Artenschutz im Zoo Landau

Mit zunehmender Erderwärmung, Vermüllung der Meere, dem Einsatz von Pestiziden und einem Vorrücken des Menschen in den Lebensraum von Tieren wurden viele Tier- und Pflanzen bereits ausgerottet. Zurzeit stehen 40.000 Arten auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Rund 16.000 Arten sind akut vom Aussterben bedroht. Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) ist jede vierte Säugetierart, jede achte Vogelart und ein Drittel aller Amphibien in Gefahr. Der Artenschutz ist eine globale Aufgabe – und eine schwierige dazu, denn viele unterschiedliche Interessen stoßen hierbei aufeinander, die Bedingungen für Klima und Lebensraum sind nicht immer zum Positiven umkehrbar und vielfach ist das Bewusstsein für die fatalen Konsequenzen des eigenen Handelns und des Artensterbens nicht vorhanden. Doch es gibt auch sehr positive Ansätze, dem Artensterben zu begegnen. Zoos haben sich schon längst ebenfalls zur Aufgabe gemacht, dem Artenschutz zu dienen und mit einer Vielzahl von Zoo-Aktionen die Menschen für die Sache zu gewinnen. Dabei steht das Ausstellen der Tiere, das von vielen Menschen durchaus immer noch kritisch gesehen wird, gleichwohl für den Schutz der Tiere. Die Besucher lernen die exotischen Tiere kennen, können sie sehen, riechen und ihre Dimensionen, ihr Verhalten persönlich betrachten.

Dies macht einen Unterschied zum Tierfilm, auch wenn die Dokumentation noch so toll ist. Der persönliche Bezug zu einem Tier, dem man vielleicht sogar schon in die Augen gesehen hat, ist höher und damit auch die Bereitschaft, diese Art zu erhalten. Da es seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen 1973 ohnehin nur noch sehr beschränkt möglich ist, Tiere aus der freien Wildbahn für Zoos zu entnehmen, hat sich seitdem in den meisten europäischen Zoos ein grundlegender Wandel vollzogen. Die Zoos müssen meist Tiere zeigen, die im Zoo selbst gezüchtet wurden. Und da sich Tiere am erfolgreichsten fortpflanzen, wenn sie in einer artgerechten Umgebung leben, sind die meisten Zoos bemüht darum, die Gehege nach einem möglichst naturgetreuen Abbild des natürlichen Lebensraumes darzustellen.

Auch im Landauer Zoo ist der Artenschutz ein wichtiger Aspekt der Arbeit. Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) hat ihren Sitz im Zoo Landau und ist Partner und Förderer der Aktion Zootier des Jahres. Ziel der ZGAP ist der Erhalt der weniger bekannten, aber bedrohten Arten bei gleichzeitigem Schutz ihrer Lebensräume. Die ZGAP macht aufmerksam auf die unbekannteren, kleineren Arten, die nicht im Rampenlicht stehen und somit umso stärker der Gefahr der Ausrottung ausgeliefert sind.

 

Das Zootier des Jahres 2020 ist der Beo. Der Vogel, der der Starenfamilie zuzuordnen ist, ist als begnadeter Stimmenimitator bekannt und beliebt. Genau dies wird ihm zum Verhängnis, da er vor allem in Asien gerne als Entertainer gehalten – oder als Delikatesse gehandelt wird. Beos sind ein wenig eigen in der Partnerwahl. Damit ist eine Züchtung in Gefangenschaft sehr schwierig, was eine permanente Entnahme aus freier Wildbahn nach sich zieht. Um zum Erhalt dieser Vögel in menschlicher Obhut konkret beizutragen und Beos auch in Zukunft wieder häufiger in Zoos antreffen zu können, wird im Zuge der Zootier des Jahres-Kampagne im Vogelpark Marlow ein Zentrum für die Beo-Partnervermittlung, ein Beo-Dating-Center aufgebaut. Die Zusammenstellung harmonierender Paare erfordert fundiertes Fachwissen, eine größere Auswahl an geeigneten Individuen und mehrere Gehege, in denen sich die neu gefundenen Paare zurückziehen können. Im Vogelpark Marlow wird das Europäische Ex situ-Programm (EEP) für Beos koordiniert. Die so entstandenen Paare werden an teilnehmende Zoos wie an den Zoo in Landau übergeben und sorgen dann als kompatible Brutpaare hoffentlich für mehr Beo-Nachwuchs, damit sich die Bestände in Zoologischen Gärten erholen können.

Ein weiteres Projekt zum Schutz der Arten, dem sich der Zoo Landau aktiv widmet, nennt sich Which fish? Die Kampagne wurde vom Europäischen Zoo- und Aquariumverband (EAZA) initiiert, der sich im Zwei-Jahres-Rhythmus unterschiedlicher Themen annimmt. Grundlage der Kampagne ist die Tatsache, dass 76 Prozent der weltweiten Fischbestände vollkommen ausgebeutet oder überfischt sind. Acht Milliarden Kilogramm unerwünschter Beifang werden jährlich als Müll weggeworfen. Which fish? ist die Frage nach dem richtigen Fisch für unsere Ernährung, für den Fang und nicht zuletzt zur Sicherung der Fischerei als wirtschaftlicher Faktor für die Küstenbevölkerung. Die Kampagne in Zoos wie in Landau hat die Aufklärung der Bevölkerung über nachhaltigen Fischfang bis hin zum Konsum zum Ziel. Auch die Zoos hinterfragen sich selbst beim Verbrauch von Fisch als Zoofutter und der nachhaltigen Beschaffung aquatischer Arten, wenn eine Nachzüchtung in Zoos schwierig ist.

Auch Zoo-interne Aktionen wie die Zooschule in Landau sind letztlich zum Schutz und Erhalt der Arten angelegt. Ob es sich dabei um Schildkröten oder die Haltung von Reptilien handelt, oder die Führung zum Jahr zum Schutz von Pinguin, Otter & Co., eine Aktion zum internationalen Tag der biologischen Vielfalt oder der Führerschein für Kinder zur Pflege und Haltung von Terrarientieren, ist vielfältig, abwechslungsreich und zielgruppenübergreifend.

Der Zoo Landau wendet sich an alle Bevölkerungsgruppen und macht zur Aufklärung und Information zahlreiche unterschiedliche, immer interessante Angebote, die auf der Internetseite www.zoo-landau.de zu finden sind.

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