Sonne, Wind und Wellen

Wenn Sonne, Wind und Wellen das Ich ins Gleichgewicht bringen sollen, dann benötigt es noch weiterer Komponenten. Ein bereites Ich zum Beispiel. Das Ich ist ein fragiles Instrument, auf dem Töne anders klingen können, wenn man es falsch oder zum falschen Zeitpunkt anschlägt. Das Ich bringt die Konditionen mit, die es zum Glücklichsein bedarf. Es ist ein Spiel, ein Versuch, ein Versprechen und ein Scheitern mit der Chance zum Neuversuch. Balance durch Austarieren. Wellen helfen dem Ich, sich zu finden. Denn in der stetigen Bewegung, in der Gleichförmigkeit des Unterschieds, im Kommen und Gehen steckt der Optimismus. Es war, es ist und es wird immer sein. Mal mehr, mal weniger, mal ruhig oder stürmisch. Doch immer bleibt es in der Summe konstant. Wie gut und tröstlich. Wie befreiend zu wissen, dass man versuchen, scheitern, neu versuchen und aufbrausen darf. Aufbrausen und beruhigen, gleich und anders, ausprobieren, wiederholen, variieren und immer sein. 
Betrachtet man die Wellen, die Menschen am Meer, die Sonne und den Wind, so ist das Leben ein Kommen und Gehen. Mit Höhen und Tiefen. Leben in seiner Ganzheit betrachtet, besteht aus den Einzelteilen, aus Gelegenheiten, Momenten und Erinnerungen, aus Gestern, Heute und Morgen. Gestern ist die Welle, die nicht mehr ist, und heute ist der Moment, den es auszukosten gilt. Morgen ist ein Geschenk. Und es wird sein. Es wird kommen, gelebt werden und vergehen. Morgen ist keine Angst. Morgen kommt und geht. Und wenn das Morgen zum Heute geworden ist, kommt ein neues Morgen. Mit Sonne, Wind und Wellen. 

In der Rückbesinnung stellt sich nur eine Frage: Wie tief war das Meer, auf dem Wellen rauschten. Je tiefer es ist, desto höher und gleichförmiger die Wellen. Umso mehr Anteile am Ganzen, umso mehr Gelegenheit aufzunehmen, abzugeben, zu erreichen. Bunt und tief, vielfältig und gefährlich. Je seichter ein Wasser, umso kleinlicher kräuseln sich die Momente in Banalität. Doch was tief, seicht, flach oder unendlich ist, empfindet nur das Ich in seiner eigenen Betrachtung. Wie gut. Wie tröstlich.

Magazin