Süchtig nach WhatsApp und Co.

Chatten, posten und liken fast rund um die Uhr: Etwa 100.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind abhängig von sozialen Medien. Wie aus einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg hervorgeht, sind insgesamt 2,6 Prozent der zwölf- bis 17-Jährigen süchtig nach WhatsApp, Instagram und Co. - das hat Folgen für die Gesundheit und das Sozialleben.

Mädchen sind generell länger in sozialen Medien unterwegs - im Schnitt knapp mehr als drei Stunden pro Tag. Jungen kommen auf durchschnittlich zweieinhalb Stunden täglich. Mit steigendem Alter verbringen die Jugendlichen auch immer mehr Zeit bei WhatsApp, Instagram und anderen Diensten. Mädchen zwischen 16 und 17 Jahren sind fast dreieinhalb Stunden pro Tag in sozialen Medien, gleichaltrige Jungen nur zweidreiviertel Stunden. 

„Je länger und häufiger die Kinder und Jugendlichen online sind, desto höher ist das Suchtrisiko", warnte Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg. Häufig stellten Eltern keine klaren Regeln zum Umgang mit sozialen Medien auf. „Die sind aber dringend nötig, damit ihre Kinder nicht unbemerkt in die Abhängigkeit rutschen." Durch die massive Nutzung sozialer Medien können gesundheitliche und soziale Probleme entstehen. So geben acht Prozent der zwölf- bis 17-jährigen Nutzer an, dass sie den Kontakt zu ihren Freunden ausschließlich über soziale Medien pflegen. Streit mit den Eltern wegen der Nutzung sozialer Medien haben sechs Prozent der Befragten sehr häufig oder häufig. Fast ein Viertel gibt zudem an, zu wenig Schlaf wegen des Chattens zu bekommen.

Besonders alarmierend ist den Autoren der Studie zufolge ein Zusammenhang mit Depressionen. Wer von sozialen Medien abhängig ist, hat demnach ein um den Faktor 4,6 Prozent höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken als Nichtsüchtige. Jeder dritte als abhängig eingestufte Jugendliche berichtet der Studie zufolge über entsprechende Symptome. Thomasius zufolge ziehen sich aber möglicherweise depressive Kinder und Jugendliche häufiger in die virtuelle Welt zurück und entwickeln deshalb ein Suchtverhalten.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, forderte „eine vernünftige Online-Offline-Balance" sowie eine bessere Aufklärung von Kindern und Eltern über die Risiken. „Wer nur im Netz Kontakte hat, der dürfte im realen Leben ziemlich einsam sein", warnte Mortler.