Klimaretter Baum

Ein wirksames Mittel gegen die Erderwärmung ist die globale Aufforstung, haben Studien bewiesen. Forscher bestätigen, dass dies eine funktionierende und nachhaltige Maßnahme ist, die effektiver funktionieren könnte als alle anderen bereits diskutierten und versuchten Lösungsansätze. Weltweit wäre Platz für eine Milliarde Hektar Platz zusätzlich, was zwei Drittel aller von Menschen verursachten CO2-Emissionen binden könnte. Diese Menge wäre auch notwendig. Der Weltklimarat empfiehlt ebenfalls in seinem letzten Special Report aus dem Oktober 2018 unter anderem eine großflächige Aufforstung, um das im Pariser Klimaabkommen festgelegte 1,5-Grad-Ziel bis 2050 zu erreichen. Mehr als die Hälfte der theoretisch zur Aufforstung geeigneten Fläche findet sich den Forschern zufolge in nur sechs Ländern: in Russland (151 Mio. Hektar), in den USA (103 Mio. Hektar), in Kanada (78,4 Mio. Hektar), Australien (58 Mio. Hektar), Brasilien (49,7 Mio. Hektar) und China (40,2 Mio. Hektar). Das zeigt erneut, welche Verantwortung hinsichtlich der Klimakrise in den Händen der weltweit größten Industrienationen liegt.

Wie viel eine gezielte globale Aufforstung im Kampf gegen die Erderwärmung beitragen könnte, hat die Wissenschaftler selbst überrascht. Sie bestätigen, die sei die beste derzeit verfügbare Lösung. Allerdings müsse schnell gehandelt werden, denn es dauere Jahrzehnte, bis die Wälder reifen und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher ausschöpfen.

Die Aufforstung sieht sich gleichermaßen dem Problem der Klimaerwärmung ausgeliefert, denn die globale Bewaldung nimmt mit der Erderwärmung ab. Flächen im Norden werden zwar geringfügig wachsen, was die Verluste in den dichten tropischen Wäldern aber nicht ausgleichen wird. Und da zeigt sich das nächste, dringend anzugehende Problem: die von Menschen gemachte Entwaldung der tropischen Wälder speziell in Brasilien und Indonesien. Um diese Entwaldung zu bremsen, wäre es unter anderem notwendig, den Fleischkonsum auch in Europa zu reduzieren, denn auf den meisten gerodeten Flächen wächst Soja für Futtermittel.

Der Wald in den Tropen hat neben der CO2-Aufnahme noch zusätzliche positive Wirkungen auf das Klima. Durch die Verdunstung sorgt er nämlich für regionale Abkühlung. Im Norden hingegen könnten die Wälder regional sogar zu höheren Temperaturen führen, weil sie Sonnenlicht absorbieren. Hinsichtlich der Klimawirksamkeit sei daher die Aufforstung vor allem in den Tropen sinnvoll, bestätigen die Wissenschaftler.

Den tropischen Wäldern widmet sich eine neue in Science Advances erschienene Studie. Die Forscher um Pedro Brancalion von der Universität Sao Paulo haben dafür jene Gegenden identifiziert, wo man verlorengegangenen Regenwald – mit dem größten Nutzen für das Klima und die Ökosysteme - wieder aufforsten sollte, insgesamt etwa 100 Mio. Hektar in Mittel- und Südamerika, in Afrika und in Südostasien. Darüber hinaus könnte die regionale Bevölkerung den frisch gepflanzten Wald sogar produktiv nutzen, beispielsweise für Rattanpalmen, Kaffee- oder Kakaopflanzen.

Die Aufforstung nützt nicht nur der Eingrenzung der Klimaerwärmung, sondern ganz nebenbei unter anderem auch der Biodiversität, der regionalen Wirtschaft, der Nahrungssicherheit und den Ökosystemen.

Was im Moment noch fehlt, ist der globale Wille, die Aufforstung voranzutreiben. Dabei wäre es eine simple, nachhaltige und vernünftige Maßnahme.