Kunst: Ein zeitloses Vergnügen

Farbe auf einen Untergrund aufzutragen, um damit der eigenen Fantasie Ausdruck zu verleihen, ist zweifellos eine der größten Errungenschaften der menschlichen Evolutionsgeschichte. Das Gespür für den Einsatz bestimmter Mal- und Zeichentechniken, der individuell gewählte Mix aus Intensität, Farbton und Rhythmus, sowie die Vision, die jeder Künstler seinem Werk einhaucht, macht Kunst stets unvergleichbar und besonders.

Die Verschiedenheit der Künstler, deren jeweilige Lebensumstände und Herkunft, sowie der wechselnde Zeitgeist der Generationen sorgen dafür, dass sich Kunst im Allgemeinen immer wieder neu erfindet. Kein Wunder also, dass Ausstellungen, die jenem Erfindungsgeist eine Plattform bieten, beliebter denn je sind. Verhältnismäßig neu ist jedoch der Mut von Kunstschaffenden, die Malerei und Fotografie in erster Linie als Freizeitvergnügen verstehen, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Zu jenen Mutigen gehört der Verein Gimmeldinger Künstlernetz e.V., der Ende des vergangenen Jahres seine fünfte Ausstellung unter dem Motto Kunst von Jedermann für Jedermann organisierte. Der Zusammenschluss Kunstschaffender, der in sich Menschen im Alter zwischen 12 und 88 Jahren im wahrsten Sinne vereint, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die lokale Orts- und Veranstaltungskultur zu bereichern. Der einfache und kostenfreie Zugang der kunstinteressierten Bevölkerung zu den individuellen künstlerischen Ausdrucksformen der Vereinsmitglieder, sowie die selbstverständliche Einbindung junger Künstler in die eigenen Ausstellungen, stehen im Mittelpunkt der Vereinsarbeit. Die fünfte Gemäldeausstellung des Künstlernetzes, die 2015 erstmals im GDA Wohnstift stattfand, zog über 800 Kunstinteressierte an, die sich von der großen Vielfalt an künstlerischen Ausdrucksformen überraschen ließen.

Mehr als 160 Werke, die sich aus Aquarellen, Acrylbildern, Ölgemälden, Zeichnungen und Fotografien zusammensetzen, fanden ihren Weg in die Ausstellung. Elf Kunstwerke, darunter ein Bild der erst zwölf Jahre alten Erva Satun, wurden im Nachgang der Ausstellung verkauft. Neben der jährlichen Organisation der vereinseigenen Ausstellung engagieren sich die Kunstschaffenden des Künstlernetzes seit geraumer Zeit auch im Bereich der Aufarbeitung der kulturellen Identität ihrer Pfälzer Heimat. Gleichsam Ausdruck und Ergebnis jenes Engagements ist die Veröffentlichung des ersten Bandes der Buchreihe Kulturelles Erbe - Malerei - Gimmeldingen im Oktober 2015.

Der erste Band widmet sich auf 88 Seiten dem Gesamtwerk und Leben des Malers Peter Koch (1874 – 1956), dessen Schaffenszeit große Teile des 19.und 20. Jahrhunderts umfasst. Der Protagonist und Namensträger des Buches ist bis heute Kunstkennern der regionalen und überregionalen Kunstszene ein Begriff. Was jedoch nur wenigen Menschen bekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass sich die Meilensteine des Lebens und Wirkens des Gimmeldinger Ehrenbürgers fast wie eine moderne Biografie lesen lassen. Koch lebte ein für seine Zeit äußerst kosmopolites Leben, fühlte er sich doch neben der Pfälzer Heimat in Weltmetropolen wie Paris, München, Berlin, aber auch über dem Teich in Amerika heimisch. Trotz dieser Reise- und Entdeckerlust, die sich auch in der Motivwahl von Kochs Bildern nachvollziehen lässt, verlor er doch nie gänzlich die Pfälzer Heimat aus dem Blick.

Persönlich wie auch beruflich durchaus ein Musterbeispiel für eine moderne Form der gelebten Bodenständigkeit. Die Verbundenheit zu seiner Heimat zeigte Koch nicht nur mittels seines künstlerischen Werkekataloges, weshalb die Ersteller des Buches unter Einsatz eines erheblichen Teils ihrer Freizeit der Recherche und Sammlung von Dokumenten, Nachweisen, Quellen und nicht zuletzt Bildern gewidmet haben. Ergebnis jener Arbeit ist ein Buch, dessen Inhalt einen Teil der kulturellen Identität der Region für zukünftige Generationen aufarbeitet und für alle Interessierten sicht- und nachschlagbar gestaltet. Jedes Werk, jede Momentaufnahme und jedes noch so kleine Detail aus dem Leben Peter Kochs lässt den Betrachter ein Fenster in die Vergangenheit öffnen und jenes Fenster steht seit vergangenem Oktober allen Interessierten offen.

Wenn es nach Karl Hoffmann, dem Vorsitzenden des Künstlernetzes geht, dann stellt die jüngste Veröffentlichung erst den Startschuss zu einer Reihe neuer Aufarbeitungen und Veröffentlichungen dar. Sollte der erste Band auf Zustimmung stoßen, dann würden weitere bekannte Maler, wie beispielsweise Gustav Rossi, mit einer Veröffentlichung gewürdigt. Hierfür benötige der Verein jedoch „eine breite Unterstützung aus der Bevölkerung“, um die notwendigen „Informationen, Unterlagen und Bilder“ zusammenzustellen. Jens Wacker

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