lebhafte Innenstädte

Seit 1. März 2015 ist Anna-Lena Schatten die Geschäftsführerin der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) der Stadt Neustadt. Die ersten rund 100 Tage sind vorüber. Zeit, um über ihren ersten Eindruck Neustadts, lebhafte Innenstädte und die Neustadter Besonderheiten zu sprechen.

Jeden Morgen pendelt Anna-Lena Schatten mit dem Zug von Mannheim nach Neustadt. Die wenigen Meter vom Bahnhof zu ihrem Büro im Klemmhof nimmt die Hobbysportlerin – sie ist Triathletin – natürlich zu Fuß. Wohltuend empfindet sie die Atmosphäre an ihrer neuen Wirkungsstätte. Sie sei freundlich aufgenommen worden, erzählt sie, und habe ihr gegenüber große Offenheit verspüren dürfen. Ein Idyll, etwas mehr Zeit und auch ein größeres Gefühl der Sicherheit als in anderen Städten seien die Eindrücke, die sie mit Neustadt verbindet.

Einkaufen, Ausgehen, Bildung und medizinische Versorgung seien auf kurzen Wegen sehr gut erreichbar. In Kombination mit den Weindörfern und der verkehrsgünstigen Anbindung Neustadts werden nach Schattens Empfinden die Themengebiete Wohnen, Leben und Arbeiten sehr gut verknüpft. Neustadt sei ein Juwel, das seine Besonderheiten habe, so Schatten. Sie bedauert, dass viele Vorzüge Neustadts gerade den Neustadtern nicht mehr ins Auge fallen und die Stärken nicht einheitlich nach außen getragen werden. Natürlich dürfe man sich beispielsweise nicht auf dem Bestand der schönen Fachwerkhäuser ausruhen, sondern müsse diese mit Leben füllen – wie die Pläne für eine Weinbar am Marktplatz auch schon beweisen.

Zahlreiche Events helfen schon jetzt, Menschen in die Stadt zu ziehen. Die Wirtschaftsförderin nennt als Beispiel den verkaufsoffenen Sonntag in Kombination mit dem Bauern- und Blumenmarkt oder den Gesundheitstag. Es habe sie angenehm überrascht, welchen Zuspruch und welche Anziehungskraft die Angebote entwickelten. Sie räumt allerdings auch ein, dass an manchen Stellen noch Entwicklungsmöglichkeiten bestehen, doch plädiert sie dafür, diese als Herausforderungen zu sehen und nicht als Hemmschuh. Vieles sei in Neustadt bereits vorhanden, was in anderen Städten oder Regionen erst noch entstehen, erfunden, diskutiert oder installiert werden müsse. Im Gewerbeverein Willkomm beispielsweise seien Einzelhändler, Gewerbetreibende, Ärzte, Handwerker und eben auch Immobilieneigentümer organisiert. Dies sei nach Meinung Schattens außergewöhnlich und böte die Möglichkeit der Zusammenarbeit auf kurzen Wegen mit der Chance, Verständnis für die jeweils andere Seite aufzubringen. Eine Überlegung sei die Bewerbung um die Aufnahme in das BID-Programm des Landes (siehe S. 20). Business Improvement Districts (BIDs) ermöglichen und fördern bürgerschaftliches Engagement zur Weiterentwicklung der Innenstädte. Dabei beteiligen sich die Grundeigentümer eines räumlich begrenzten Gebietes an der Planung und Finanzierung von Maßnahmen, die die Gebiete attraktiver machen.

Städte und Gemeinden in Rheinland-Pfalz erhalten dadurch die Möglichkeit, innerstädtische Geschäftsquartiere in der sich wandelnden Handelswelt zu stärken. „In vielen Gesprächsrunden und Gremien Neustadts entstehen wirklich gute Ideen, die nur auf ihre Realisierung warten“, sagt sie. Schatten stellte fest, dass im Grunde fast alles vorhanden sei und die konkrete Planung nur angepackt werden müsse. Sie habe in der kurzen Zeit eine große Anzahl engagierter Menschen getroffen, denen Neustadt am Herzen liegt und die sich seit Jahren für Neustadt einsetzen. „Seit vielen Jahren besteht eine Stadtkonzeption, die die Neustadter selbst detailliert erarbeitet haben und die die Grundlage für viele Entscheidungen darstellt. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, diese Konzeption mit einer Art Geburtstagsparty wieder ins Neustadter Gespräch zu bringen“, sagt die Wirtschaftsförderin.

„Wichtig ist die positive Identifikation mit seiner Stadt, um nachhaltig etwas zu bewegen“, betont Schatten. Neustadt habe viele Stärken und sei einfach lebenswert. Es gibt einige gute Gründe dafür, dass viele Menschen aus den großen umliegenden Städten nach Neustadt ziehen, um hier mit hoher Lebensqualität wohnen zu können. Um die Zukunftsfähigkeit der Stadt zu sichern, die nicht nur Wohnort sein soll, bedarf es auch verfügbarer Arbeitsplätze. Eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft ist es, Unternehmen in Neustadt zu halten, ihnen Potentiale zu bieten und auch neue Unternehmen in Neustadt anzusiedeln.

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