Attraktiv für den Arbeitsmarkt

Der Fachkräftemangel ist akut. Er ist da und macht sich breit. Jeder spricht darüber. Aber wer bezieht dieses Phänomen denn tatsächlich auf sich, auf seinen Betrieb? Und wer zieht daraus Konsequenzen?

Nach einer Schätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) konnten im Jahr 2014 rund 100.000 angebotene Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Als wesentlichen Grund für die Nichtbesetzung von Ausbildungsstellen gaben die befragten Betriebe an, keine geeigneten Bewerber zu fi nden, wobei sich nach Aussage der ausbildenden Betriebe die Nicht-Eignung nicht nur auf Defi zite der Schulbildung sondern auch auf andere Faktoren beziehen - beispielsweise schlechte Bezahlung. Nach Defi zite in der Schulbildung und fehlende Motivation, die jeweils auf 66 Stimmen kommen, folgt direkt der Punkt Bezahlung (60 Stimmen).

Hinzu kommt die sinkende Zahl an Schulabgängern sowie der voranschreitende Trend hin zur akademischen Ausbildung. Neben den Der Fachkräftemangel ist akut. Er ist da und macht sich breit. Jeder spricht darüber. Aber wer bezieht dieses Phänomen denn tatsächlich auf sich, auf seinen Betrieb? Und wer zieht daraus Konsequenzen? maßgeblichen Gründen, die dazu führen, dass es im Bereich der klassischen Lehrberufe an Auszubildenden mangelt, wird es für die Betriebe auch immer schwieriger, geeignete bereits ausgebildete Fachkräfte zu fi nden - und zu halten. Im Rahmen des Pilotprojekts Zukunftsoption Fachkraft führte das Dienstleistungszentrum Handwerk 2013 und 2014 eine Befragung bei 223 Handwerksbetrieben in der Vorderpfalz durch. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, aktuell Probleme bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Circa 20 Prozent sahen in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten.

Ein Viertel der Befragten hatte keine offenen Stellen zu besetzen. Diese Zahlen variieren in den einzelnen Handwerksbranchen. Bei den Ergebnissen der Befragung fi el auf, dass Betriebe mit über 20 Mitarbeitern eher über einen Fachkräftemangel klagen als kleinere Betriebe. Grundsätzlich haben die größeren Betriebe nicht mehr Schwierigkeiten bei der Besetzung der Stellen, sondern aufgrund ihrer Strukturen eine andere Einschätzung der Wirklichkeit. Die vom Dienstleistungszentrum Handwerk durchgeführten Beratungen machten deutlich, dass einige Betriebe zwar anhaltende Probleme bei der Stellenbesetzung haben, aber trotzdem für sich keinen Fachkräftemangel erkennen. Seltsamerweise belegen sie ihre eigenen Mitarbeiter auch nicht mit dem Attribut Fachkräfte. Es fällt auf, dass häufi g gerade kleine, alteingesessene Betriebe eher ein Weiter-So favorisieren und einen Wandel in der Ausbildung, Weiterbildung und Perspektiveröffnung für Mitarbeiter als zweitrangig betrachten. Auch scheint die Altersstruktur im Betrieb für viele Unternehmer kein Grund zur Besorgnis zu sein, da man anscheinend gemeinsam mit seinen Mitarbeitern und seinen Kunden gealtert ist.

Es ist zu vermuten, dass nicht jeder Betrieb dieselbe Defi nition des Begriffs Fachkraft nutzt. Wahrscheinlich assoziieren manche mit dem Begriff eine akademische Ausbildung, andere sehen erst mit einer vertiefenden Ausbildung (Techniker/Meister) das Prädikat Fachkraft erreicht. Haben Betriebe jedoch erkannt, was sie selbst verändern können, so ergeben sich Chancen auf dem Fachkräftemarkt und ein nicht unerheblicher Vorsprung vor der Konkurrenz. Die Betriebsanalytiker des Dienstleistungszentrums Handwerk zeigen im Anschluss an die Betriebsberatungen eine Reihe von Maßnahmen auf, die in der fachlichen und auch eigenen Aus- und Weiterbildung liegen. Diese Angebote betreffen auch Immigranten und richten sich ebenso an ältere Arbeitnehmer. Sie verdeutlichen, mit welchen Angeboten die Unternehmer selbst für den Arbeitsmarkt attraktiv werden, fördern das Verständnis für Auszubildende, die zunächst als schwierig eingestuft werden, und weisen Wege zur konkreten Unterstützung der jungen Menschen. Aller Anfang liegt im Erkennen des Problems und im Willen, selbst tätig zu werden.