Kreishandwerkerschaft mit Nachwuchssorgen

Handwerksbetriebe generierten jahrelang ihren betriebliche Nachwuchs aus den Abgängern der Haupt- und Realschulen. Seit einigen Jahren nun schon wird es für Ausbilder immer schwieriger, ihren Bedarf an Auszubildenden zu decken. Das liegt zum einen am demographischen Wandel. Andererseits reißt der Schülerstrom auf die Gymnasien mit ihrer akademischen Zielrichtung nicht ab. Zudem beklagen immer mehr Ausbildungsbetriebe die schulische Qualität, die den Absolventen der Haupt- und Realschulen - heute Realschule plus - vermittelt wird. Die zunehmende Technisierung auch in den Handwerksberufen erfordert in einigen Berufen weitgehend andere Kenntnisse und Fähigkeiten als noch vor wenigen Jahren. Die Ausbilder haben also sowohl Quantität- als auch Qualitätssorgen, wenn sie Auszubildende einstellen möchten.

Zurzeit stehen Zuwanderer aus vielerlei Gründen im Fokus des öffentlichen Interesses. Menschen aus allen Teilen der Welt kommen nach Deutschland und natürlich auch in die Pfalz. Das sind nicht nur diejenigen, die wegen Krieg, Gewalt und Unterdrückung ihr Land verlassen. Die Gründe für Zuwanderung können vielfältig sein. Neben wirtschaftlichen Erwägungen spielen familiäre Lebensumstände für eine Migration eine durchaus wichtige Rolle. In Integrationskursen, die die Volkshochschulen anbieten, wird in intensivem Unterricht Deutsch gelehrt. Mit 20 Wochenstunden schulischem Unterricht und anschließenden umfangreichen Hausarbeiten werden die Kursteilnehmer auf ein gutes Sprachniveau in Wort und Schrift gebracht, so dass sie für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

In Neustadt an der Weinstraße setzten sich nun in einem ersten Treffen Vertreter der Kreishandwerkerschaft und Absolventen der Integrationskurse zusammen, um im gegenseitigen Informationsaustausch auszuloten, wie diejenigen, die Arbeit zu vergeben haben, und diejenigen, die Arbeit suchen, eventuelle Hindernisse auf dem Weg zueinander überwinden können. In einer von Georg Krist, Beigeordneter der Stadt Neustadt und zuständig für das Ausländeramt und die Volkshochschule, dem Verein für Bildung und Integration und der Volkshochschule Neustadt organisierten Runde wurden Möglichkeiten, Chancen, Probleme und Lösungsansätze auf diesem Weg diskutiert.

Die Innungsmeister der Kreishandwerkerschaft stellten die von ihnen vertretenen Berufe vor. Sie wiesen auf die Wichtigkeit der Sprachkenntnisse in Wort und Schrift deutlich hin. Ein vorgeschaltetes Praktikum als Probezeit sei nach einhelliger Meinung eine gute Gelegenheit, sich gegenseitig, den Beruf und die Eignung des Bewerbers kennenzulernen. Die Bedenken und Fragen der Handwerksvertreter waren nicht gering und umfassten die Sprachkenntnisse, die Modalitäten und Kostenübernahme des Praktikums. Doch noch während der Sitzung konnten einige Bedenken im direkten Gespräch und durch wechselseitigen Informationsaustausch ausgeräumt werden. Die arbeitssuchenden Zuwanderer gaben in ihren Fragen und Antworten ein überzeugendes Beispiel ihrer zum Teil hervorragenden Sprachkenntnisse. Tatsächlich waren sie manchmal sogar besser zu verstehen als ein aus ganzem Herzen pfälzernder Handwerker.

Geklärt wurde die Versicherungsübernahme durch die Berufsgenossenschaft während eines Praktikums und die Möglichkeit, an Praktikumsunterstützung der Arbeitsagenturen teilzunehmen. Im direkten Gespräch tauschten die Arbeitswilligen mit den Handwerksvertretern Informationen und Adressen aus. In einem nächsten Schritt sollen nun andere Berufsgruppen Gelegenheit bekommen, sich und ihre Berufe vorzustellen und so Kontakt mit eventuellen Bewerbern aufnehmen zu können.

Kommentar:

Der erste Schritt ist getan. Die Kreishandwerkerschaft ergriff die Initiative, die der Beigeordnete Georg Krist gerne aufnahm und den Rahmen für ein Treffen bot. Der Neustadter Ratssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Echtes Interesse bestand auf beiden Seiten. Sehr ehrlich gingen die Handwerker auch mit ihren Bedenken um und suchten gemeinsam mit den Vertretern der Stadt, den anwesenden Vertretern der Realschule plus und des Berufsbildenden Gymnasiums nach Lösungen. Die Bedenken bezüglich der Sprachkenntnisse und der Motivation der Arbeitssuchenden scheinen überzogen, denn die Zuwanderer wiesen schließlich mit ihren sehr gut benoteten Sprachzertifikaten sowohl Engagement, Durchhaltevermögen aber vor allen Dingen Sprachkenntnisse eindrucksvoll nach

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