1920er Jahren Jahr für Jahr auf die Hilfe des Weihnachtsmanns hoffen darf, hat sich der Weihnachtsmann in allen Generationen auch international etabliert.