So richtig mit Hallo?

Ob es an der Konstellation der Sterne liegt, am übermäßigen Luftdruck, am Monatsende oder reiner Zufall ist, kann man wirklich nicht genau ergründen, wenn an manchen Tagen die Menschen einfach sperriger, unangenehmer oder besserwisserischer sind. Ab und an ist es mit der viel beschworenen gelassenen Freundlichkeit des Pfälzer nicht weit her.

An einem Samstagvormittag kaufte ich Wein in der Winzergenossenschaft. Bestellt, bezahlt und mit dem Abholschein Richtung Lager unterwegs. Dort wartet man normalerweise nie sehr lange, denn die Mitarbeiter sind schnell, freundlich und routiniert. An diesem Vormittag befand sich kein Mitarbeiter wie sonst üblich deutlich sichtbar und ansprechbar in der geräumigen Lagerhalle. Ein kurzer Ruf in den hinteren Teil der Halle, der zwar offen ist, jedoch auch verdeckte Raumteile hat, führte nicht zu einer Reaktion. Das konnte mindestens hundert Gründe haben. Gänzlich fehlendes Personal oder Unlust waren sicherlich nicht dabei. Ich tippte auf das Naheliegende und wartete eben. Kann ja mal passieren.

Die Verbindungstür zum Verkaufsraum wurde von einer hochgewachsenen Frau mit viel Elan aufgestoßen. Eine Kundin, die ebenfalls mit einem Abholschein bewaffnet, sofort auf mich zusteuerte. „Werden Sie schon bedient?“ Das Kinn vorgereckt baute sie sich mitten im Raum auf. Ich verneinte, was eine sofortige Reaktion provozierte. „Haben Sie sich schon bemerkbar gemacht? So richtig mit Hallo? Und auch deutlich?“, wurde ich verhört. „Ja, tatsächlich bin ich schon in der Lage und auch psychisch so weit, dass ich mit artikulieren kann“, hörte ich mich sagen. „Wissen Sie, es gibt ja Menschen, die können das ja einfach nicht: auf sich aufmerksam machen“, war die feiste Antwort der überdynamischen Dame.

Tja, und dann gibt es Menschen, die nehmen sich einfach alles heraus.