Wir alle hegen Wünsche

Als wunschlos glücklich bezeichnen sich selbst gerne jene, die nicht über Probleme sprechen oder diese zumindest nicht mit Gott und der Welt teilen möchten. Das Vorhandensein oder das Gefühl, ein Problem erkannt zu haben, ist dabei meist der Start des originären Wunschprozesses. Denn: Ein Wunsch ist das Ergebnis einer Gleichung, in der ein erkanntes Problem einem noch unbekannten Lösungsweg gegenübersteht. Dabei markieren Wünsche stets die idealisierte Vorstellung des Zustandes, der am Ende eines optimalen Lösungsweges stehen könnte. Tatsächlich aber und das wird jeder kennen, bleiben die in Wirklichkeit erzielten Lösungen für Problemstellungen verschiedenster Art hinter der den Lösungsprozess einleitenden Wunschvorstellung zurück.

Ein Kompromiss mit der Realität, der uns aber letztendlich glücklich macht. Und das ist auch gut so. Der Satz „der Weg ist das Ziel“ beschreibt in diesem Zusammenhang sehr treffend das omnipräsente Streben nach dem Optimum, dem maximal Erstrebenswerten, relativiert jedoch den Anspruch, illusorische Ziele unbedingt erreichen zu müssen. Das Streben danach, den Wunschzustand zu erreichen, erfüllt uns Menschen bereits derart, dass wir im Falle des Erreichens einer optimalen Lösung möglicherweise ruhe- und rastlos zurückblieben. Und diese Unruhe würde sich so lange konservieren, bis wir ein neues Problem identifizieren, das wir dann mit neuem Elan bearbeiten dürften. Wenn dann in der Rückschau auf einen schwierigen Lösungsweg jemand mutmaßend feststellt, dass wohl der Wunsch Vater des Gedankens war, dann müsste man sich gelassen zurücklehnen, gemütlich Luft holen und sagen: ja, so ist es und ja, so wird es immer sein. Eine Umfrage der Gemeinschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag von Spiegel Online aus dem Jahr 2015 zielte darauf ab, die Wünsche der Deutschen zu identifizieren. Die Umfrage, die unter dem Arbeitstitel Gute Fee 2015 lief, brachte Ergebnisse hervor, die in ihrer Summe ein weitgehend wenig überraschendes Bild der deutschen Wunschvorstellungen zeichnet.

Gefragt wurden die Umfrageteilnehmer stets nach dem gleichen Muster: „Stellen Sie sich vor, eine gute Fee kommt zu Ihnen und fragt Sie, was Ihre drei größten persönlichen, bis jetzt unerfüllten Wünsche sind.“ Ergebnis der Umfrage:Mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich Gesundheit, dicht dahinter mit 40 Prozent reiht sich der Wunsch nach der Freiheit von finanziellen Sorgen und Zwängen ein und immerhin noch ein Drittel wünscht sich „Glück in der Familie“. Auf Platz vier der meistgenannten Wünsche folgt der Wunsch nach materiellen Dingen. 50 Prozent der Befragten benennen die Gesundheit als ihren Hauptwunsch. Davon nannten 37,7 Prozent, die speziell auf den Teilbereich Gesundheit angesprochen worden waren, dass sie sich wünschen, gesund zu bleiben. 10,5 Prozent wünschten sich, dass die ganze Familie gesund bliebe. Man darf vermuten, dass dieses Gefälle weniger persönlichen Egoismen, als vielmehr dem Umstand geschuldet ist, dass die Umfrageteilnehmer die Fragestellung unterschiedlich ausgelegt hatten. Interessant ist, dass trotz der breiten medialen Fächerung, das Thema Abnehmen mit 2,1 Prozent der Befragten kaum eine Rolle spielte.

Jene Umfrageteilnehmer, die sich zu den 40 Prozent zählen dürfen, denen die eigenen Finanzen ganz vordergründig wichtig sind, lassen sich ebenfalls noch weiter unterteilen. 22 Prozent würden sich wünschen,ganz allgemein frei von Geldsorgen zu sein. 7,2 Prozent wünschen sich das große Los in der Lotterie und Reichtum wünschen sich 3,9 Prozent. Knapp dahinter, mit 3,8 Prozent, wünschen sich die Befragten einen „ausreichend bezahlten Job“. Von dem Drittel der Befragten, das sich „Glück in der Familie“ wünscht, bezeichnen 12,9 Prozent „Familienglück“ passend zu der Überschrift als besonders hervorzuhebenden Wunsch. 8,5 Prozent derselben Wunschgruppe sind auf der Suche nacheinem Lebenspartner und beschreiben das Finden dessen als Wunsch. Das Wohl der Familie mit 6,9 Prozent und der Kinderwunsch mit 3,5 Prozent folgen auf den Plätzen drei und vier.

Geht es um materielle Wünsche, den Wunsch nach Eigentum (viertgenannter Hauptwunsch), dann beschreiben die Befragten die Begriffe Auto (12,7 Prozent), Haus (11 Prozent) und Wohnung (4,5 Prozent) als besonders wünschenswert. Um ein noch deutlicheres Bild über käufliche Wünsche zu erhalten, haben die Ersteller der Umfrage alle Teilnehmer der Umfrage explizit auf Dinge angesprochen, die man käuflich erwerben kann. 64,7 Prozent aller Umfrageteilnehmer wünschen sich Eigentum jedweder Art. 10,7 Prozent entscheiden sich für Reisen und 4,2 Prozent Kleidung oder Accessoires. 11,5 Prozent entfallen auf sonstige Wünsche und keine Angabe machten 7,7 Prozent der Teilnehmer. 4,2 Prozent gaben an, „wunschlos glücklich“ zu sein.

Auf immaterielle Wünsche angesprochen („Die Fee kommt noch einmal und schenkt Ihnen diesmal einen zusätzlichen freien Tag pro Woche. Was würden Sie an diesem Tag tun?“) nennen 32,4 Prozent aller Umfrageteilnehmer „Ausruhen“ als wünschenswerten Zeitvertreib. Immerhin 26 Prozent möchten Zeit mit der Familie verbringen und 13,5 Prozent sehnen sich nach einem Ausflug. Das Wahrnehmen von Hobbies (9,8 Prozent) und die Nutzung von Medien (3,9 Prozent) folgen dahinter. Quelle Umfrage: www.spiegel.de Jens Wacker

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