Tierische Hitzestrategien

Wir pilgern zum nächsten öffentlichen Nass, lassen uns vollumfänglich klimatisieren und schätzen die schattige Kühle hinter der nächsten Häuserreihe. Ein gewisses Maß an Optimismus vorausgesetzt könnte man sagen: Wir Menschen sind dabei, uns an heiße und lang andauernde Sommer zu gewöhnen. Und Gewohnheit setzt voraus, dass man Strategien im Umgang mit Sommerhitze entwickelt hat, die mit der Zeit und jeder Wiederholung zur vermeintlichen Selbstverständlichkeit werden. Doch wie steht es um unsere tierische Umwelt, die nicht auf technische Hilfsmittel zurückgreifen kann, aber in gleicher Art und Weise von Sommerhitze betroffen ist?

Der Deutschen liebste Haustiere, Hunde und Katzen, hecheln die Hitze sprichwörtlich weg. Durch schnelle Atemstöße bei offenem Mund kompensieren sie das Fehlen von Schweißdrüsen dadurch, dass sie über die Zunge Körperwärme an die Umgebung abgeben. Damit das dauerhaft möglich ist, muss aber stets genügend frisches Wasser für die pelzigen Familienmitglieder bereitstehen, denn gerade Katzen wird nachgesagt, von Zeit zu Zeit einem Bad in der Sonne gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Hier sollten Herrchen und Frauchen darauf achten, dass sich ihre vierbeinigen Begleiter nicht zu viel Hitze zumuten.

Die wildlebende Vogelwelt verfolgt, was möglicherweise überrascht, eine ähnliche Strategie im Umgang mit der Sommerhitze wie Hunde und Katzen. Durch Hecheln (bei Vögeln: Kehlsackhecheln) und mittels unbefiederter Partien an Kopf, Körper und Beinen wird die Körperwärme reguliert – das Aufsuchen kühlender Luftströme hilft dabei. Zudem dienen ein regelmäßiges Trinken und ein Bad entlang der Flugstrecke dazu, mit der Hitze zurecht zu kommen.

Neben Hecheln, Schatten suchen und der äußeren und inneren Kühlung durch Wasser gibt es noch weitere Strategien innerhalb der Vogelwelt, die aber nur bei wenigen Arten, also quasi exklusiv, anzutreffen sind. So schützt sich der Storch mit einer körpereigenen Sonnencreme, flüssigem Eigenkot, den er über seine Beine verteilt, gegen die Sommersonne. Das im Kot vorhandene Wasser entzieht durch Verdunstung dem Körper Wärme und trägt damit zur körpereigenen Wärmeregulierung bei.

Schweine, egal ob Wild- oder Hausschwein entgehen genauso wie andere Säugetiere (zum Beispiel Elefanten) der Körperhitze, indem sie sich im Dreck wälzen. Dazu wird die nächste Wasserstelle aufgesucht. An dieser suhlen sich die Tiere und verschaffen sich durch die Dreckschicht einen natürlichen Sonnenschutz, der durch Verdunstung wie beim Storch, eine Abkühlung des Körpers bewirkt.

Eine sehr ausgeklügelte Strategie, die ihre Unterkunft mit nutzt, verfolgen Bienen. Ein gesunder Bienenstock hat sowohl im Frühling, als auch im Sommer konstant eine Temperatur zwischen 32 und 36 Grad Celsius. Diese Temperatur ist die Voraussetzung dafür, dass sich die Brut normal und geschützt von den äußeren Bedingungen entwickeln kann. Aus diesem Grund haben Bienen gleich mehrere Verhaltensweisen entwickelt, die eine gleichbleibende Stocktemperatur garantieren. Wird der Bienenstock zu heiß, dann verlässt ein Teil der Arbeiterinnen den Bau, was bereits einen kühlenden Effekt mit sich bringt und fächert dann mittels Flügelschlag die verbliebene überschüssige heiße Luft aus dem Stock. Reichen diese Maßnahmen noch nicht aus, dann können Sammelbienen durch den Transport von Wasser aus der Umgebung in die Waben des Stockes einen zusätzlichen kühlenden Verdunstungseffekt erzielen.

So schlau jede Strategie für sich auch sein mag, so gilt für Mensch und Tier gleichermaßen und ohne dass es dafür eine Alternative gäbe: Bei Sommerhitze Ruhe bewahren, im Schatten bleiben und viel trinken!

Jens Wacker

Quellen: www.nabu.de und www.bfn.de

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