Vinotheken liegen im Trend

Der Weinanbau und -verkauf ist in der Pfalz ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaft. Laut Auskunft des Deutschen Weininstituts in Bodenheim wurden im Anbaugebiet Pfalz im Jahr 2015 insgesamt 2.267.000 Hektoliter Weinmost von 3.724 Winzerbetrieben jeglicher Größe produziert und weiterverarbeitet. Davon waren 1.287 Betriebe eigenständige Flaschenvermarkter. Es ist anzunehmen - darüber existieren keine genauen Zahlen - dass von diesen Selbstvermarktern rund 1.000 Betriebe eine Weinprobierstube oder eine Vinothek besitzen, in denen das Weinangebot verkostet werden kann. Neben den traditionellen Weinprobierstuben, die noch immer ihren Reiz haben und ihre Liebhaber finden, befinden sich Vinotheken auf dem Vormarsch im Rennen um die Kunden.

Dieser noch relativ junge und immer noch anhaltende Trend hat mehrere Gründe, die im Zusammenspiel häufig zu einer gewaltigen Investition in Architektur, Fläche und Dienstleistung führen. Seit 2010 wurden in der Pfalz 24 Vinotheken, Weinprobierstuben und Vermarktungsräume für Wein gefördert. Laut dem Rheinland- Pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau wurden hierfür Zuschüsse von rund 2,3 Millionen Euro gewährt. Die Fördermittel der Projekte stammten zum größten Teil aus EU-Mitteln des Weinmarktprogrammes sowie auch im Rahmen der einzelbetrieblichen Förderung mit EU-und GAKMittel (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes). Diese Unterstützung erhielten die Winzer, weil bei der Bewilligung die Sicherung oder Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Erschließung neuer Einkommenspotentiale in Betracht gezogen wurden.

Auch die Sicherung beziehungsweise Erhöhung des Einkommens im Weinbau spielte bei der Vergabe der Zuschüsse eine Rolle. Und nicht zuletzt sollten das Potenzial im Tourismus im Hinblick auf die Stärkung der Beschäftigtenzahlen entwickelt werden. Das ist auch nötig, denn der Tourismus und der Weinbau zählen zu den stärksten Wirtschaftszweigen der Pfalz. Bis 2012 lag der Marktanteil Pfälzer Weine in Deutschland mit rund 30 Prozent unangefochten auf dem ersten Platz, wenngleich Rheinhessen eine rasante Entwicklung seiner Verkaufszahlen zeigte. In 2013 waren die Absatzzahlen vonPfälzer und Rheinhessischen Weinen gleich hoch. In 2014 wurden die Pfälzer erstmals von ihren Nachbarn im innerdeutschen Wettbewerb überholt. Nicht nur zwischen den deutschen Anbaugebieten auch innerhalb der Pfalz ist der Konkurrenzdruck hoch.

Der Generationswechsel im Weinbau zog eine Modernisierung des Marketings nach sich. Um sich behaupten zu können, wird den Kunden neben der Qualität mehr geboten, was sie zum Probieren und Kaufen animiert: Weine in entspannter, ungezwungener und auch zunehmend moderner Atmosphäre probieren und genießen. Eine großzügige und gelungene Architektur und ein schönes Ambiente spielen eine fast ebenso entscheidende Rolle wie der Wein selbst. Bis zur Selbstinszenierung des Kunden reicht die Palette der Verkaufsstrategien, die durchaus an einigen Stellen große Erfolge feiert.

Die Vinothek wandelt sich zur begehrten Location, wo man Gleichgesinnte im stimmigen Rahmen trifft oder auch große Feste ausrichten lässt. Vinotheken präsentieren Weine, Sekte und nun auch kleine kulinarische Köstlichkeiten zum Wein, die längst das angestaubte Image der Bratwurst hinter sich gelassen haben. Manchmal wird die Vinothek an Dritte verpachtet, wenn das Personal des Winzerbetriebs nicht ausreicht, um die Vinothek ebenfalls ausreichend zu bedienen. Von den Kunden ist jedoch eine Tendenz zur Anbindung an den Winzer vorhanden. Vinotheken sind also in der Kundenwahrnehmung durchaus nicht nur eine andere Art von Lounge, Bar oder Bistro, sondern ein bevorzugter Ort, den Genuss zu zelebrieren, oder einfach bei einem ausgewählt guten Glas Wein Freunde zu treffen und den Tag ausklingen zu lassen.