Die Lange Erde

Was passiert, wenn Menschen ihre Lebenswelt einfach verlassen können und eine neue Welt – oder gleich mehrere Welten – nicht nur denkbar sondern sogar verfügbar werden? Welche Werte und welche Gesellschaften entwickeln sich daraus? Was passiert mit denjenigen, die nicht in eine andere Welt wechseln können, sondern zum Bleiben gezwungen sind? Terry Pratchett und Stephen Baxter haben sich in ihrem Buch Die Lange Erde diesem Gedankenexperiment angenommen. Weiterentwickelt wurde die Idee 2011 auf der Scheibenwelt-Convention in Madison, Wisconsin. Die Convention wurde tatsächlich zum Massenworkshop, in dem durch unzählige Diskussionen und Teilnehmerbeiträge der Gedankenfaden weitergesponnen wurde. Terry Pratchett als Erfinder der legendären Scheibenwelt begeisterte und begeistert auch noch nach seinem Tod eine immense Fangemeinde mit seinen Abenteuern auf der bizzaren Scheibenwelt. Philosophisch, fantastisch, einfallsreich und mit unschlagbarem Humor führt er die Leser in der Scheibenwelt auf die Spur ganz realer Probleme und menschlichen Tugenden und Untugenden.

Die Lange Erde ist jedoch eine andere Geschichte, die sich nicht in die Scheibenwelt-Reihe einfügt. Wesentlich ernster, wenngleich ebenfalls bizarr in der Grundidee, und weit weniger temporeich wird die Idee der Flucht, des Neuanfangs und des Bleibens durchdacht – an manchen Stellen auch genüsslich durchgekaut. Wer eine Scheibenwelt der anderen Art erwartet, wird enttäuscht sein. Wer sich jedoch auf das Gedankenexperiment einlassen kann, wird viele Parallelen zu heutigen Gesellschaft und der aktuellen Realität feststellen können.

Die Lange Erde
Terry Pratchett und Stephen Baxter
Goldmann Verlag
ISBN 978-3-442-48196-5

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