Modetrend 2020/21

Natürlich gibt es trotz Corona und die in der Modebranche damit verbundenen Schwierigkeiten auch wieder einen neuen Modetrend Herbst/Winter mit neuen Styles, Schnitten, Farben und Kombinationen. Er reicht von großen Schleifen, weißen Krägen, Grunge-Look der 90er Jahre und betonten Schultern der 80er Jahre bis hin zu Leder als Komplett-Look. Es ist wieder alles dabei, für jeden Typ, jeden Anlass, jeden Geldbeutel.

Der wahrhaft neue Gedanke in der Modewelt ist jedoch der, auf zu häufige Kollektionswechsel zu verzichten und Mode wieder zu etwas Besonderem werden zu lassen. Also weg vom ungebremsten Klamottenkonsum mit einkalkulierter Wegwerf-Attitüde hin zu wertigem Einkauf mit Langlebigkeitseffekt. Geschwindigkeit, also eigentlich die Schnelllebigkeit, raus und der Luxus der Entspannung rein. Denn selbst im oberen Preissegment der Modebranche nahm das Tempo, das Billigbekleidungshäuser wie Primark und Zara vorgaben, merklich zu, womit man sich im Laufe der Zeit sogar selbst zu entwerten begann. Immer mehr nicht mehr voneinander zu unterscheidende Kollektionen, kein klarer Modetrend, austauschbar und nicht mehr exklusiv genug – das ist das Ergebnis des halsbrecherischen Tempos in der Fashion-Szene. Selten findet man wirklich neue Trends, maximal neue Kombinationen oder andere Applikationen eines schon da gewesenen Stils. Manchmal, wenn man alt genug ist und seine Figur behalten hat, kann man die so genannten Neuheiten aus den hinteren Reihen des eigenen Kleiderschranks hervorholen. Vintage par excellence! Und dann der Wahnsinn der Kollektionstermine: Sommersale, wenn der Sommer noch gar nicht begonnen hat, und die neue Winterkollektion mit Daunenjacke und Fake-Fur bei 35 Grad im Schatten, und die erste Frühjahrskollektion noch vor Weihnachten, wenn der späteste Spätsommer sich gerade verabschiedet hat.

Freiwillig geschieht dieses Umdenken natürlich nicht. Selbst wenn die Hektik den Modeleuten zunehmend den Atem, die Kreativität und auch die Lust raubte, so war der Konkurrenzdruck und das Streben nach höher, schneller, weiter nur schwer bis gar nicht eigenständig zu durchbrechen. Es lautete: Renn oder stirb!

Die Corona-Krise hat alle kurzzeitig auf null heruntergebremst. Fashion-Shows, Ordertermine und Modeevents wurden abgesagt, die Produktionsstätten geschlossen oder durch Grenzschließungen unerreichbar, die Türen der Boutiquen und Geschäftshäuser zu, die Menschen im Homeoffice, keine Bälle, Veranstaltungen, Feiern, keine Geschäftstermine oder Tagungen. Wie und vor allem warum sollten Verbraucher sich mit neuen Outfits versorgen? Und: Kann die neue Herbstkollektion überhaupt geliefert werden, wenn sie gar nicht erst produziert werden konnte? Und weiter: Trotz aller Schwierigkeiten läuft ja niemand unbekleidet herum. Kann der Bedarf wieder hochgefahren werden? Können und sollen wir alle wieder so tun, als ob nichts gewesen wäre? Oder ist es an der Zeit, diese Krise wirklich als Chance zu begreifen und statt auf Wegwerf-Shirts eher auf High-Quality wie in guten alten Zeiten zurückzugreifen. Alte Saisonrhythmen, die sich am Kaufverhalten der Kunden und an den Jahreszeiten orientieren.

Sturm raus und frische Brise rein ins Business! Das wäre tatsächlich eine Win-Win-Situation und ein realer Trend mit breiten Schultern: Back to the 80s.