Seife versus Seifenspender

Die Seife hat in den vergangenen Monaten einen ganz neuen Stellenwert erhalten. Seife war wie Toilettenpapier, Nudeln und Hefe sogar zeitweise schwer erhältlich. Die Regale in den Supermärkten und Drogeriemärkten waren leergeräumt, die Hände wurden sogar rissig vom vielen Seifengebrauch. Eine Frage wurde diskutiert und mit mehrheitlich mit Glaubenssätzen belegt: Was ist besser? Das Seifenstück oder der Seifenspender.

Seit den 80er Jahren hat der Seifenspender nach und nach die Bäder erobert und das gute, alte Stück Seife weitestgehend verdrängt. Die bessere Hygiene war das Hauptargument, mit dem sich der Seifenspender durchsetzen konnte. Mit dem Aufkommen des Nachhaltigkeitsgedankens wurde jedoch wieder über das Seifenstück diskutiert, das mit weit weniger Umverpackung und geringerem Verbrauch im Rennen um die Käufergunst punkten kann.

In Sachen Reinigungskraft liegen Seifenstück und Flüssigseife gleich auf. Bei der Hautverträglichkeit liegt jedoch tatsächlich die Flüssigseife vorne. Sie gehört zu den synthetischen Detergenzien, die zu empfindlicher Haut milder sind als die echten Seifen. Normale Haut jedoch kommt bei sparsamer Anwendung auch ohne Probleme mit Seife zurecht.

Seifenstücke gehen von Hand zu Hand und liegen offen auf einem Seifenteller oder einer Seifenschale. Das kann sie mit der Zeit durchaus unansehnlich, glibberig, rissig oder verfärbt aussehen lassen. Wer jedoch die Seife nicht im Wasser schwimmen lässt, den Teller oder die Schale regelmäßig von Seifenresten befreit und das Seifenstück immer gut trocknen lässt, kann sich in der Regel nicht über die Optik der Seife beschweren. Übrigens: auch ein Seifenspender sollte regelmäßig gereinigt werden, um dauerhaft eine gute Figur auf dem Waschtisch zu machen. Tatsache ist, dass sich auf einem Seifenstück mehr Mikroorganismen tummeln können als in einem Seifenspender.  Doch ein echtes Problem ist die Hygiene offenbar nicht. Dass Seifenstücke genauso gut wie Spender geeignet sind, Infektionen zu vermeiden, konnten Forscher schon 1988 zeigen. In ihrer Studie haben die Wissenschaftler ein Seifenstück hochdosiert mit verschiedenen Bakterienarten versetzt und untersucht, wie viele der Keime nach dem Händewaschen an den Händen der Probanden zu finden waren. Das Ergebnis: keine.

Wie sieht es denn nun tatsächlich mit der Nachhaltigkeit im Vergleich aus? Da kann das gute, alte Seifenstück durchaus überzeugen, denn es enthält im Gegensatz zur Flüssigseife kaum Wasser, spart dadurch also Emissionen beim Transport und darüber hinaus auch Verpackungsmaterial. Der Seifenspender alleine schon ist meist aus Kunststoff und selbst wer auf Nachfüllpackungen zurückgreift, erzeugt zusätzlichen Müll. Hinzu kommt, dass der Spender-Mechanismus zur Verschwendung anregt. Während wir das Seifenstück in unseren Händen nur so lange hin- und herflutschen lassen, bis die Menge Seife reicht, gibt schon ein einzelner Hieb auf den Spender weitaus mehr Flüssigseife, als zum Händewaschen nötig ist. Und viele Benutzer langen gleich zwei- oder dreimal zu.

Die Verschwendung treibt – Argument Nummer vier – den weitaus höheren Preis für Flüssigseife noch weiter in die Höhe.