Schatten an der Wand

Die Idee des Buches Schatten an der Wand ist gut. In drei Zeitebenen entwickelt Autor Martin Walker einen – sagen wir mal – Krimi, der einen gemeinsamen Ausgangspunkt besitzt. Die im Jahr 15.000 v.Chr. entstandenen Höhlenmalereien werden von Kämpfern der französischen Résistance im zweiten Weltkrieg zufällig beim Verstecken von Waffen entdeckt und ein bemaltes Wandstück daraus entwendet. In der Gegenwart taucht das wertvolle Relikt auf und wird wiederum auf mysteriöse Art aus einem Londoner Auktionshaus gestohlen. Eine Gruppe von Archäologen und der Besitzer des Fragments suchen nun nach der Höhle und der Geschichte, die sich um den Fund im Jahr 1944 ereignete. Wie man es von Walker aus seiner Bruno-Reihe kennt, spielt die Geschichte in seiner Wahlheimat, dem französischen Périgord. 

Wäre das Buch nicht auf knapp 500 Seiten in die Länge gezogen, dann hätte es wahrscheinlich deutlich mehr Charme. Unglaublich viele Handlungsstränge werden mühsam verknüpft und führen ins Nichts. Die Beschreibung des Lebens der Menschen im Jahr 15.000 v.Chr. erscheint geradezu absurd in der Darstellung der Berufe, Aufgaben und Malkunst. Es scheint, als ob jene Menschen geradewegs aus der Jetztzeit in eine ferne Vergangenheit geschickt worden wären. Die Geschichte der zweiten Zeitebene des Jahres 1944 ist überfrachtet mit endlosen Beschreibungen von Schlachten, Anschlägen und Waffen. Einzig interessant daran sind die Informationen über die Querelen und Differenzen innerhalb der Résistance und die Unterstützung der Widerstandskämpfer durch die Engländer und Amerikaner. 
Geradezu klischeehaft kitschig mit erschreckend plattem Schreibstil entwickelt Walker die Geschichte der Gegenwart. In keiner Zeitebene darf eine Liebesgeschichte fehlen, die jedoch in der Gegenwartssequenz besonders deplatziert und bedauerlicherweise auch noch vorhersehbar ist. 
Die Aufklärung des Krimirätsels ist unbefriedigend und des langen Ausharrens über 500 Seiten nicht würdig.

Schade um die schöne Idee zum Buch, aus der sich mit einer ordentlichen Kürzung von unnötigen Szenen durch einen fähigen Lektor eine interessante Geschichte hätte entwickeln können. 

Martin Walker wurde bekannt durch seine Krimis aus dem Périgord, in denen Bruno, der Chef de Police, als Protagonist atmosphärisch stimmig und unterhaltsam einige Fälle löst. Bei dieser Reihe sollte man als Leser bleiben.

Schatten an der Wand
Martin Walker
Diogenes
ISBN-13: 978-3257068436
 

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