Licht aus, Spot an: Lichtverschmutzung

Der Begriff der Lichtverschmutzung alleine lässt vermuten, dass man grundsätzlich zwischen sauberem und dreckigem Licht unterscheiden kann. Kurz: Nein, das kann man nicht. Vielmehr umschreibt die wörtlich aus dem Englischen (orig. light pollution) ins Deutsche überführte Begrifflichkeit, dass ein Zuviel an Licht unsere Umwelt verschmutzt, mehr noch, ihr nachhaltig Schaden zufügt. Und das in vielfacher Hinsicht.

Beleuchtungsmittel im öffentlichen und privaten Raum streuen einen Großteil ihres Lichtes nicht zielgerichtet sondern verhältnismäßig ungesteuert in die nächtliche Umwelt. Reflektiertes Licht strahlt in alle Richtungen ab und lässt insbesondere in Siedlungsnähe den Nachthimmel zu einer Lichtglocke erhellen. Durch dieses Dickicht an Kunstlicht sind natürliche Lichtquellen, also Mond und Sterne, kaum bis gar nicht mehr sichtbar. Daneben werden Menschen, Tiere und Pflanzen nachhaltig beeinträchtigt. Wie diese Beeinträchtigungen im Einzelnen aussehen können, damit beschäftigt sich die sehr junge wissenschaftliche Disziplin der Dunkelheitsbiologie (Scotobiologie).

Was macht ein Zuviel an Licht mit Menschen, Tieren und Pflanzen?

Pflanzen werden durch eine künstlich aufgehellte Umgebung in ihrem Wachstumszyklus beeinflusst. Im Gegensatz zu Zuchtpflanzen kann für in der freien Natur aufgewachsene Pflanzen oder Stadtgrün eine durchgehende Beleuchtung zu einem großen Problem werden. Forscher haben beispielsweise beobachtet, dass Laubbäume in unmittelbarer Nähe von Straßenlampen ihre Blätter verspätet verlieren, da sie durch das umgebende Kunstlicht nicht registrieren, wann die Tage kürzer werden und der Winter naht. Genau diese Pflanzen sind folgerichtig zu spät auf den kalten Winter vorbereitet und erleiden vermehrt Frostschäden.

Dass jede Nacht millionenfach Insekten an Leuchtreklamen und Straßenleuchten verglühen, ist weithin bekannt. Allerdings gibt es auch Tiere, die vom Insektenanflug an Lichtquellen profitieren. Es sind  Spinnen, die ihre Netze im Lichtkegel der Lampen aufhängen, Fledermäuse, die im Umkreis der Leuchten jagen, und auch Vögel finden am Boden unter den Leuchten jeden Morgen einen reich gedeckten Tisch an toten und ermatteten Insekten. Kurzfristig könnte man diesen Tieren einen Erfolg zusprechen. Allerdings: Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts wird ein dramatischer Artenrückgang prognostiziert. Besonders betroffen ist hierbei die Gruppe der Insekten. Und Insekten nehmen in den Nahrungsketten der Ökosysteme wichtige Positionen ein. Verhält sich die Insektendichte allgemein rückläufig, dann führt dies unausweichlich zu Konsequenzen für andere Tiergruppen bis hin zum Menschen. Auch die Pflanzenwelt ist davon nicht ausgenommen. Ein Großteil der Blütenpflanzen ist auf die Bestäubungshilfe durch Insekten, vor allem durch Schmetterlinge, Bienen und Hummeln angewiesen. 

Hohe, hell erleuchtete Gebäude führen zu dem so genannten Towerkill-Phänomen. Damit ist der nächtliche Flug von Zugvögeln in oder – schlechter - an hell erleuchtete Gebäude gemeint. Eine Begegnung, die in den seltensten Fällen gut für den Vogel ausgeht. Eine moderne Variante dieser Ereignisse wird durch Skybeamer erzeugt, deren mobile Strahlkegel ebenfalls Störungen des Vogelzuges hervorrufen.
Die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf den Menschen sind noch nicht abschließend erforscht. Führende Wissenschaftler sehen jedoch viele Hinweise darauf, dass insbesondere der menschliche Hormonhaushalt, der eng mit dem Tag-Nacht-Zyklus verknüpft ist, von Lichtverschmutzung beeinträchtigt wird.

Gesetze gegen Lichtverschmutzung

In Deutschland wird unerwünschte Lichtemission als Lichtimmission bezeichnet, die zu reduzieren ist, wobei die „Richtlinie zur Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen" des Länderausschuss für Immissionen anzuwenden ist. Danach darf die Beleuchtungsstärke auf ein Schlafzimmerfenster in Wohngebieten maximal ein Lux betragen, was allerdings nicht für öffentliche Beleuchtung, wie zum Beispiel Straßenbeleuchtung, gilt.

 

Tipps und Fragstellungen zur Vermeidung von Lichtverschmutzung

Privater Bereich:

Muss unbedingt alles erleuchtet werden, dient es der Sicherheit und wieviel Licht ist notwendig?
Reicht eine Lampe mit geringerer Leistung (Watt)? Möglichst Energiesparlampen einsetzen. Das reduziert den Energieverbrauch und spart Geld ein.


Auf gezielt gerichtetes Licht achten!
Nur das zu beleuchtende Objekt sollte angestrahlt werden, die Lichtquelle darf nicht blenden! Kugelleuchten, die in alle Richtungen strahlen, sind Energieverschwender, sie blenden und liefern keine sinnvolle Beleuchtung.


Wie lange ist Licht notwendig?
Kein Dauerlicht an Haus oder im Garten, ein Bewegungsmelder hilft Energie sparen und bietet noch mehr Sicherheit. Dauerhaft leuchtendes Licht wirkt kaum abschreckend auf Einbrecher, sie können sich sogar viel besser auf die Situation einstellen!

Bei Dunkelheit Rollos oder Vorhänge schließen!
Das spart in der kalten Jahreszeit zusätzlich Wärmeenergie.

Öffentlicher Bereich:
Bei Straßenbeleuchtung darauf achten, dass vor allem die Straße beleuchtet wird!
Eine Straßenleuchte sollte so abgeschirmt sein, dass sie nicht blendet oder die Zimmer der Anwohner erleuchtet.


Bei Gebäudebeleuchtung darauf achten, dass kein Licht ungenützt an den Himmel gelenkt wird
Die Leuchtdichte sollte nicht zu hoch sein (in manchen Gegenden sind Leuchtdichten von maximal ein cd/m2 erlaubt).


Ein im Jahr 2016 von einem internationalen Wissenschaftlerteam herausgegebener Atlas der Lichtverschmutzung dokumentiert, wie massiv künstliche Beleuchtung den Nachthimmel mittlerweile weltweit erhellt. Ein Blick darauf lohnt und erschreckt gleichermaßen: www.cires.colorado.edu/artificial-sky


Quellen:
www.lichtverschmutzung.de
www.wikipedia.org/wiki/Lichtverschmutzung