Bewegung in der Pandemie

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Individuelles Wohlbefinden, der eigene wahrgenommene soziale Status sowie die eigene Persönlichkeit hängen stark mit den täglich zurückgelegten Distanzen der Bundesbürger während der Pandemie zusammen. Insgesamt zeigt sich: Die Deutschen waren selbst im Lockdown sehr unterschiedlich mobil.

Das hat eine repräsentative Befragung der GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung ergeben. Hierzu wurden 1.020 Personen zur persönlichen Wahrnehmung der Corona-Krise befragt, wobei für 933 dieser Befragten die Antworten mit ihren Bewegungsdaten kombiniert wurden. Die Bundesbürger bewegten sich in der Woche vor der Befragung täglich 8,6 Kilometer, wobei verschiedene Faktoren identifiziert wurden, die mit den täglich zurückgelegten Distanzen zusammenhängen.

Einen großen Einfluss hat die Besorgtheit wegen Corona: Menschen, die sich wegen der Corona-Krise ein bisschen oder große Sorgen machen (82 Prozent der Befragten) legen im Schnitt 8,1 Kilometer pro Tag zurück. Menschen, die sich keine Sorgen machen (18 Prozent der Befragten), sind deutlich mehr unterwegs: deren tägliche Distanzen liegen bei 12,2 Kilometer - und damit um 51 Prozent höher als bei Besorgten.

Ebenso zeigt sich ein Zusammenhang mit der generellen Lebenszufriedenheit: Menschen, die mit ihrem Leben aktuell zufrieden sind (45 Prozent der Befragten) legen täglich 29 Prozent längere Distanzen zurück, als Menschen, die mit ihrem Leben aktuell weniger zufrieden oder gar unzufrieden sind (55 Prozent der Befragten). Zufriedene legen täglich im Schnitt gut zehn Kilometer zurück, im Vergleich zu 7,8 Kilometer bei den weniger Zufriedenen.

Zudem ergab die Analyse der Daten: Menschen, die sich als wohlhabend wahrnehmen, sind deutlich mehr unterwegs, als Menschen, die sich als arm empfinden: Letztere (27 Prozent der Befragten) bewegen sich täglich durchschnittlich nur 6,2 Kilometer. Menschen, die sich als durchschnittlich wohlhabend bewerten (46 Prozent der Befragten) legen hingegen 53 Prozent längere Distanzen zurück (9,5 Kilometer im Median). Die täglichen Distanzen der Menschen, die sich als eher wohlhabend einschätzen (27 Prozent der Befragten) liegen sogar 71 Prozent höher (10,6 Kilometer im Median).

Deutliche Unterschiede zeigen sich zudem mit Blick auf Persönlichkeitsmerkmale der Befragten: Menschen, die sich als eher verträglich (also als harmoniebedürftig und höflich) beschreiben (50 Prozent der Befragten), legen im Schnitt 7,4 Kilometer täglich zurück. Menschen, die sich als weniger verträglich beschreiben (also manchmal unfreundlich und konfliktfreudig sein können), legen hingegen täglich durchschnittlich zehn Kilometer zurück - und somit 35 Prozent längere Distanzen.

Ein ähnliches Bild ergibt sich für Menschen, die sich als eher extrovertiert (also als redselig und gesellig) beschreiben (48 Prozent der Befragten): Sie legen mit 10,2 Kilometer am Tag um 32 Prozent längere Distanzen zurück als Personen, die sich als eher introvertiert (also als zurückhaltend und schüchtern) beschreiben (52 Prozent der Befragten).

GIM Geschäftsführer und Diplom-Psychologe Dr. Jörg Munkes ordnet die Ergebnisse so ein: „Wir können einen Blick hinter Bewegungsdaten werfen und erkennen, dass verschiedenste sozioökonomische, aber auch persönlichkeitsbezogene Faktoren mit dem Mobilitätsverhalten während des Lockdowns zusammenhängen. Somit lassen sich wertvolle Erkenntnisse über die Wirkung oder Lockerung des Lockdowns gewinnen - zudem anonym und datenschutzkonform."