Ambiente am Rhein bleibt erhalten

Das Festival des deutschen Films auf der Parkinsel in Ludwighafen ist ein Aushängeschild für die Stadt und weit über darüber hinaus. Nach der Berlinale ist es das zweitgrößte unter rund 400 Festivals bundesweit.

Seit 2005 präsentiert das Festival des deutschen Films eine sorgfältige Auswahl der besten deutschen Filme, ein Autorenkino der Gegenwart. Wie ein Magnet zieht es Filmautoren, Regisseure und Schauspieler auf das Festivalgelände am Rheinufer. Dort fühlen sie sich zu Hause, dort werden sie gehört. Bei den „Strandgesprächen“ lässt es sich unter hohen alten Bäumen nicht nur über Filme und Filmpolitik reden, sondern ganz entspannt auch über das Leben als solches.

Das Konzept ging auf: Kamen im Premierenjahr nur rund 10.000 Besucher, waren es ein Jahr später bereits 17.000. Sie eroberten sich die Parkinsel, entdeckten neue deutsche Filme, diskutierten mit den Filmemachern - und das oft bis tief in die Nacht. Im Rekordjahr 2019 zählten die Veranstalter unglaubliche 120.000 Besucher. 2020 fiel das Festival pandemiebedingt aus. 2021 waren unter Corona-Auflagen nur noch 60.000 Besucher möglich.

Ende August startet die 18. Ausgabe, dieses Mal aber nach langwierigen, teils hitzigen Diskussionen über Umweltschäden und Forderungen nach einer Verlegung des Standorts, die vor Ort, aber auch medial geführt wurden. Zurück zur Normalität hieße wohl, dass ein neuer Be- sucherrekord wahrscheinlich wäre – das will aber niemand, am allerwenigsten die Anwohner. Diese haben sich in der Interessengemeinschaft (IG) Stadtpark zusammengeschlossen „und suchen den konstruktiven Dialog zur Vereinbarkeit von Kultur, Natur und Mensch“, wie es auf der Homepage der IG (parkinsel.org) heißt. Die Belastung für das etwa ein Hektar umfassende Festivalareal durch die „stetig wachsende Großveranstaltung“ sieht die IG jedenfalls zunehmend kritisch. Die Grenze des Wachstums sei nun erreicht. Selbst das Team um Festivaldirektor Michael Kötz hält „ein Ende des Wachstums“ für geboten und kündigte Mitte März einen „Rückbau“ des Festivals von vier auf künftig drei Kinos an.

Bei einem Ortstermin mit Vertretern der IG, Fachleuten und Stadträten waren noch immer Spuren aus dem Vorjahr zu sehen: „Schäden an den Platanen, insbesondere im Wurzelbereich sowie sichtbare Bodenverdichtungen“, erklärte ein Forstwirtschaftsexperte aus Speyer. „Wenn wir die Baumbestände weiter so beschädigen, sind sie in 20 Jahren ebenso Geschichte wie der attraktive Standort.“ Als mögliche Alternativstandorte wurden der Ebertpark und ein ehe- maliges Hafengelände vorgeschlagen. Diese seien aus Sicht der Stadtverwaltung aber ungeeignet, aus ganz verschiedenen Gründen. So sei etwa der Ebertpark schon jetzt der am stärksten frequentierte Park der Stadt. Noch mehr „Nutzungsdruck“ sei nicht vertretbar. Das Festival lebe von der einzigartigen Atmosphäre und dem Flair auf der Parkinsel, folgt die Verwaltung den Argumenten der Befürworter.

Inzwischen hat der Hauptausschuss der Stadt Ludwigshafen entschieden: In der Aussprache werteten die Sprecher der Fraktionen das Kinoereignis in dem 28 Hektar großen Landschaftsschutzgebiet als „kulturellen Leuchtturm“ für die Stadt, sogar von einer Veranstaltung „auf Weltniveau“ war die Rede. Mit Ausnahme der Linken stimmte eine deutliche Mehrheit dafür, das Filmfestival am aktuellen Standort zu erhalten. Dafür werden künftig strenge Auflagen gemacht. Der Veranstalter soll noch mehr als bisher dazu verpflichtet werden, für einen Ausgleich der Interessen zu sorgen - von der Kultur auf der einen und Naturschutz sowie Anwohnerinteressen auf der anderen Seite. So soll die Großveranstaltung mit ihrem besonderen Ambiente direkt am Rheinufer langfristig gesichert werden.

Konkret bedeutet dies, dass es eine Obergrenze für die bespielbare Fläche geben soll. Außerdem dürfe das Festivalgelände nicht über die Grenzen aus dem Jahr 2019 ausgedehnt werden. Beachtet werden muss dem aktuellen Beschluss zufolge auch ein festgelegter Zeitraum für das Festival inklusive Auf- und Abbau. Für den wird es eine ökologische Baubegleitung geben. Beauftragt und finanziert wird sie vom Veranstalter. Weil es tiefe Spuren großer Fahrzeuge auf der Parkinsel gibt, die bis heute noch zu sehen sind, sollen etwa die Lkw die befestigten Wege soweit möglich nicht verlassen. Zudem dürfen Baum- und Heckenschnitt künftig nur noch von städtischem Personal vorgenommen werden.

Insgesamt sollen die Arbeiten während, vor und nach dem Festival streng von der Stadt begleitet werden. Auch das Anreise-, Verkehrs- und Parkkonzept soll kontinuierlich verbessert und Erfahrungen aus den Vorjahren berücksichtigt werden. Vor allem das Parkverbot im verkehrsberuhigten Bereich der Parkstraße wird wohl in Zukunft strenger durchgesetzt werden. Das gelte auch für die Fahrzeuge des Veranstalters.

Deutlich geworden ist aber: Fast alle Parteien bekennen sich zu dem Kinoereignis auf der Parkinsel, solange die Auflagen eingehalten werden.

Das 18. Filmfestival findet vom 24. August bis 11. September statt. Das Programm stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.