Die Pfalz, eine Region- viele Gesichter

Jede Region hat einen eigenen Charakter, auch wenn das sehr nach Stigma und Vorurteil klingen mag. Trotzdem herrschen ein bestimmtes Lebensgefühl und eine Haltung vor, die mal mehr, mal weniger zum Ausdruck gebracht werden. Wie sieht der Pfälzer sich selbst und seine Pfalz und wie wird das Leben in der Pfalz von denjenigen wahrgenommen, die schon eine Zeitlang hier leben? Das wollten wir genauer wissen. Im Zeitraum Juni/Juli 2015 antworteten zahlreiche Ur- und Neupfälzer auf eine Chili-Online-Umfrage zum Thema Die Pfalz, eine Region viele Gesichter?.

Offensichtlich war es eine männliche Frage, denn 67 Prozent der eingegangenen Beantwortungen wurden von Männern eingereicht. Die mit Abstand stärksten Gruppen der Umfrage bildeten Menschen im Alter zwischen 41 und 60 Jahre. Dass generell eine große Identifikation mit der Region besteht, zeigte eine direkte Frage zu ihrem Heimatgefühl. Obwohl der Begriff der Heimat immer noch eher schwieriger ist, scheinen ihm viele Teilnehmer der Umfrage eine außerordentlich wichtige Rolle zuzuschreiben. Hierbei ist es unerheblich, ob der Befragte erst seit einigen Jahren (47 Prozent der Umfrageteilnehmer), oder bereits seit der Geburt (53 Prozent der Umfrageteilnehmer) in der Pfalz wohnt.

86 Prozent gehen sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnen die Pfalz ausdrücklich als ihren persönlichen Lebensmittelpunkt. Das ist mehr als nur zu Hause, wenn man sich diese Wertung erlauben darf. Die Begriffe weltoffen und traditionell stellen nach Ansicht der Umfrageteilnehmer zumindest in der Pfalz keinen Gegensatz dar. So werden auch die Begriffe innovativ/modern problemlos mit kleinbürgerlich kombiniert. Der Rückschluss daraus ist, dass die Pfälzer offensichtlich mit ihren Aufgaben wachsen und sich entwickeln. Das sind fundamentale Entwicklungen mit Bodenhaftung und nicht trendorientierte Kurzfristigkeiten. In gleicher Kombinationen fanden sich die Adjektive gelassen/ruhig. Insgesamt 79 Prozent der Befragten beschreiben die Pfalz auf diese Art.

Die Pfälzer an sich werden indes fast ausschließlich mit positiven Charakterzügen in Verbindung gebracht. Fast ein Drittel aller Befragten sind sich darin einig, dass Pfälzer vor allen Dingen freundlich, gesellig und offen sind. Wenn es um die Pfälzer Dialekte geht, dann scheiden sich die Geister. Die Mehrzahl misst der sich regional sehr unterschiedlich darstellenden Mundart nur eine geringe Wichtigkeit zu. Interessant ist, dass Menschen, die verhältnismäßig kurz in der Pfalz wohnen, dem Dialekt eine weitaus höhere Bedeutung einräumen als Pfälzer, die bereits seit ihrer Geburt in der Region leben. Die lebhafte Geschichte der Region spielt nach Ansicht der Umfrageteilnehmer nur eine unter geordnete Rolle, obwohl sie durch die Zuwanderung in den vergangenen Jahrhunderten und dem Gedanken der Freiheit und Demokratie maßgeblich geprägt wurden.

Typisch für die Pfälzer scheint zu sein, dass sie ihre Standortfaktoren – weiche wie harte – durchaus kritisch betrachten: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiger weicher Standortfaktor zur Bemessung der Wohnqualität einer Region und entscheidet zusammen mit anderen Rahmenbedingungen darüber, ob eine Region auch zukünftig mit Zuzügen junger Familien rechnen darf. Folgt man den Ergebnissen der Umfrage, dann könnte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Teilen der Pfalz noch deutlich verbessert werden. Ältere Umfrageteilnehmer bewerten diesen Punkt deutlich besser als jüngere. Eine mögliche Lesart dieser Diskrepanz könnte der Umstand sein, dass sich in diesem Bereich sehr viel in den letzten Jahrzehnten getan hat. Kindertagesstätten, Garantien und fi nanzielle Hilfen lassen die heutige Betreuung aus Sicht der Älteren möglicherweise tendenziell besser erscheinen.

Gefragt nach dem Zustand der Einkaufsund Versorgungssituation, antworteten die Teilnehmer der Umfrage äußerst differenziert. Während die Nahversorgung, also das sich Versorgen mit Produkten des täglichen Bedarfs mehrheitlich als gut bewertet wird, schneidet die allgemeine Einkaufssituation deutlich schlechter ab. Unter Einkaufssituation verstehen die Befragten dabei die räumlich vorhandene Versorgung mit unterschiedlichen Artikeln wie beispielsweise Kleidung, die in unregelmäßigen Abständen bezogen werden. Da die Antworten von Teilnehmern aus der Gesamtpfalz eingingen, so muss eine Unterscheidung zwischen ländlichem Gebiet und Stadtgebiet erfolgen.

Anhand der Postleitzahlgebiete sind Rückschlüsse auf die Distanz und Anbindung zu Einkaufszentren möglich. Den Antworten konnte ebenso entnommen werden, dass diejenigen, die zwar in der Pfalz wohnen, aber nicht arbeiten, kaum Kritik an der Einkaufssituation übten. Sie haben scheinbar Alternativen oder kennen die Unterschiede. Insgesamt lieferte die Umfrage viele interessante Erkenntnisse, die es wert sind, gesondert betrachtet zu werden. In den kommenden Ausgaben wird das Chili-Team einzelne Themen näher beleuchten und kritisch hinterfragen.