Vergnügliches Farbspiel

Bring Farbe in dein Leben/Color your life! Jeder sieht sich im Laufe seines Lebens mit einem Aufruf konfrontiert, der im engeren oder weiteren Sinne, einen Bezug zu Farbe im Speziellen oder Farbe im metaphorischen Sinne herstellt. Farbe, das wird schnell klar, bestimmt unseren Alltag - bewusst und unbewusst.

Laut Definition (DIN 5033) versteht man unter Farbe „diejenige Gesichtsempfi ndung eines dem Auge des Menschen strukturlos erscheinenden Teiles des Gesichtsfeldes, durch die sich dieser Teil bei einäugiger Beobachtung mit unbewegtem Auge von einem gleichzeitig gesehenen, ebenfalls strukturlosen angrenzenden Bezirk allein unterscheiden kann.“ Alles klar, oder? Abseits deutscher Industrienormen und deren Definitionen verstehen wir Farbe zu allererst als visuellen Sinneseindruck. Eine allumfassende und allseits verständliche Defi nition für Farbe zu erhalten, ist nahezu unmöglich.

Das Forschungsfeld der Farbwahrnehmung alleine beschäftigt sich beispielsweise mit wahrnehmungsphysiologischen (Farbreiz), wahrnehmungspsychologischen (Farbvalenz) und physikalischen (Spektrum) Aspekten. Hinzu gesellen sich sprachlich-konventionelle Aspekte. Je nach Einsatzzweck und Kulturkreis können Farbnamen auch eine emotionale Wirkung hervorrufen. In der Werbung werden Farben und Neuwortschöpfungen von Farben gezielt eingesetzt, um ein Attribut des zu bewerbenden Produktes besonders hervorzuheben (Beispiel: ferrari-rot – Geschwindigkeit).

In der Humanbiologie lässt sich die Wahrnehmung von Farben auf die Wirksamkeit von Farbrezeptoren im Auge zurückführen, die (verkürzt dargestellt) auf verschiedene Intensitäten von Licht mit einer unterschiedlichen Farbwahrnehmung reagieren. Verantwortlich dafür sind Rezeptoren auf der Netzhaut, die es uns ermöglichen, zwischen hell/dunkel (Stäbchen) und farbig (Zapfen) zu unterscheiden. Der Begriff der Farbigkeit b eschreibt in unserem Sprachraum ganz grundsätzlich Unterschiede in der Farbunterscheidung. Visuell unterscheiden Menschen Farben qualitativ, nach dem tatsächlich wahrgenommenen, und verbal-argumentativ, durch die Beschreibung des eigenen Eindrucks. Die qualitative Wahrnehmung von grünem Gras und blauem Himmel steht dem Eindruck von tiefblauen Meeren und schwarzbraunen Haselnüssen gegenüber.

Jene Eindrücke sind nichts anderes als kollektive Übereinkünfte, die seit geraumer Zeit von Generation zu Generation weitergegeben werden als eine Art globale Farbsprache. An der individuellen Wahrnehmung von Farben ändert das jedoch nichts, weshalb Menschen bei gleich benannten Farben durchaus unterschiedliche Wahrnehmungen erfahren können. Die denkbar einfachste Unterscheidung von Farben findet sich in der Verknüpfung von Farben/Farbgruppen mit dem eigenen Temperaturempfi nden. Warme Farben wie rot und gelb assoziieren wir mit Sommer, Sonne und Feuer. Kalte Farben, Blau und Blautöne, wirken abweisend und erinnern uns an die kalte Jahreszeit. In Farbkreisen stehen die kalten Farben stets den warmen Farben gegenüber.

Abseits der verbalen Kommunikation treffen wir in unserer Umwelt auf unzählige Beispiele, die zeigen, wie Farbe als universelle Sprache genutzt wird (Beispiel: Verkehrsschilder). Je nach Sprachraum können sich Farbnamen unterscheiden und manchen Sprachen fehlen Wörter, die in anderen Sprachen fest verankerte Farbnuancen beschreiben, gar komplett. Hinzu kommt, dass sich Wortbedeutungen im Laufe der Geschichte verändern können. So hätte man im Deutschland des 16. Jahrhunderts eine dunkelblaue (-violette) Nacht noch als braune Nacht bezeichnet. Ein kleines Gedankenspiel zum Thema sprachlich-konventionelle Aspekte: Wäre ein Schwarzmaler von heute auf morgen ein Grünmaler, dann würde ihm fortan sicher niemand eine Vorliebe für eine eher pessimistische Sicht der Dinge unterstellen, oder? Wäre der Monat November nicht vorwiegend von einem grauen, sondern vielmehr von einem hellblauen Himmel gezeichnet, würde sich dann nicht zwangsläufi g die Stimmung der Menschen erhellen? Jens Wacker

Magazin