Mode als Signal

Man könnte meinen, über Mode sei bereits alles gesagt und geschrieben worden. Wahrscheinlich stimmt das sogar. Und doch beschäftigt sich jeder täglich auf seine Art mit ihr. Der morgendliche Griff in den Kleiderschrank ist für den einen reiner Automatismus, für den anderen die Herausforderung des Tages. Kommt neben dem Alltäglichen noch eine außergewöhnliche Situation hinzu, wird die Wahl des Outfi ts um mehrere Gedankengänge reicher. Wir haben eine kleine Umfrage zum Thema Mode unternommen und ein paar ganz erstaunliche Antworten erhalten. Die Anzahl an männlichen Teilnehmern an diesem doch durch und durch weiblichen Umfragethema hat uns bereits erstaunt, denn knapp die Hälfte der Antwortenden sind Männer.

Schön fanden wir, dass es für die überwältigende Mehrzahl der Teilnehmer ein Vergnügen ist, Bekleidung einzukaufen. Mehr als 89 Prozent der Befragten kauft Bekleidung nicht online, sondern in Boutiquen, beim Herrenausstatter (68 Prozent) oder in Bekleidungshäusern (48 Prozent).Mode wird wahrgenommen als eine Form der Kommunikation, mit der man ausdrückt, wer man ist oder sein möchte, wie man sich fühlt oder in welcher Situation man sich gerade befi ndet. Das alleine verlangt schon eine Auseinandersetzung mit sich selbst, dem Moment und seinen Mitmenschen. Die Aufmerksamkeit, die man dem Augenblick gewährt und durch sein Outfit bewertet, ist in seiner positiven Ausrichtung eine Form der Achtsamkeit. Normalerweise huschen wir alle durch die Zeit, ohne sie am Verstreichen zu hindern. Doch wer bereits morgens bei der Wahl der Garderobe seine Persönlichkeit, seine Stimmung und die Ereignisse des Tages wahrnimmt, lebt pointiert.

Mit Mode senden wir Signale an unsere Umwelt. Werden sie verstanden und vielleicht sogar zurückgesandt, dann bedeutet dies, dass man eventuell der gleichen Gruppe zugehörig ist – oder eben nicht. Möchte man im Hintergrund verschwinden, eine Rolle spielen, auffallen, ernst, verspielt oder etwa geschäftig im Gegensatz zur Freizeitattitude erscheinen? Nimmt man das Leben sportlich, praktisch, klischeehaft oder sieht man sich eher androgyn? Mode sagt sehr viel mehr aus, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Daher sollte Kleidung mit Bedacht gewählt werden. Jeden Morgen aufs Neue. Die Umfrageteilnehmer haben dies bestätigt. 56 Prozent geben an, dass Mode eine Form der Kommunikation ist. Unter den männlichen Antwortenden sind sich 90 Prozent der Kommunikation durch ihr Outfi t bewusst und lediglich 33 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen setzen mit Mode eine gezielte Information ab. Jedoch 92 Prozent aller Befragten (Männer und Frauen sehen das nahezu gleich) sagten aus, dass sie sie als Ausdruck der Laune, der Persönlichkeit und der Situation ansehen.

Nur acht Prozent betrachten Kleidung als eine Frage der Notwendigkeit. Lediglich vier Prozent haben sich aus dem morgendlichen Kleiderwahlstress verabschiedet, in dem sie eine einzige Farbe in ihrem täglichen Outfi t bevorzugen. Auch hier eine Überraschung, denn es sind die Damen, die sich scheinbar eher farblich festlegen. Tatsächlich ist Mode für nahezu niemanden völlig nebensächlich und nur vier Prozent sehen Mode als überschätzt und teuer an, was ebenfalls ein weibliches Empfi nden ist. Das Einkaufserlebnis wird unterschiedlich wahrgenommen. Für etwa 35 Prozent der Umfrageteilnehmer ist der Einkauf von Kleidung entspannend. Männer sehen das sogar entspannter als Frauen (40 Prozent zu 33 Prozent). Immerhin 29 Prozent der Antwortenden gaben zu, beim Einkaufen der Gefahr eines Kaufrauschs zu unterliegen. Hier hatten die Damen mit 36 Prozent vor den Herren mit 20 Prozent die Nase vorn.

27 Prozent aller Antwortenden ist der Klamottenkauf ein Gräuel. Auch darin führen die Damen mit etwa 30 Prozent vor den Herren mit 19 Prozent. Betrachtet man die Antworten der nächsten Frage, in der wir uns nach dem Ort des Einkaufs erkundigten, so gaben 89 Prozent der Umfrageteilnehmer an, am liebsten in einer oder zwei Boutiquen beziehungsweise Herrenausstatter einzukaufen. Der inhabergeführte Einzelhandel vor Ort hat also seinen Vorteil erfolgreich genutzt, indem er Beratung und Atmosphäre für die Kunden erlebbar und angenehm gestaltete. Das Einkaufen in großen Bekleidungshäusern ist besonders bei Männern beliebt, die jedoch ebenfalls bei einem Herrenausstatter in ihrer Nähe einkaufen (51 Prozent).

Online Einkaufen ist zwar ein Thema, jedoch nur bei 17 Prozent, die laut ihrer Angaben durchaus auch offl ine einkaufen, und somit nur einen Teil ihrer Bekleidung im Internet bestellen. Auffallend ist dabei, dass diejenigen, die Boutiquen oder Herrenausstattern den großen Bekleidungshäusern vorziehen, auch online bestellen. Der Verdacht liegt nahe, dass diese Käufer ein hohes Markenbewusstsein haben und dann online gehen, wenn sie Einzelteile im Einzelhandel vor Ort nicht vorfi nden. Insgesamt scheint Männern und Frauen ihr Outfi t gleichsam wichtig zu sein, wobei Männer Mode offensichtlich bewusster einsetzen und damit ernster nehmen als Frauen, für die modische Bekleidung ein reines Vergnügen ist. Gute Aussichten für den Einzelhandel.

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