Zeitreise ins Erdmittelalter

Wer von Reisen mit der Zeitmaschine träumt, ist nicht unbedingt auf Science Fiction oder Freizeitparks angewiesen. Im Moosbachtal bei Dahn kann man heftige Klimaeinbrüche der Erdgeschichte bequem zu Fuß erforschen.

Am Biotop Moosbachtal in der Südwestpfalz lässt sich entlang radeln, wandern und sogar Inline skaten. Auf mindestens 19 ausgezeichneten Wanderrouten sind Flora und Fauna dieser einmaligen Sumpfwiesenlandschaft zwischen den allgegenwärtigen Sandsteinplateaus zu sehen. Mittel- und Treffpunkt dieser Routen ist die Hütte des Pfälzerwaldvereins Dahn.

Sumpfwiesen und Bruchwald

Mal staut sich der Moosbach zu einem dunklen stillen See, auf dem Seerosenblätter wie kleine Nachen vor sich hin träumen und Libellen im Halbschatten schwirren. Mal plätschert er glucksend über moosbewachsene Steine. Die Ufer sind gerade soviel von Unterholz eingewachsen, wie sie Vögeln und Insekten genug Deckung geben. Das Waldgebiet zieht sich weiter bis in unübersehbare Ferne.

Zu beobachten gibt es hier die Naturlandschaft Erlenbruchwald, über die kleine Schautafeln ausführlich informieren. Typische Pflanzenarten sind Sumpf-Schwertlilie, Bittersüßer Nachtschatten oder Wolfstrapp. Molche, Lurche und Wasservögel finden hier optimalen Lebensraum. Der Bruchwald hält Wasser im Boden zurück und verhindert durch seinen ständig hohen Grundwasserspiegel das Einsickern schädlicher Stoffe.
Man fühlt sich nie verloren. Stets zweigen Abkürzungen vom eingeschlagenen Weg ab. Viele Waldwege führen zurück zur Hütte. In Richtung der Straße nach Dahn staut sich der Moosbach zu mehreren Seen, an dessen Ufern sich Camper eine Wochenendidylle geschaffen haben. Tief im Wald versteckt schimmern immer wieder Sandsteintürme hervor wie Throne von Waldfeen. Kein Wunder, dass viele mittelalterliche Burgherren der Versuchung nicht widerstanden, hier Burgen und Wachttürme zu errichten.

Erdgeschichte zum Erklettern

Die Sandsteintürme über unseren Köpfen stammen bereits aus dem Trias (Erdmittelalter, vor etwa 200 Millionen Jahren). Damals war es in Europa subtropisch heiß. Ein einziger Erdteil, Pangea, spannte sich vom Nord- bis zum Südpol. Es entstanden viele Reptilienarten, unter anderem die Dinosaurier.

Der Pfälzerwald gehört wie viele Mittelgebirge Deutschlands zu einem Gebirge, das sich vor mehr als 300 Millionen Jahren durch große Teile Europas zog. In der Trias senkte sich das Land, und es bildete sich das so genannte germanische Becken, in dem sich meterdicke Schichten des roten Sandsteins ablagerten. Als sich das Land des heutigen Pfälzerwaldes 20 Millionen Jahre später wieder hob, wurden durch Erosion mehrere Hundert Meter Sedimente bis auf den Sandstein abgetragen – es entstanden Türme und Teufelstische.

Heute ist der Pfälzerwald eines von 14 deutschen Biosphärenreservaten für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Es muss ja nicht immer die Serengeti sein…

Wer mit oder ohne Seil und Kletterhaken die Sandsteintürme erklimmt und den Blick vom Gipfel schweifen lässt, mag für einen Augenblick die Augen schließen, dem Gezwitscher der Vögel – der letzten lebenden Nachfahren der Dinosaurier – lauschen und sich ins Trias zurückversetzen.

Kurz hinter Neudahn geht es zur PWV-Hütte Dahn einen asphaltierten Weg einige Kilometer in den Wald hinein. Parkmöglichkeiten sind an der Hütte ausreichend vorhanden. Auch per Fahrrad ist der Weg von Neudahn gut zu erreichen.

Regina Urbach