Atmung ist Wellness

Das Atmen ist uns angeboren. Es ist ein Reflex, der vom vegetativen Nervensystem ganz ohne unser Zutun abläuft. Das vegetative Nervensystem steuert und reguliert alle unsere Organe und Organsysteme, die wir willentlich nicht beeinflussen können. Es steuert beispielsweise auch den Herzschlag, das Verdauungssystem, das Immunsystem und andere lebenswichtige Funktionen, ohne dass wir etwas dafür tun müssen. Der Mensch atmet pro Tag rund 20.000-mal ein und aus. Dabei gelangt unter Zuhilfenahme der Senkung des Zwerchfells, einem starken Muskel unterhalb der Lunge, Luft in die Lunge. Der in der Luft enthaltene Sauerstoff wird im stark verästelten System aus Bronchien und Bronchiolen in die Lungenbläschen und schließlich in die Blutgefäße geleitet. Eine menschliche Lunge enthält durchschnittlich 300 Millionen hauchdünne Lungenbläschen, die auch Alveolen genannt werden. Dort wird der Sauerstoff vom Blut aufgenommen. Im Blutkreislauf gelangt er in die Zellen. Die Kapillaren schicken wiederum die verbrauchte Luft, das Kohlendioxid, auf den Rückweg zum Ausatmen. Mit einem Atemzug können bis zu 3,5 Liter Luft in die Lunge gesogen werden.

Wenn man von der äußeren Atmung spricht, dann ist der Gasaustausch in der Lunge gemeint. Bei der inneren Atmung handelt es sich um den biochemischen Vorgang, den der Sauerstoff in den Zellen auslöst und der der Energiegewinnung des Körpers dient. Mithilfe des Sauerstoffs wird die aus der Nahrung gewonnene Glukose zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut. Dabei wird Energie frei, die als Molekül Adenosintriphosphat (ATP) gebunden wird. ATP benötigt der Mensch für alle Prozesse im Körper, sei es für das Gehirn, die Muskulatur oder die Verdauung.

Normalerweise atmen wir durch die Nase, bei der die Luft angewärmt, gereinigt und angefeuchtet die Lunge erreicht. Die Mundatmung wird im Allgemeinen nur dann angewendet, wenn wir durch die Nase nicht genügend Luft bekommen, etwa bei einer Erkältung oder bei sehr großer Anstrengung.

Obwohl wir uns wenig bis gar nicht um unsere Atmung kümmern müssen, besteht die Möglichkeit der willentlichen Atmung, bei der wir die Atemfrequenz und Atembewegung – bis zu einem gewissen Grad – beeinflussen können. Das bewusste Atmen wird meist zur Beruhigung, bei Entspannungsübungen, beim Singen oder beim therapeutischen Sprachtraining und beim Sport angewendet. 

Die richtige Atmung ist der Schlüssel zur Gesundheit und mentaler Stärke. Mehrere wissenschaftliche Studien belegten, was bereits seit Jahrhunderten in der chinesischen Medizin und im Yoga angewendet wird: Atemtraining kann sowohl im Kampf gegen körperliche wie auch seelische Beschwerden eingesetzt werden. Auch Ängste und Depressionen können so zumindest gemindert und ihre Spitzen genommen werden. Die richtige Atmung kann Schmerzen erträglicher machen - was jede werdende Mutter in der Geburtsvorbereitung übt -, die Konzentration steigern, das Herz entlasten und bei Schlafproblemen helfen.

Meist atmen wir zu flach, kurz und nicht tief genug ein. Dadurch erhält der Körper zu wenig Sauerstoff, was die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und die Herzfrequenz steigen lässt. Folglich ermüden wir schneller und sogar der Schlaf kann negativ beeinflusst werden. Viele von uns Flachatmern nutzen nur 25 Prozent der möglichen Atemtiefe. Um das tiefe Atmen wieder mehr in den Alltag zu integrieren, raten Experten dazu, mehrmals täglich kleine Pausen einzulegen, in denen wir bewusst tief atmen. In diesen Atempausen kann teilweise die vier bis sechsfache Menge an Sauerstoff aufgenommen werden, was sich auf Körper und Geist positiv auswirkt.

Wer wie beim Yoga die richtige Atemtechnik mit körperlichen Übungen kombiniert, reduziert Stress, stoppt das Gedankenkarussell und verweilt im Moment. Der kontinuierliche Atemrhythmus, bei dem die Bewegung dem Atem folgt, soll von einer langen Ausatmung geprägt sein und leicht fließen. Die tiefen Atemzüge verhelfen zu mehr Klarheit, Gelassenheit und Ruhe. Mit der Zeit lernt man, die Atmung bewusst einzusetzen und auch in Stresssituationen die Ruhe zu bewahren.

Da lohnt doch jede Atempause!

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