Insektenhotels

Nicht wenige werden bei ihrem Gang durch Natur und Landschaft, oder beim sommerlichen Bad in der Sonne auf der heimischen Terrasse festgestellt haben, dass das ehemals bekannte Summen, Zirpen und Flattern der heimischen Insekten zurückgegangen ist. Ist dieser Eindruck falsch, oder gibt es tatsächlich Hinweise auf ein Verstummen der Insektenwelt?

Eine Studie von ehrenamtlichen Insektenforschern aus Krefeld in Nordrhein-Westfalen, die sich auf Beobachtungen und Messungen in 63 deutschen Schutzgebieten seit 1989 gründet und die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, hat nachgewiesen, dass in den vergangenen 28 Jahren die Gesamtmasse (Biomasse) von fliegenden Insekten um mehr als 75 Prozent zurückgegangen ist. Studien kleineren Maßstabs, die bereits vorher einzelne Insektenarten in den Fokus der Betrachtung nahmen, kamen bereits zu vergleichbaren Ergebnissen. Die neuen Studien zeigen nun erstmals auf, dass nicht nur einige wenige Arten, sondern vielmehr die gesamte Insektenwelt betroffen ist. Und wenn Insekten fehlen, dann hat das laut einer Studie des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) aus dem Jahr 2017 zur Folge, dass Arten, zu deren Nahrungsquelle Insekten zählen, ebenfalls erheblich zurückgehen. So hat die Studie zu Tage gefördert, dass in den letzten zwölf Jahren die Anzahl der Vogelbrutpaare in Deutschland um 12,7 Millionen zurückging. Dabei wird der Insektenschwund fairerweise nicht als alleiniger Faktor des Rückgangs der Brutpaare angeführt, aber der Wirkungszusammenhang zwischen fehlender Nahrung und einem Rückgang der Konsumenten ist zweifelsohne nicht zu leugnen.

Was kann der Einzelne tun, um dem Insektenschwund entgegenzuwirken?

Es soll schon Menschen gegeben haben, die dem Verlangen nach hörbarer Natur auf der heimischen Terrasse mit dem Aussetzen von Grillen (Lebendfutter aus dem Gartenmarkt) entgegenwirken wollten. Von dieser Form Aktionismus kann man nur abraten. Aber: Es gibt aber durchaus viele Wege, wie zu Hause ein Umfeld geschaffen werden kann, in dem sich die hiesige Insektenwelt wohlfühlt. Mittels so genannter Insektenhotels lassen sich Schutzräume für Kleinstlebewesen errichten, die auf die schonendste Art und Weise das Summe, Zirpen und Flattern in den eigenen Garten zurückholen. Gleichzeitig leisten Insektenhoteliers einen kleinen, aber dennoch außerordentlich wertvollen Beitrag, dem voranschreitenden Insektensterben entgegen zu wirken.

Selbst bauen oder kaufen?

Ob man Insektenhotels selbst baut oder fertig gezimmert einkauft, hängt natürlich davon ab, ob man ein Mindestmaß an handwerklichem Geschick und Zeit mit sich bringen kann. Fertige Insektenhotels werden in Großmärkten angeboten. Wir möchten an dieser Stelle auf ein Angebot des Bereichs ArbeitPlus innerhalb der Lebenshilfe Bad-Dürkheim e.V. aufmerksam machen. Dort können fertige, optimal für die späteren Hotelgäste zugeschnittene, Insektenhotels bezogen werden. Für weitere Informationen und zur Kontaktaufnahme empfiehlt sich ein Besuch der Webpräsenz der Lebenshilfe Bad-Dürkheim: www.lebenshilfe-duew.de

Wer selbst den Hammer schwingen und die Säge ansetzen mag, der sollte einige äußerst wichtige Dinge beachten.

Worauf sollte man beim Bau achten?

Die richtige Standortwahl

Wie bei einem Hotel, also einem, das Menschen besuchen, ist auch der Wohlfühlcharakter eines Insektenhotels ganz erheblich von der unmittelbaren Umgebung der Unterkunft abhängig. Denn selbst die schönsten Zimmer werden nur dann belegt, wenn die Aussicht stimmt.

Einheimische Blumen, Sträucher, Bäume, Wildkräuter und Wiesenblumen bieten den tierischen Urlaubern und Dauergästen genügend Nahrung, um eine vernünftige Belegungsdichte des Hotels zu garantieren. Naturnah gestaltete Gärten sind in diesem Zusammenhang die optimale Umgebung. Gärten, die zumindest einen Teil ihrer Fläche der naturnahen Entwicklung zuerkennen, bieten aber bereits genügend Argumente für den Zuzug an Gästen.

Es gilt: Weniger gut gemeinte Pflege ist manchmal mehr. Ebenfalls von Vorteil sind Standorte in der Nähe von vorhandenen Wasserflächen. Lässt man dann noch den Bewohnern in spe ein wenig eigenes Baumaterial wie zum Beispiel Sand und Lehm in der Nähe, dann nähert man sich mit großen Schritten dem optimalen Hotelstandort.

Das ideale Material für den Bau

… gibt es nicht. Denn zunächst muss die Frage beantwortet werden, welches Publikum man in sein Insektenhotel locken möchte. Gerade jene Nisthilfen, die mitunter schön anzuschauen sind, aber nicht gleichzeitig Rücksicht auf die Baumaterialien nehmen, bleiben in den meisten Fällen unbewohnt. Sehr übersichtlich aufgelistet findet man mögliche Baumaterialen je nach Bewohner auf der Internetseite www.garten-und-freizeit.de. Dort in der Suchleiste am oberen Ende der Seite den Suchbegriff Füllung Insektenhotel eingeben. Das erste Suchergebnis ist der empfohlene Ratgeber mit der Überschrift Die Füllung des Insektenhotels.

Das Wie ist entscheidend

Neben der Wahl des Baumaterials ist von entscheidender Wichtigkeit, wie mit dem Baumaterial verfahren wird. Denn es kann bereits die Tiefe einer Bohrung darüber entscheiden, wie attraktiv die Unterkunft für die potentielle Bewohnerschaft wird. Die Vielfalt an Tipps, die potentiellen Eigenbauern im Netz begegnen, kann auf den ersten Blick erschlagend wirken. Man sollte sich die Ruhe und Zeit nehmen, sich zunächst zu fragen, für welche Insekten man ein Quartier anbieten möchte. Hat man diese Frage beantwortet, dann erhält man zielgerichtet Informationen, ohne sich durch alle Ratgeber arbeiten zu müssen.

Insbesondere für Wildbienen als angedachte Hotelgäste sind viele Ratgeber in der jüngeren Vergangenheit veröffentlicht worden und überaus lesenswert. Beispielhaft sei an dieser Stelle ein Ratgeber des NABU zum Bau von Wildbienen-Hotels genannt. Um zu dem Ratgeber zu gelangen einfach auf www.nabu.de den Suchbegriff Gut gemacht statt gut gemeint, das ist die Überschrift des Ratgebers, in die Suchleiste oben auf der Seite eingeben. Das erste Ergebnis der Liste an Sucherfolgen ist der empfohlene Ratgeber.

Ob eingekauft oder selbst gebaut, Insektenhotels sind ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der heimischen Insektenpopulation. Ein Beitrag, den viele, die ein Stückchen Grün ihr Eigen nennen, leisten können. Dass durch diese kleinteilige private Initiative das Insektensterben gänzlich aufgehalten werden kann, darf bezweifelt werden. Schließlich sind die Gründe, die zum Rückgang der Insektenwelt beitragen, mannigfaltig und nicht von Privat abzustellen. Aber: Dem Rückgang von Naturraum und dem Fehlen von Nistplätzen kann jeder durchaus selbstbewusst entgegen treten, denn selbst kleinteilige Verbesserungen bleiben Verbesserungen. Die Insektenwelt jedenfalls wird es den privaten Hoteliers mit Summen, Zirpen und Flattern danken.

Jens Wacker