Natürlich gärtnern

Während die Arbeit im Garten in den Wintermonaten ruhte, werden bereits Pläne für die kommende Freiluftsaison geschmiedet. Der Trend geht zum Naturgarten, in dem Pfl anzen wachsen, die beispielsweise für Bienen oder Schmetterlinge interessant sind. Tatsächlich sind Mischungen aus Blumenzwiebeln und Blumenknollen erhältlich, die gemeinsam eine Oase für Schmetterlinge bilden. Auch Bienen erhalten ihre Aufmerksamkeit mit dem Angebot an ausgewählten Blumenknollen. Dazu zählen gelbe Dahlien oder blaue Anemonen.

Auch eine gemischte Ansammlung von Wildblumen fi ndet wohlwollende Zustimmung bei den Bienen. So genannte Insektenhotels – das sind künstliche Nist- und Überwinterungshilfen für Insekten, meist Hölzer, in denen unterschiedliche Löcher den kleinen Tierchen Unterschlupf bieten – sind für die Ansiedlung der Nützlinge hilfreich. Für sie wird das Überleben in den Städten immer schwieriger und mit dem zusätzlichen Nahrungsangebot in Beeten, Kübeln oder Balkonkästen werden die kleinen Helfer unterstützt.

Ein Garten, der so angelegt ist, dass er im Einklang mit natürlichen Kreisläufen gedeiht, trägt auf angenehme Weise ein Stück zur biologischen Vielfalt bei. Naturgärten sind jedoch nicht nur wegen der Insekten eine beliebte Alternative zum arrangierten Ziergarten. Meist bevorzugen Hobbygärtner den Naturgarten wegen der größeren Pfl anzenvielfalt und oftmals auch wegen des geringeren Arbeitsaufwands. Letzteres lässt sich realisieren, wenn man bereit ist, auch Pfl anzen, die man bislang mit missbilligendem Unterton als Unkraut bezeichnete, künftig zu akzeptieren und auf andere Spezialitäten zu verzichten. Oder wenn man mit einigen natürlichen Tricks wie das Anpfl anzen von Bodendeckern den Raum für eigenständig wachsendes Kraut verringert.

Viele moderne Gärten haben mit der freien Natur nicht viel gemeinsam. Regelmäßig werden Hobbygärtner mit brandneuen, teilweise spektakulären Pfl anzenzüchtungen konfrontiert. Möhren sind plötzlich nicht mehr lang und schmal, sondern kugelrund. Die Tulpe opfert ihre Farbigkeit zugunsten der in der freien Natur gänzlich unbekannten Blütenfarbe schwarz und der Rote Sonnenhut ist schon lange nicht mehr nur in Rot zu haben. Da wird der Gang durchs Gartencenter zur Offenbarung für jeden, der auf neidvolle Blicke seiner Nachbarn aus ist oder die Natur seinem Geschmack unterordnen will. Neueste Trends weisen jedoch auch auf weniger Perfektion im Beet hin. Längst hat sich aus dem Klischee des verwilderten, sich selbst überlassenen Hausgartens eine moderne Art des Gärtnerns entwickelt, die immer mehr Anhänger findet.

Eine Art, die ebenso wie das konventionelle Gärtnern auf Übung und Erfahrung beruht und mittels Fachbücher und -vorträge leicht erlernt werden kann. Auch beim natürlichen Gärtnern gibt es gewisse Steigerungsstufen. Kriterien sind die Auswahl und Kombination von Pfl anzen, die regionaltypisch sind und nicht einer Spezialzüchtung entspringen, der Verzicht auf Dünge- und Spritzmittel, die Ausdauer und Geduld, auf Bewässerung – auch in Trockenperioden – zu verzichten, und das Akzeptieren von Verblühtem und Totholz. Wie gesagt, man kann sich als Gärtner betätigen, helfend unterstützen oder sich auch gänzlich des menschlichen Eingriffs enthalten. Eines jedoch ist sicher: der Naturgärtner braucht mehr Toleranz als Ordnungsliebe. Tatsächlich ist es möglich, Ordnung auf vielerlei Weise zu defi nieren – es kommt auf den Blickwinkel an. Die Ordnung der Natur hat wenig gemein mit dem Gestaltungsdrang der Menschen. Der Trend zum ursprünglichen Naturgarten gibt den Gartenpfl anzen die Möglichkeit, sich wieder miteinander zu verbinden, ohne dass der Mensch den Takt vorgibt.

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