Mobilitätswandel im kommunalen Fokus

Wie stellen sich Stadtplaner die Zukunft der Mobilität in Zeiten der Klimaschutzdiskussionen vor? Alle Autos aus der Stadt zu verbannen, ist unmöglich, aber für alle Autos freie Fahrt in die Stadt zu gewährleisten, ist auf lange Sicht ebenso unmöglich. Wie kann der Spagat gelingen, dass die Erreichbarkeit der Stadt mit seinen Geschäften, Unternehmen, Schulen, Einrichtungen und Privathäusern gewährleistet wird, Berufstätige flexibel bleiben, Parkraum ausreicht, die Luft zum Atmen sauber ist, schwächere Verkehrsteilnehmer geschützt sind und die Stadt als Lebensraum attraktiv bleibt – kurzum: alle glücklich sind? Ein Spagat, dessen vollendete Ausrichtung der Zeit bedarf!

Landau hat ein ganzheitliches, integriertes Mobilitätskonzept entwickelt, an dem die Politik, die Stadtplaner, Gutachter und Bürger beteiligt waren. In die Entwicklung sind die Überlegungen aus Sicht aller Verkehrsteilnehmer und aller Bürgergruppen eingeflossen. Die Umsetzung der Pläne erfordert Geduld, Investitionen und auch Überzeugungskraft. Oberbürgermeister Thomas Hirsch spricht von 200 einzelnen Maßnahmen, die Zug um Zug umgesetzt werden müssen.

Eine wichtige Maßnahme wird es sein, Vorrangrouten in Landau für jeweilige Mobilitätsarten einzurichten. So werde laut Hirsch beispielsweise in der Rheinstraße den Autos Vorrang gewährt, der innere Altstadtring ist als Vorrangroute für Radfahrer gedacht. „Wir müssen jedoch auch bedenken, dass wir Bürgern den Zugang zur Stadt ermöglichen müssen, deren individuelle Mobilität eingeschränkt ist, wie zum Beispiel Senioren“, erklärt Hirsch. Deshalb sei geplant, einen kostenlosen Shuttle-Service einzurichten, der im 20-Minuten-Takt auf dem inneren Ring die Parkplätze anfahre. So könne man zu- und aussteigen und bequem die Innenstadt und anschließend wieder sein Auto am Parkplatz erreichen.

Zu den kommunalen Aufgaben gehöre es, so Hirsch, den Schulbusverkehr zu gewährleisten, nicht jedoch der allgemeine öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Kommunen seien jedoch bestrebt, den ÖPNV trotz der aufkommenden Kosten in ihren Verantwortungsbereich zu bekommen, um somit Einfluss auf Taktung und Routen zu erhalten. Denn diese gelte es zu verbessern, auch im Hinblick auf die Anbindung der Stadtdörfer Landaus. „Landau darf sich über Vollbeschäftigung freuen, allerdings nicht über einen Überhang an Wohnraum. Wenn wir Fachkräfte anwerben wollen, so müssen wir gewährleisten, dass Arbeitnehmer mit Familien auch in das Umfeld von Landau ziehen können bei einer guten Erreichbarkeit der Stadt.

Das Landauer Mobilitätskonzept sieht eine schnellstmögliche Verbesserung der Radinfrastruktur vor. Dabei ist Landau dem Förderaufruf des Bundesumweltministeriums Klimaschutz durch Radverkehr gefolgt und reichte Pläne für sein Projekt Bildungsradnetz ein. Dieses sieht vor, einen Fahrradring rund um die Innenstadt einzurichten, der insbesondere die schulischen und universitären Bildungsstätten im Stadtgebiet miteinander und dem ÖPNV verknüpfen soll. Für die baulichen Maßnahmen und die anschließende Imagekampagne sind rund elf Millionen Euro veranschlagt. Der Oberbürgermeister hofft, mit dem Bildungsradnetz und den Vorrangrouten die Zahl der Radfahrer in Landau langfristig verdoppeln zu können. Ob das Projekt tatsächlich gefördert wird, entscheidet sich in einem zweistufigen Verfahren, das zurzeit noch andauert. Sollte der Förderzuschlag nicht erfolgen, so werde laut Hirsch das Projekt trotzdem in Angriff genommen.

Insgesamt werde an dem Ausbau der Mobilitätsalternativen gearbeitet, bestätigt der Oberbürgermeister. Fahrradparkhäuser, Stellplätze, Ladestationen für E-Bikes und E-Autos, die Einrichtungen von Fernradstraßen – beispielsweise zwischen Neustadt und Landau – seien Maßnahmen, die flankierend eine Wende erst ermöglichten. Dabei müsse man auch über die Reaktivierung von Trassen der Bundesbahn nachdenken und Kapazitäten im Bahnverkehr erweitern.

„Nur wenn wir Alternativen anbieten, die es den Menschen einfach machen und ihnen einen Umstieg vom Auto auf andere Verkehrsmittel komfortabel ermöglichen, werden wir den Mobilitätswandel schaffen“, bekräftigt der Oberbürgermeister.     

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