Gute Nachrichten

Gefühlt befinden wir uns in diesen Zeiten in einer Abwärtsspirale. Alles wird immer schlimmer! Was genau? Na, einfach alles. Das stimmt so nicht.

Ja, es ist richtig, dass es viele Dinge auf dieser Welt und auch um uns herum gibt, die nicht positiv sind. Die Auseinandersetzungen in der Welt nehmen wieder zu, nachdem es in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg eine stark rückläufige Zahl an Kriegstoten gab. Terrorismus ist in unseren Köpfen ein stets präsenter Dämon. Die Umweltverschmutzung bis hin zum Klimawandel, Unwetter und Dürre bedrohen uns zunehmend. Auch der Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarktes vor elf Jahren, den die Politik in dieser Form nicht vorhergesehen hatte, ist eine Bedrohung, die uns ein weiteres Mal ereilen kann. Das Finanzsystem, gestützt auf Glauben, Annahmen und abstrakte Anlagen, ist immer noch so komplex wie ehedem und ebenso wenig durchsichtig, aber eben fragil. Der Frieden der Welt ist nur zu erreichen, wenn wir auf internationaler Ebene zusammenarbeiten und gemeinsame Werte – bei aller Unterschiedlichkeit der Kulturen – zugrunde legen: Sicherheit, Respekt, eine ausreichend gute Versorgungslage der Menschen und Freiheit des Individuums sind Grundsäulen, die für ein globales Zusammenleben essentiell sind.

Tatsächlich aber haben sich in unserer Gegenwart sehr viele Faktoren für die Menschheit verbessert. Weltweit hat sich beispielsweise in den vergangenen 20 Jahren der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung halbiert. Im Jahr 1800 lebten ungefähr 85 Prozent der Menschen in extremer Armut. Überall auf der Welt hatten die Menschen schlicht nicht genügend zu essen. In Großbritannien und seinen Kolonien mussten Kinder arbeiten, um essen zu können. Ein Kind trat in Großbritannien durchschnittlich mit zehn Jahren ins Arbeitsleben ein. Ein Fünftel der Einwohner Schwedens floh aufgrund von Hungersnöten in die Vereinigten Staaten, nur 20 Prozent von ihnen kehrten später wieder zurück. Bis 1966 war extreme Armut die Regel, nicht die Ausnahme. In den letzten 20 Jahren hat sich die extreme Armut schneller vermindert als in jeder anderen Phase der Weltgeschichte. 1997 lebten in China und Indien 42 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut. 2017 hatte sich dieser Anteil in Indien auf zwölf Prozent verringert. Das bedeutet in Zahlen: 270 Millionen Menschen weniger lebten in extremer Armut als 20 Jahre zuvor. In China reduzierte sich der Anteil der Bevölkerung, der in extremer Armut lebt, im gleichen Zeitraum auf unglaubliche 0,7 Prozent, was bedeutet, dass eine halbe Milliarde Menschen die niedrigste Stufe hinter sich gelassen haben. Lateinamerika senkte seinen Anteil von 14 Prozent auf vier Prozent: weitere 35 Millionen Menschen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag die durchschnittliche Lebenserwartung auf der Welt bei 30 Jahren. Armut mit einhergehender Mangelernährung, Kindersterblichkeit und unzureichende medizinische Versorgung waren für die niedrige Lebenserwartung ausschlaggebend. Heute liegt die weltweite durchschnittliche Lebenserwartung bei 72 Jahren.

Der verstorbene schwedische Wissenschaftler Hans Rosling führte in seinem Buch Factfulness aus: „Mein Heimatland Schweden gehört heute zu den reichsten und gesündesten Ländern der Welt. Aber das war nicht immer so. Das Schweden des Jahres 1948, in das ich hineingeboren wurde, stand in Bezug auf die Gesundheits- und Reichtumskarte der Welt dort, wo sich Ägypten heute befindet. Das heißt: In den 1950er Jahren ähnelten die Lebensbedingungen in Schweden jenen in Ägypten und anderen Ländern, die heute auf dieser Stufe stehen. Es gab noch immer offene Abwasserkanäle, und es war nicht ungewöhnlich, dass Kinder in Gewässern unweit ihres Wohnhauses ertranken. In Schweden haben sich die Verhältnisse während meiner Lebenszeit beständig verbessert.“

Es gibt viele Beispiele aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen, die beweisen, dass die Lebensverhältnisse sich gravierend verbessert haben. Der Anteil der einjährigen Kinder, die zumindest eine Impfung erhalten haben, stieg von 22 Prozent im Jahr 1980 auf 88 Prozent im Jahr 2016. 1991 hatten 72 Prozent der Menschen Zugang zu Elektrizität. Dieser Wert stieg bis 2014 auf 85 Prozent. Auch in Sachen Naturschutz hat sich einiges verbessert. Im Jahr 1900 waren nur 0,03 Prozent der Erdoberfläche als Nationalpark oder Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Bewusstsein – und auch der Bedarf – änderten sich. Im Jahr 2016 wurden 14,7 Prozent der Erdoberfläche besonders geschützt. Der Feinstaub sank von 38 Kilogramm emittiert je Person im Jahr 1970 auf 14 Kilogramm in 2010.

Der Anteil der eingeschulten Mädchen weltweit stieg von 65 Prozent in 1970 auf 90 Prozent in 2015. Das Frauenwahlrecht wurde 1893 nur in einem einzigen Land durchgeführt. Heute gilt in 193 (von 194) Ländern gleiches Wahlrecht für Männer und Frauen.

Die Liste lässt sich fortsetzen. Wenn man die positiven Entwicklungen betrachtet, so bedeutet dies nicht, dass es kein Übel mehr auf dieser Welt gibt. Außerdem, so Rosling, macht es keinen Sinn, die Vergangenheit zu glorifizieren, denn dann würden wir uns selbst und unsere Kindern der Wahrheit berauben. Es sollte jedoch Ansporn und nicht Resignation bedeuten, sich weiter für eine Verbesserung der Lebensbedingungen für alle Menschen einzusetzen. Denn nur so kommen wir einem weltweiten Frieden ein Stück näher.

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