Zeit der Lichter

Es ist eine gute Lebensregel, dass alles seine Zeit hat. Die Winterzeit besitzt das Potenzial, uns die Gelegenheit zu geben, zur Ruhe zu kommen. Besonders dann, wenn wir akzeptieren, dass das Licht schwindet, die Dämmerung uns einen Teil des Tages verwandelt und die Zeit der Dunkelheit einfach länger ist. In der Summe bleiben 24 Stunden, daran ändert sich nichts. Von den Nordeuropäern können wir lernen. Mit großer Gelassenheit nehmen sie die langen Nächte in Kauf. Sie werden nach eigenen Auskünften eben geselliger. Ein bisschen langsamer vielleicht auch. Sie trinken umso lieber Kaffee, vielleicht auch das ein oder andere Gläschen Wein, haben Zeit für Bücher, für Freunde, für Filmnächte oder eben andere Dinge, die man gerne zu zweit genießt.

Tatsächlich bremst das schwindende Licht den Aktionismus des Mitteleuropäers. Das Gegenteil von Aktionismus und Reizüberflutung sind die langen Winternächte. Geradezu kontemplativ muten sie an – wenn man sie lässt. Ein langes Gespräch mit Resultat und Erkenntnis, ein ruhiges Zusammentreffen, gerne auch die Zeit für sich, auf der Couch, vor dem Kamin, lange Kochabende mit Freunden und Familie.

Und trotzdem ist es die Zeit der Lichter, denn selbst der härteste Norweger sitzt nicht in völliger Dunkelheit, um sich mit einem Freund zu unterhalten. Kleine Lichter beleuchten das Entscheidende– den Moment. Sie strahlen für den Punkt, der uns wichtig ist. Sie geben uns Wärme und zaubern Stimmung. Licht in der Dunkelheit ist magisch, mystisch und essentiell. Erst dann setzt sich in Szene, was uns berührt und bewegt. Winterzeit als Zeit der Lichter erlaubt uns, unseren Sehnsüchten und Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen.