Die Sicht der Dinge

Diskussionen sind Gespräche zwischen zwei oder mehreren Personen, in denen ein Thema untersucht werden soll. Zu diesem Zweck äußern die Diskutanten ihre Sichtweisen und erläutern ihre Argumente. Das Wort Diskussion stammt vom lateinischen Substantiv discussio, was mit Untersuchung übersetzt werden kann. Diskussionen fi nden im privaten Bereich, in Unternehmen und in der Politik statt. Sie werden mündlich und auch schriftlich in Form von Presseartikeln, Leserbriefen oder als Kommentare zu Artikeln in Plattformen der sozialen Medien geführt.

Ein guter Diskussionsstil zeichnet sich durch gegenseitiges Zuhören und den Versuch zu verstehen aus. Ziel einer Diskussion soll sein, zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen und eine bestmögliche Lösung, einen Fortschritt oder eine verbesserte Herangehensweise zu finden. Niederbrüllen, Rechthabereien oder Durchsetzen von Macht waren ursprünglich nicht das Anliegen von Diskutanten. Leider verrücken die Intentionen zunehmend. Bei politischen Podiumsdiskussionen fällt auf, dass im Anschluss ein Gewinner herausgedeutet werden muss. Dabei wäre es doch erstrebenswert, dass der Austausch von Informationen, Gedanken und Sichtweisen an sich ein Gewinn für alle ist.

Jeder Mensch betrachtet einen Sachverhalt hauptsächlich aus seinem Blickwinkel, der ihm eine ganz bestimmte Sichtweise ermöglicht. Verglichen mit anderen Blickwinkeln können sich Unterschiede auftun, die aber nicht minder berechtigt sind. Nur in der Ergänzung aller Perspektiven ergibt sich ein stimmiges Bild. Sozusagen in 3-D. Allein in unserer Redaktion diskutieren wir viele Gedanken und Sachverhalte. Wir tragen zusammen und schieben Argumente, Erfahrungen und Informationen solange hin und her, bis wir den Eindruck haben, dass wir ein Themengebiet erfassen können. Zuhören hilft dabei. Denken auch.

Manchmal ist es nicht schlecht, wenn wir Gedanken auch nebeneinander stehen lassen, um schlüssig darzustellen, aus welcher Perspektive die Sichtweise entstanden ist, um der Komplexität eines Themengebiets gerecht zu werden. In dieser Ausgabe lassen wir die Portraits der Menschen, die wir befragt haben, nebeneinander stehen. Sie zeigen in ihrer Vielfalt Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Sie zeigen auch, dass viele Facetten ein Ganzes ergeben. Man muss nicht jedem Recht geben, nicht alles schön finden und es besteht kein Bedarf, alles Gesagte, Gehörte, Gesehene oder Gelesene auf sich zu beziehen. Es reicht, wenn man bereit ist, zuzuhören und einen Augenblick lang dem eigenen Gehirn das Denken anderer Gedanken gestattet. Die Fachbegriffe dafür lauten Neugier, Toleranz und Aufgeschlossenheit. Sie machen die Welt nicht komplizierter, sondern einfacher, interessanter, fröhlicher und heller