Eichhörnchen

Eichhörnchen gehören zu den bekanntesten und auch beliebtesten Nagetieren – nicht zuletzt wegen ihres niedlichen Äußeren und ihrer flinken Kletterkünste. Gerade das koboldhafte Aussehen und Verhalten der Tiere macht sie zu einem Sympathieträger unter den Nagetieren. Insgesamt gehören 190 verschiedene Arten zur Gattung der Eichhörnchen, in Europa jedoch ist ursprünglich nur das Europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) heimisch. In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern hat sich das Eichhörnchen zum Kulturfolger entwickelt, das heißt: Es folgt dem Menschen in die Städte, vorzugsweise in die Parks, Gärten und auf die Friedhöfe, da es dort ein großes Nahrungsangebot findet. Immer noch sind Eichhörnchen natürlich auch im Wald beheimatet.

Die Fellfarbe der Eichhörnchen ist je nach Region und Jahreszeit sehr unterschiedlich. Sie kann von fuchsrot bis braunschwarz variieren, manche Eichhörnchen können am Bauch sogar richtig weiß werden. Im Sommer ist das Fell recht dünn und meist hell. Das Winterfell dagegen ist länger und buschiger. Auch die Fellbüschel an den Ohren wachsen in der kalten Jahreszeit. Das amerikanische Grauhörnchen ist vom heimischen Eichhörnchen nicht nur farblich zu unterscheiden – sie sind dunkler und komplett grau. Außerdem verhalten sich Grauhörnchen deutlich aggressiver und sind den Eichhörnchen auch in der Größe überlegen. Eindeutig wird es jedoch beim Blick auf die Ohren: Dem Grauhörnchen fehlen die typischen Fellbüschel an den Ohren.

Eichhörnchen sind sehr flinke Kletterer und ihr ganzer Körperbau ist perfekt an ein Leben in den Bäumen angepasst. Die langen Hinterbeine mit der starken Muskulatur machen das schnelle Klettern und Springen möglich. An den Vorderpfoten hat das Eichhörnchen vier, an den Hinterpfoten fünf lange Finger und Zehen – so genannte Greifzehen – mit scharfen Krallen. Dank ihnen können sie auch an glatten Baumstämmen mühelos hoch- und herunterklettern. Typischstes Merkmal aber ist ihr langer, meist buschiger Schwanz, der mit 15 bis 20 Zentimetern fast so lang wie ihr Rumpf ist. Eichhörnchen setzen ihn beim Weitspringen und Klettern ähnlich wie eine Lenk- oder Balancierstange ein. Beim Herabspringen dient er als Fallschirm, im Winter wird er als Kuscheldecke und in der Hitze als Schattenspender genutzt.

Der Geruchssinn der Eichhörnchen ist sehr fein – sie können mit ihm noch Nüsse, die 30 Zentimeter unter dem Schnee liegen, aufspüren. Beim Fühlen und Tasten helfen die so genannten Vibrissen (Tasthaare), die bei den Eichhörnchen an der Schnauze, über den Augen, an den Beinen, am Bauch und über der Schwanzwurzel sitzen – so können sie sich auch nachts recht gut orientieren.

Eichhörnchen haben ganz erstaunliche Fähigkeiten. Viele davon sind angeboren, einige erlernt. Wie man Fressbares findet oder was Gefahr bedeutet, lernen die Jungtiere von ihrer Mutter. Eichhörnchen erweisen sich als besonders lernfähig und erfinderisch, wenn es darum geht, an Nahrung zu kommen. Forscher haben nachgewiesen, dass sich die Tiere an ihre Vorratsverstecke erinnern und auch Zusammenhänge begreifen können. Mithilfe von regelrechten Hindernisparcours versuchte man die Tiere davon abzuhalten, an das begehrte Futter zu kommen. Dabei zeigte sich, dass die Hörnchen nach wenigen Versuchen aus Misserfolgen lernten und eine andere Methode anwendeten. Die Speisekarte der Eichhörnchen ist recht vielfältig, denn Eichhörnchen sind Allesfresser. Kleintiere wie Insekten oder Schnecken, Jungvögel, Vogeleier und Pilze werden genauso wie Walnüsse, Haselnüsse, Bucheckern, Kastanien, Eicheln, Fichtenzapfen, Obst und frische Triebe verzehrt.

Eichhörnchen halten keinen richtigen Winterschlaf, sie benötigen auch in der kalten Jahreszeit Futter. Im Herbst beginnen sie deshalb damit, sich Vorräte anzulegen. Sie sammeln Bucheckern, Nüsse, Samen und vieles mehr, was sie vergraben oder in Verstecke, wie zum Beispiel Astgabeln, Baumhöhlen oder Rinden, abgelegen. Indem sie im Winter systematisch alle Verstecke ablaufen und die Nahrung dank ihres Geruchssinns wiederfinden, kommen sie wieder an ihre angelegten Vorräte.

Eichhörnchen sind Einzelgänger – nur in der Paarungszeit im Frühjahr finden sie zusammen. Oben in den Baumkronen bauen sie ihre Nester, so genannte Kobel. Sie sind von innen mit Moos und Gras gepolstert und dienen als Schlafplatz und Nest. Nach vier Wochen kommen etwa fünf Junge nackt und blind zur Welt. Acht Wochen lang werden sie gesäugt. Die Jungtiere bleiben noch einige Monate in der Nähe der Mutter. Leider überleben nur etwa 20 Prozent der Jungtiere das erste Jahr, dann aber können sie bis zu zwölf Jahre alt werden.

Die kleinen Eichhörnchen haben eine Menge natürlicher Feinde. Baummarder, Wiesel, Wild- oder Hauskatzen sowie Habichte, Mäusebussarde und Eulen haben es auf die Nager abgesehen. Doch keiner der Räuber hat es je vermocht, dem Eichhörnchen-Bestand wirklich gefährlich zu werden. Zu flink bewegen sich die Nager durch die Bäume. Greifvögel werden irritiert, wenn Eichhörnchen in kreisenden Bewegungen um die Baumstämme sausen. Viel bedrohlicher ist für die roten Flitzer in den vergangenen Jahrzehnten ein Artgenosse geworden: das Grauhörnchen. Dieser kommt jedoch nahezu ausschließlich in Großbritannien und Italien vor. In Deutschland ist das Grauhörnchen – noch – kein Problem.