Führungswechsel bei der IHK Pfalz

Dr. Tibor Müller (45), bisher stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz, tritt zum 1. August sein neues Amt als Hauptgeschäftsführer an. Gleichzeitig tritt Dr. Rüdiger Beyer (62) nach 30 Jahren im Dienst der IHK-Organisation, davon 28 Jahre bei der IHK Pfalz und 13 Jahren als ihr Hauptgeschäftsführer, in den Ruhestand.

Dr. Rüdiger Beyer war 1989 von der IHK Dortmund als Leiter der Abteilung Handel, Dienstleistungen und Volkswirtschaft zur IHK Pfalz gekommen. Beyer hat vor allem auf dem Gebiet der Stadt- und Handelsentwicklung wesentliche Impulse gesetzt, z.B. mit dem Einsatz innovativer Stadtentwicklungskonzepte nach dem Modell der Business Improvement Districts (BIDs), das inzwischen Eingang in das rheinland-pfälzische LEAP-Gesetz gefunden hat. Er wirkte in verschiedenen Handels- und Stadtentwicklungsgremien in der Region und auch bundesweit mit. Als Vorstandsmitglied des Rhein-Neckar-Dreieck e.V. hat er ferner Kooperationsprojekte in der Tagungs- und Tourismuswirtschaft der Region erfolgreich angestoßen.

Beyer hat konsequent das Ziel verfolgt, die regionale Präsenz zur Mitgestaltung der Wirtschafts- und Standortentwicklung zu stärken – sei es in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN), der Zukunftsregion Westpfalz (ZRW) oder in der Tri-Nationalen Metropolregion Oberrhein (TMO). Im Bereich Infrastruktur hat er sich als Aufsichtsratsvorsitzender in besonderem Maße für den Ausbau des Flugplatzes Speyer eingesetzt und konnte nach zähem Ringen schließlich die Verlängerung der Landebahn am Flugplatz Speyer durchsetzen.

Elf Jahre lang hat Beyer Seite an Seite mit IHK-Präsident Willi Kuhn gearbeitet und die politisch-strategische Ausrichtung der IHK erfolgreich gestaltet. In den beiden letzten Jahren hat Beyer diese vertrauensvolle Zusammenarbeit mit IHK-Präsident Albrecht Hornbach fortgesetzt. Ein wichtiger Meilenstein seiner Arbeit war die Einrichtung der landesweiten Starterzentren für Existenzgründer in Kooperation mit der Handwerkskammer und weiteren Partnern. Im Geschäftsbereich International hat Beyer Akzente gesetzt mit der Einrichtung der beiden Kompetenzzentren Vietnam und Türkei.

Auch bei der jüngsten Herausforderung, der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt, hat Beyer rasch die Weichen gestellt, so dass die IHK-Vollversammlung eine Million Euro zur Durchführung von IHK-Kompetenzchecks bereitgestellt hat. Diese geben den Arbeitgebern einen neutralen und detaillierten Eindruck, wie ein Flüchtling aufgrund seiner berufspraktischen Vorerfahrungen im Betrieb eingesetzt werden kann.

In Beyers Amtszeit hat die IHK ihre Beiträge kontinuierlich gesenkt und die Umlage seit 1998 halbiert.

Beyer ist verheiratet, hat drei Kinder sowie ein Enkelkind und lebt weiterhin in seiner Wahlheimat Bobenheim-Roxheim.

Dr. Tibor Müller war seit 2005 Leiter des Geschäftsbereichs Innovation, Umwelt und Energie, nachdem er zuvor einige Jahre in der umwelt- und technologiepolitischen Interessenvertretung der Wirtschaft durch den DIHK auf europäischer Ebene in Brüssel tätig war. Seine berufliche Laufbahn hat Müller bei der Unternehmensberatung Accenture in Frankfurt begonnen. Er hat an der Technischen Universität Darmstadt studiert und in Geowissenschaften promoviert.

Schwerpunkte seiner künftigen Aufgabe sieht Müller vor allem in der Unterstützung der Mitgliedsunternehmen bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. Die IHK wird ihr Angebot aus Erstberatungen, Sprechtagen und Veranstaltungen hierzu weiter ausbauen. Gleichzeitig müsse die IHK aber auch selbst die Digitalisierung ihrer Prozesse weiter vorantreiben. Die bestehenden IHK-Portale und Systeme müssten so miteinander vernetzt werden, dass Mitgliedsunternehmen möglichst viele ihrer Anliegen komplett digital abwickeln könnten – ohne Verzögerungen und Medienbrüche.

Daneben sieht Müller im Fachkräftemangel eine der zentralen Herausforderungen für den Wirtschaftstandort Pfalz. Im Bereich der dualen Ausbildung fehlten schon heute ausreichend qualifizierte Bewerber. Der Ausbildung müsse wieder das Image zurückgegeben werden, das sie verdient habe – bei Schülern und Eltern, so Müller.

Sorgen bereit Müller die notwendige Verbesserung der Infrastruktur in der Region. Drohende Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, marode Brücken und unabgestimmtes Baustellenmanagement gefährdeten die Erreichbarkeit der Innenstädte. Ohne leistungsfähige Breitbandanbindungen drohten zudem Verzögerungen bei der Digitalisierung. Beides könne sich der Wirtschaftsstandort jedoch nicht leisten, warnt Müller. Die IHK werde deshalb die weiteren Entwicklungen kritisch begleiten.

Gemeinsam mit dem Ehrenamt will Müller die Kooperation mit den Regionalinitiativen MRN, ZRW und TMO sowie der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz und der Organisation der 79 deutschen IHKs weiter vertiefen, ohne jedoch die Marke "Pfalz" zu verwässern.

Müller stammt aus Bad Soden im Taunus, ist verheiratet, begeisterter Triathlet und lebt in Heidelberg.