Wie wir wohnen

Laut Umweltbundesamt und Statistischem Bundesamt werden in Deutschland zunehmend immer mehr und immer größere Wohnungen gebaut. Die pro Person beanspruchte Wohnfläche steigt parallel. Gründe liegen, so beide Ministerien übereinstimmend, vor allem in der zunehmenden Zahl der Single-Haushalte und dem Anstieg der Wohnfläche mit zunehmendem Alter.

Zahl der Wohnungen gestiegen
Im Jahr 2017 gab es in Deutschland rund 42 Millionen Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden, einschließlich Wohnheimen. Das waren 1,3 Mio. Wohnungen mehr als im Jahr 2011, was einer Zunahme von 3,3 Prozent entspricht. Die Wohnfläche je Wohnung betrug 2017 im Durchschnitt 91,8 Quadratmeter und lag damit um 0,8 Prozent höher als im Jahr 2011. Da die meisten neuen Wohnungen in Neubauten entstehen, die zu einem erheblichen Teil in neu ausgewiesenen Baugebieten errichtet werden, zeige sich das Wohnen laut Umweltbundesamt als ein bedeutender Treiber der Flächen-Neuinanspruchnahme in Deutschland.

Entwicklung von Bevölkerung und Wohnungsbestand in Bundesländern unterschiedlich
Laut Statistischen Bundesamt nahm im Zeitraum 2011 bis 2017 die Zahl der Wohnungen in Deutschland um 3,3 Prozent zu, während die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um 3,1 Prozent wuchs. Hauptursache für den Bevölkerungszuwachs war die Zuwanderung der letzten Jahre. Die Entwicklung verlief unterschiedlich: Während in den meisten Bundesländern die Bevölkerung zunahm, schrumpfte sie in Sachsen-Anhalt (-2,4 Prozent), Thüringen (-1,4 Prozent) und im Saarland (-0,4 Prozent). Im gleichen Zeitraum stieg der Wohnungsbestand jedoch in allen Bundesländern, also auch in Thüringen (+1,6 Prozent), im Saarland (+2,0 Prozent), und geringfügig in Sachsen-Anhalt (+611 Wohnungen). In Baden-Württemberg, Hessen und den drei Stadtstaaten wächst die Bevölkerung teilweise deutlich schneller als der Wohnungsbestand. Hingegen steigt in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein der Wohnungsbestand viel schneller als die Bevölkerung.

Wohnfläche pro Kopf gestiegen
Ebenfalls im Zeitraum 2011 bis 2017 erfasste das Statistische Bundesamt die Wohnfläche pro Kopf in Deutschland und erfasste eine Zunahme von 46,1 Quadratmeter auf 46,5 Quadratmeter. Als Grund wird die in diesem Zeitraum immer noch zunehmende Versorgung mit Eigenheimen und großen Wohnungen genannt, obwohl die Haushalte im Mittel immer kleiner und vor allem Ein-Personenhaushalte immer häufiger werden. Im Mittel teilten sich 2017 nur noch zwei Menschen eine Wohnung, der Anteil der Ein-Personenhaushalte lag bei 41,8 Prozent. Der Trend zu Haushalten mit weniger Personen führt dazu, dass die Bevölkerung insgesamt mehr Wohnfläche beansprucht. Mitglieder von Haushalten mit drei oder mehr Personen beanspruchten im Vergleichszeitraum nur eine durchschnittliche Fläche von 30,7 Quadratmetern. Ein wichtiger Grund für die geringere Wohnflächenbeanspruchung pro Person in Mehr-Personenhaushalten ist laut Bundesamt die gemeinsame Nutzung von Küche, Bad und Flur.

Ältere Haushalte belegen viel Wohnraum
Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und des Statistischen Bundesamtes belegen, dass Eltern nach Auszug der Kinder oft in der großen Familienwohnung wohnen bleiben. Vor allem Wohnungseigentümer sind wenig geneigt, nach der Familienphase in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Zudem ist der Anteil älterer Menschen, die im Eigentum wohnen, seit 1978 von etwa 40 auf 55 Prozent gestiegen. Nach Angaben des BBSR belegte ein Ein-Personenhaushalt in der Altersgruppe über 75 Jahre im Jahr 1978 noch 55 Quadratmeter, im Jahr 2002 waren es bereits 75. Die Wohnflächenbelegung junger Ein-Personenhaushalte ist hingegen seit 1978 - mit kleinen Schwankungen - nicht wesentlich gewachsen und blieb unter 50 Quadratmetern.