Wild ausprobiert

„Neustadt, ich komme ganz bestimmt wieder!“, sagte der Bayrische Comedian Michael Mittermeier, als er nach seinem dreistündigen Auftritt inklusive Zugabe die Bühne des Neustadter Saalbaus verließ. Auf seiner Try-out Tour bereiste er im vergangenen Herbst und Winter die kleinen Bühnen der Republik, um sein neues Programm Wild vor Publikum auf mittelgroßen Bühnen zu testen. Eine gute Idee.

Das Programm war in Neustadt noch nicht ganz fertig, nicht ganz rund und Übergänge („Seht Ihr, hier ist wieder kein Übergang. Null.“) waren nicht wirklich vorhanden. Das störte aber nicht und war immer Anlass für einen Lacher. Er probierte Sketche aus, setzte neue hinzu und strich durchaus auch welche während des Auftritts. Es gab jedoch deutlich mehr Ergänzungen („Wenn ich selbst lachen muss, wisst Ihr: dieser Gag war gestern noch nicht dabei“) als Streichungen, da das Publikum dem gut gelaunten Mittermeier praktisch alles abnahm, was er darbot.

Er interagierte geradezu lustvoll mit einem ausverkauften Saal. Mittermeier hörte auf die Reaktionen seiner Zuschauer, bot an, nahm an und war mit einer Präsenz auf der Bühne, die mitriss. Dabei zeigte er sehr viel seiner Persönlichkeit, erzählte von sich, von seiner Jugend, seiner Familie. Er sprach über das Älterwerden und lachte über seine Empfindlichkeiten. Mittermeier thematisierte den momentanen Hang der Deutschen, ständig über die eigene Gesinnung in geradezu missionarischer Attitude zu fabulieren, die ihm zunehmend auf die Nerven ging („Ich will einfach nicht ständig politisch korrekt Stellung beziehen müssen“) und erntete Zustimmung.

Auch Paris, die Asylpolitik und die Flüchtlingsgegner wurden von Mittermeier auf die Bühne geholt und man fragte sich als Zuschauer, wie ein Komiker wohl diese Themen angehe, ohne abzurutschen. Ganz simpel: Er machte einfach keine Witze über die Attentate und nicht über diejenigen, die Angst oder Bedenken wegen des Zustroms der vielen Flüchtlinge haben. Allerdings holte er gekonnt aus und witzelte über jene, die völlig gedanken-, ideen- und hirnlos Parolen rufen oder schreiben, die weder logisch, richtig, noch nachvollziehbar sind. Damit konnte jeder im Publikum sehr gut leben und Mittermeier befreit lachend folgen. Eine gute Idee, denjenigen mit Lachen zu begegnen, die auch Mittermeiers Facebook Seite mit unsäglichen Kommentaren besetzen.

Wie jedes Programm Mittermeiers bediente er sich auch bei dem Wild-Try-out thematischer Klammern. Der neue Star Wars Film fand durchgängig in vielen Programmteilen statt und passte tatsächlich immer. Die Wikinger stellten den Gegenpol dar, waren aber weniger witzig. Mal sehen, ob sie es in die Endfassung schaffen. Nach einem brillanten Auftritt und wohlverdientem anhaltenden Applaus kam Mittermeier – wie üblich - auf die Bühne, um seine vom Publikum eingeforderte Zugabe zu geben.

Er wollte diese ironisch mit den Worten einleiten: „Wer noch Fragen zum Programm hat, kann sie jetzt stellen!“ Komplett überrascht wurde Mittermeier von den Neustadtern, die dieser Aufforderung tatsächlich nachkamen und in der Tat spontan Fragen stellten. Er beantwortete sie schlagfertig, er hatte wirklich Lust darauf und ermutigte zu weiteren Publikumsfragen. Letztlich trennte er sich nur sichtlich ungern von seinen Zuschauern, mit denen er so wunderbar sein neues Programm ausprobiert hatte, und versprach wiederzukommen.

Da sagen wir nur: Sehr gerne, Michael

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