Der Luchs kehrt zurück

Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands und eignet sich damit für die Wiederansiedlung von Luchsen, deren Lebensraum laut Expertenmeinung durchaus rund 400 Quadratkilometer betragen kann. Der Luchs wandert nämlich gerne und viel. Verkehrsschneisen bilden insbesondere für die Jungtiere gefährliche Hindernisse. Zurzeit ist geplant, dass in den kommenden Jahren rund 20 Luchse den Pfälzerwald bevölkern sollen. Der wahrscheinliche Start wird schon in der kommenden Wintersaison sein. Nach und nach sollen die großen Wildkatzen mit den für sie typischen Pinselohren in der Schweiz und in der Slowakei lebend gefangen werden und nach einer Beobachtungs- und Quarantänezeit in der Pfalz eine neue Heimat finden. Diese wird nach ersten Plänen das Staatswaldgebiet sein, das immerhin rund 70 Prozent des Pfälzerwaldes ausmacht.

Nach Möglichkeit und Fangerfolg sollen pro Jahr drei bis vier Luchse auf diese Weise umgesiedelt werden. Die Menge kann variieren. Die Um- beziehungsweise Ansiedlung soll bis 2020 abgeschlossen sein, doch werden die großen Katzen weiterhin beobachtet und betreut. Sie werden mit Chip und GPSHalsband ausgestattet, so dass sie identifiziert und ihre Wanderung nachvollzogen werden kann. Mit den GPS-Daten erhält man einen Einblick, welchen Lebensraum sich die Luchse erschließen und welche eventuellen Lücken mit weiteren Pinselohren besetzt werden können. Mit der Luchsansiedlung im Pfälzerwald will man die Art schützen, die der Mensch vor Jahren in unserer Region schon nahezu ausgerottet hat.

Seit 2009 wurde kein Luchs mehr im Pfälzerwald nachgewiesen. Zwar gibt es Luchse im Bayrischen Wald, doch dort stagniert ihre Zahl, was darauf schließen lässt, dass sie den ihnen angebotenen Lebensraum aus bislang nicht geklärten Gründen nicht wirklich annehmen. Ein weiteres Luchs-Projekt im Harz wird hingegen als sehr erfolgreich eingeschätzt. Mittlerweile leidet die sich entwickelnde Luchs-Population unter Platzproblemen, so dass Jungtiere gerne ihren Lebensraum auch in angrenzende Wälder ausdehnten, würden die Autobahnen ihnen nicht den Zugang versperren. Ferner soll durch ein gesundes Räuber-Beute-Verhältnis der Wald an sich geschützt werden. So sieht es auch der Landesjagdverband.

Der Luchs ist der drittgrößte Beutegreifer Europas und jagt je nach Region vor allem Rehe, Gämse oder Rentiere. Da er jedoch auch als Räuber für Schafe und Ziegen auftritt – und auch wegen seines begehrten Fells -, wurde er in den vergangenen Jahrhunderten konsequent gejagt, so dass er aus weiten Teilen Mittelund Südeuropas verschwand. Nun unterliegen Luchse in Rheinland-Pfalz dem Jagdrecht – haben aber eine ganzjährige Schonzeit. Damit genießt die Großkatze den doppelten Schutz von Naturschutz- und Jagdrecht, denn Jäger sind zur Hege von Wildarten verpflichtet, die dem Jagdrecht unterliegen. Die Schäfer sehen dem Projekt naturgemäß nicht so freudig entgegen, obwohl die Landesregierung ihnen eine Entschädigung zugesagt hat, falls sie durch die Ansiedlung Verluste hinnehmen müssten. Für das auf sechs Jahre angelegte Projekt hat das Mainzer Umweltministerium 400.000 Euro bereitgestellt. Fördergelder in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro kommen aus EU-Töpfen. Insgesamt wird mit Kosten in Höhe von 2,75 Millionen Euro für das Projekt gerechnet, an dem auch der WWF und die Deutsche Wildtierstiftung beteiligt sind.

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