Vitaminmangel bei Diabetikern

Wer jeden Tag einen Apfel isst, braucht keinen Arzt. Das behauptet zumindest das alte englische Sprichwort An apple a day keeps the doctor away - Aber reicht die tägliche Obst- oder Gemüse-Portion tatsächlich aus, um auch verbreiteten chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzerkrankungen Paroli zu bieten?

Wissenschaftler von der Gesellschaft für Biofaktoren (GfB) warnten anlässlich eines Symposiums in München: Eine Unterversorgung an einigen Vitaminen und Mineralstoffen tritt bei Menschen mit Diabetes oder Bluthochdruck häufig auf und kann das Voranschreiten dieser Erkrankungen mit ihren schwerwiegenden Folgen erheblich fördern. „Eine Reihe dieser unverzichtbaren Stoffe sind sowohl in den Zucker-Stoffwechsels involviert als auch mit den Folgen seiner Störungen verbunden und daher für den Diabetiker von besonderer Bedeutung", betonte Professor Joachim Schmidt aus Dresden. Daher empfehlen Fachgesellschaften eine ausgewogene, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung mit fünf Portionen frischem Gemüse und Obst pro Tag. Untersuchungen zeigten aber, dass die Mehrzahl der Diabetiker diese Empfehlungen nicht annähernd erreicht. Erschwerend kommt hinzu, dass der Bedarf an einigen Mikronährstoffen krankheits- und medikamentös bedingt auch noch deutlich ansteigen kann. So sind Patienten mit Diabetes oder Bluthochdruck häufig von einem Magnesiummangel betroffen.

Mangelerscheinungen gezielt ausgleichen

„Große Studien haben gezeigt, dass hierbei die Ergänzung von Magnesium sowohl die Blutzucker- als auch die Bluthochdruckeinstellung verbessern kann", berichtete Professor Klaus Kisters aus Herne. Auch das Vitamin B1 spielt eine zentrale Rolle im Zucker-Stoffwechsel. Doch gerade Patienten mit Diabetes weisen um bis zu 76 Prozent niedrigere Vitamin B1-Spiegel auf als Gesunde", führte Dr. Alin Stirban aus Neuss aus. Dieser Mangel fördert wiederum die Folgeerkrankungen des Diabetes wie Nervenschäden - die diabetische Neuropathie - und Gefäßkomplikationen. „Es ist deshalb verständlich, wieso die Behandlung mit Vitamin B1 oder Benfotiamin, eine für den Körper besser verfügbare Vorstufe des Vitamins B1, in der Therapie der diabetischen Neuropathie Anwendung gefunden hat", sagte Dr. Stirban. Studien zeigten, dass Benfotiamin die Symptome der Neuropathie wie Kribbeln, Schmerzen und Taubheit in den Füßen lindern kann. B-Vitamine könnten auch im Hinblick auf das erhöhte Demenz-Risiko des Diabetikers von Bedeutung sein: So beobachtete man bei Morbus Alzheimer erniedrigte Vitamin B1-Konzentrationen im Gehirn. Das hat offensichtlich eine Auswirkung auf die Zucker-Verwertung, die gerade in den von der Alzheimer-Erkrankung betroffenen Hirnarealen deutlich herabgesetzt ist. Auch die Versorgung mit Vitamin B12, Vitamin D und Zink ist bei Diabetiker häufig unzureichend und mit möglichen negativen Folgen für den Verlauf der Erkrankung verbunden. Die Gesellschaft für Biofaktoren appelliert daher, dieser Problematik mehr Aufmerksamkeit zu schenken und einen Mangel gezielt auszugleichen.