Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte man sich in Rheinland-Pfalz die Frage: Welche Stadt wird Landeshauptstadt - Mainz oder Koblenz? Die Entscheidung fiel recht knapp aus.
Am 30. August 1946 ordnete die französische Besatzungsmacht die Gründung von Rheinland-Pfalz an. Auch die Landesregierung wurde von den Franzosen bestimmt. Ihre Sitzung fand in Koblenz statt.
Mainz lag zu dieser Zeit in Schutt und Asche. Gebäude und Räume in denen sich eine Landesregierung hätte treffen könnte, gab es nicht. Der Historiker Hans-Peter Hexemer sagt heute, für das künstlich zusammengefügte Land sei es wichtig gewesen, dass der Sitz der neuen Landesregierung nicht im Norden blieb.
Bürgern war es zunächst egal
"Viele haben dem Land keine Zukunft gegeben, weil es aus Teilen bestand, die vorher nie zusammengehört haben", erklärt der Historiker. Mit der Entscheidung für Mainz rückte die Landeshauptstadt mehr in die Mitte. Doch in der Nachkriegszeit war es vielen Bürgern egal, wo die neue Landesregierung künftig ihren Sitz hatte. Die Menschen litten unter den Kriegsfolgen. Ihnen war es wichtiger, ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen zu haben.
Mainzer Fastnacht war Auslöser
Drei Jahre später waren das Interesse und die Diskussionsfreude der Menschen im Land schon größer. In der Mainzer Fastnacht stellte ein Motivwagen das Tauziehen zwischen den beiden Städten dar, die Allgemeine Zeitung in Mainz und die Rhein-Zeitung in Koblenz lieferten sich einen erhitzten Schlagabtausch.
Ein Koblenzer war für Mainz
Der damalige Ministerpräsident Peter Altmeier übernahm schließlich eine herausragende Rolle. Der Koblenzer setzte sich für Mainz als neue Landeshauptstadt ein. Er war davon überzeugt, dass diese Entscheidung das Land zusammenhalten werde. Die Entscheidung lag aber letztlich bei den Abgeordneten.
Zwei Abstimmungen nötig
Bei der ersten Abstimmung gab es ein Patt: 43 Abgeordnete stimmten für Mainz und 43 dagegen. Am Ende habe sich ein Bündnis der Vernunft durchgesetzt, erklärt der Historiker Hexemer. Die CDU und die SPD stellten einen gemeinsamen Antrag. Und der wurde am 16. Mai 1950 mit einer knappen Mehrheit durchgewunken. Damit war die Entscheidung für Mainz gefallen. Die Stadt Koblenz ging trotzdem nicht leer aus. Dort haben bis heute zahlreiche wichtige Landesbehörden und Gerichte ihren Sitz.