Eines Tages, Baby

Der erste Poetry Slam fand 1986 in Chicago statt.  In den 1990er Jahren verbreitete sich diese neue Art der Kulturveranstaltung weltweit. Hierbei stellen sich die Teilnehmer mit selbstgeschriebenen Texten in einen Wettstreit mit anderen Dichtern und Textern. Es gilt, das Publikum, das den Wettbewerb entscheidet, nicht nur mit den Texten sondern auch mit der Performance und der bewussten Selbstinszenierung zu begeistern. Im Gegensatz zu einem Offenen Mikro, einer Offenen Bühne oder einer traditionellen Lesung konkurrieren die einzelnen Teilnehmer eines Poetry Slam miteinander. Dieser Aspekt dient vor allem dazu, das Publikum zum Mitfiebern und genauen Zuhören einzuladen, da die Zuschauer am Ende der Veranstaltung den Sieger küren. Der Begriff Poetry Slam setzt sich zusammen aus dem englischen Wort für Dichtung und dem Verb slam, was etwa zuschlagen, zuknallen bedeutet. Umgangssprachlich wird slam auch für scharfe Kritik verwendet. Im Sportbereich nennt man einen Volltreffer slam und ein wichtiges Turnier Grand Slam. Auf Slambühnen finden sich fast alle Formen moderner Literatur und Sprachkunst, von klassischer oder moderner Lyrik über Kabarett, Comedy bis zu Prosa.
In Deutschland reicht die Tradition des Dichterwettstreits bis ins Mittelalter zurück. Am bekanntesten ist hier der Sängerkrieg auf der Wartburg im 13. Jahrhundert. Neu am Poetry Slam sind die Art und Weise des Vortrags und der Name. Bevor sich die ersten regelmäßigen Poetry Slams etablierten, gab es in einigen deutschen Städten wie Frankfurt, München, Berlin, Hamburg und Düsseldorf zaghafte Versuche, die sich jedoch schnell auf andere Städte übertrugen. Heute findet man Poetry Slams in ganz Deutschland, vorzugsweise in Hochschulnähe. Meisterschaften auf nationaler Ebene erfreuen sich mittlerweile einer großen Aufmerksamkeit und Interesse. Internationale Meisterschaften sind weniger erfolgreich, da sie unter den Sprachbarrieren leiden.