Keine Lebensmittel verschwenden!

Wie kann jeder einzelne dazu beitragen, unserem gemeinsamen Ziel, das Klima zu retten und damit das Leben vieler ein Stück besser zu machen, ein Stück näher zu kommen? Es ist oft nicht der Verzicht oder die Einschränkung in unserer an Luxus und Bequemlichkeit gewohnten Lebensweise. Häufiger sogar bringen die Änderungen von Angewohnheiten und ein bewussterer Umgang mit unseren Ressourcen viel einschneidendere und nachhaltigere Ergebnisse.

Die Verschwendung von Lebensmittel ist ein weltweites Problem – in Produktion, Energie, Wasser, Bodenverseuchung, Müll, Hunger und Überfluss. Man könnte glauben, dass die Macht des Einzelnen bei der Lösung der globalen Probleme gegen Null tendiert. Der Verbraucher hat nicht auf alle Problemfelder einen direkten Zugriff. Doch beeinflusst seine Handlungsweise bei Kauf, Konsum und Bewertung der Lebensmittel letztlich doch den Handel und damit die Lieferkette von Produktion bis Verkaufsstand. 

Nur einkaufen, was man wirklich verbraucht.

Es ist die einfachste und sicherlich billigste Einflussnahme des Verbrauchers, wenn nur das gekauft wird, was tatsächlich auch gegessen wird. Sollte es doch vorkommen, dass Lebensmittel nicht in der vorgesehenen Zeit verzehrt werden, kann man sie oftmals noch haltbar machen. Brot und Brötchen lassen sich prima – auch portionsweise – einfrieren und bei Bedarf aufbacken. Aus Restgemüse können schnell leckere Brotaufstriche, z.B. aus Champignons, Kräutern und Zwiebeln, gekocht werden. Gemüsesuppen sind ohne großen Aufwand aus restlichen Gemüsen gezaubert und portionsweise eingefroren. Auch in Aufläufen und Eintöpfen werden aus Resten, auch Fleisch und Fisch, leckere Zutaten – ebenfalls gut in der Tiefkühltruhe zu verstauen. Selbst Kuchen können im Eisfach verschwinden. Und somit reduziert sich der nächste Einkauf ganz automatisch, da die Kühltruhe Schätze birgt, die ein Abendessen oder die Mittagspause ergänzen oder gar retten können.

Nur kaufen, was man wirklich isst.

Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Lebensmittel, die im Haushaltsmüll landen, entweder dem Verbraucher nicht geschmeckt haben oder die Portionen zu groß waren. Letzteres kommt besonders häufig bei geliefertem Essen und Fertigprodukten vor. Dabei hat man festgestellt, dass besonders jüngere Menschen und Singles dazu neigten, Essensreste zu entsorgen, weil sie mehr Fertiggerichte konsumieren. Selbst zubereitete Mahlzeiten werden seltener weggeworfen, da sie mengenmäßig angepasster sind, eher dem eigenen Geschmack entsprechen und ihnen vor allem ein größerer Wert durch die eigene Mühe zugesprochen wird.

Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)

Das Mindesthaltbarkeitsdatum, das auf den meisten Lebensmitteln zu finden ist, ist eine Garantie der Lebensmittelhersteller, dass das Produkt bis zum angegebenen Datum seine typischen Eigenschaften hat. Es bedeutet nicht, dass ein Produkt – sei es Joghurt, Saucen, Zucker, Konfitüre oder Schokolade – anschließend ungenießbar ist. Das MHD besagt: mindestens haltbar bis…! Und nicht: tödlich ab…! Der überwiegende Anteil der Lebensmittel, die ihr MHD überschritten haben, ist durchaus noch genießbar. Lebensmittel wie Salz, Zucker, Essig und ähnliche Produkte sind nahezu uneingeschränkt haltbar. Falls im eigenen Kühl- oder Vorratsschrank Lebensmittel mit abgelaufenem Datum stehen, sollte man erst einmal testen (Geschmack, Geruch, Aussehen), ob sie noch zu verwenden sind, bevor sie ungeprüft im Müll landen. Lebensmittelhändler dürfen Produkte nach Ablauf des MHD nicht mehr verkaufen. Deshalb werden sie häufig wenige Tage vor Ablauf billiger angeboten. Man kann bedenkenlos zugreifen. Anders verhält es sich bei leicht verderblichen Waren wie Fleisch und Fisch. Darauf ist ein Verbrauchsdatum angegeben. Daran sollte man sich halten.

Krummes Gemüse

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Obst und Gemüse nach Vorgaben der EU einer Norm entsprechen müssen, was ihre Form und ihr Aussehen angehen. Tatsächlich hat es Gesetze gegeben, die versuchten die Krümmung der Banane zu regulieren. Diese Gesetze gehören jedoch der Vergangenheit an. Lediglich die Unversehrtheit der Produkte muss gewährleistet sein. Dazu zählt zum Beispiel der Ausschluss von Tierfraß und Schimmel an Gemüse und Obst. Der Verbraucher lehne krumme Möhren und Gurken oder Obst mit Schönheitsflecken und eigentümlichen Formen ab, sagt der Handel. Dieses Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen und kann nur jeder einzelne für sich beantworten. Es gibt tatsächlich wenig Händler – manchmal auf Wochenmärkten oder Hofläden zu finden – die (sagen wir mal) individuelles Obst und Gemüse anbieten. Krumme Möhren, kurvenreiche Kartoffeln und kleine Äpfel sind qualitativ genauso gut wie ihre formvollendeten Kollegen, machen aber manchmal mehr Mühe beim Schälen oder mehr Abfall. Sie schon aus diesem Grund auf dem Feld zu lassen oder zu entsorgen, wird den Produkten nicht gerecht. Zudem schmälert es den Ertrag der Bauern und sorgt für den Zwang nach intensiver Bewässerung und dem Einsatz von Düngemitteln.

Lebensmittelverschwendung

Nach Schätzungen der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) werden jährlich mindestens 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet. In Deutschland wandern 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll, was etwa ein Drittel der hergestellten Lebensmittel ausmacht. Wir entsorgen so viel Essen, wie auf einer Fläche von 1,85 Millionen Fußballfeldern angebaut wird.

Die Lebensmittel werden entweder vom Verbraucher oder den Restaurants weggeworfen (rund 40 Prozent) oder auf dem Weg von Erzeuger zum Verbraucher entsorgt (rund 60 Prozent). Zwei Drittel dieser Lebensmittel sind nach Einschätzung von Experten noch genießbar. Damit könnte man – zumindest theoretisch - zwei Milliarden Menschen ernähren, was die Zahl der Hungernden in der Welt, die etwas 821 Millionen Menschen beträgt, übersteigt. 

Zur Herstellung von Lebensmittel sind wichtige Ressourcen wie Wasser, Energie und Boden notwendig, die verschwendet werden, wenn wir Lebensmittel wegwerfen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erklärt auf der Seite www.zugutfuerdietonne.de, was zur Erzeugung einzelner Lebensmittel notwendig ist. Beispielsweise sind rund 5.000 Liter Wasser notwendig, um ein Kilo Käse herzustellen. Davon sind 85 Prozent für das Wachstum der Futtermittel und als Trinkwasser für die Kuh nötig. Wirft man Käse weg, schüttet man auch Wasser weg. Auch ein Brot hat eine Entstehungsgeschichte, die für Wachstum des Getreides auf rund zwei Quadratmeter Fläche und Teigherstellung rund 1.600 Liter Wasser benötigt. Ein Kilogramm Rindfleisch wurde unter Verwendung von 15.420 Liter Wasser und 13.310 g CO2 produziert. Für ein Kilo Röstkaffee werden 18.900 Liter Wasser eingesetzt. Die weltweite Landwirtschaft verbraucht 9,2 Billionen Kubikmeter Wasser im Jahr.

In Deutschland werden 346 Millionen Kilogramm Fleisch weggeschmissen. Um genau zu sein sind das 45 Millionen Hühner, vier Millionen Schweine und 200.000 Rinder, die umsonst gestorben sind. Man muss nicht Vegetarier sein, um das nicht gut zu finden!

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