Standortperspektiven

Der Haßlocher Einzelhandel will seine zentralörtliche Funktion als Mittelzentrum stabilisieren und entwickeln. Im Wettbewerb mit den Mittelzentren Speyer, Neustadt und Bad Dürkheim und den Oberzentren Ludwigshafen und Mannheim konkurrieren die Haßlocher um die Gunst der Käufer.

Die überörtliche Versorgungsfunktion, die Haßloch aufgrund seiner Größe einnehmen sollte, wird zurzeit nicht erreicht. Im Rahmen der aktuellen Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV (LEP IV) zum Konzept der so genannten zentralen Orte in Rheinland-Pfalz gilt es, die eigene Position zu stärken und möglichst auszubauen. Die aktuellen Verbesserungs- und Entwicklungspotenziale des Standorts Haßloch wurden in Zusammenarbeit mit einem externen Beratungsunternehmen analysiert und bewertet. Das von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) im Frühjahr 2010 vorgestellte Gutachten führt die Erkenntnisse aus dem Jahr 2002 (Gutachten der Firma ECON-Consult) fort. Es dient der Gemeindeverwaltung wie auch den örtlichen Unternehmern selbst als Arbeitspapier für zukünftige Entscheidungen und Planungen. Neue Einzelhandelsstandorte und Standortanfragen von Einzelhandelsbetrieben können nun durch die empirische Erhebung des tatsächlichen und nicht gefühlten Ist-Zustandes fundiert bewertet und entschieden werden. Darüber hinaus wird durch das Gutachten offen gelegt, welche Branchen an welchen Stellen fehlen, so dass nun die Wirtschaftsförderung offensiv auf diejenigen Unternehmen zugehen kann, deren Ansiedlung erwünscht ist.

Fakten

Das Großdorf zählt aktuell rund 20.500 Einwohner. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren in der Gemeinde Haßloch insgesamt 147 Betriebe des Ladeneinzelhandels und Ladenhandwerks mit einer Gesamtverkaufsfläche von etwa 28.800 Quadratmetern ansässig. Die Bruttoumsatzleistung beträgt rund 95,2 Millionen Euro. Von diesem Gesamtumsatz entfallen auf den Nahrungs- und Genussmittelsektor etwa 49,3 Millionen Euro und auf den Nichtlebensmittelsektor rund 45,9 Millionen Euro. Die Fachgeschäfte machen mit rund 31 Prozent den größten Anteil an der Gesamtverkaufsfläche aus. Hierbei sind insbesondere die so genannten alteingesessenen Betriebe zu nennen, die zu 90 Prozent inhabergeführt sind. Einen deutlichen Umsatzzuwachs verzeichneten die Branchen Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung und Schuhe, überwiegend jedoch im Bereich real-Markt mit der Mall. Damit gingen vor allem ein Bedeutungsverlust des Einzelhandels in der Ortsmitte und ein insgesamt unvollständiger Branchenmix einher.

Die Stärken der Ortsmitte

Als Stärken nennt die GMA den kleinteiligen, inhabergeführten Facheinzelhandel, das ergänzende und damit den innerörtlichen Handel stärkende Angebot durch Fachärzte, Dienstleistungen und Gastronomie, die zahlreichen und kostenlosen Parkplätze in der Ortsmitte, die Verkehrsberuhigung und die hohe Zahl an Wohnungen im Ortskern. Nach über 600 telefonischen Befragungen wurde ein Einzugsbereich von 66.700 Einwohnern ermittelt, wovon etwa zwei Drittel in Haßloch mehr oder weniger regelmäßig einkaufen. Aus den umliegenden Städten und Gemeinden gaben 39 Prozent der Befragten an, mindestens einmal wöchentlich insbesondere Lebensmittel in Haßloch einzukaufen. Es strahlen nicht alle Unternehmen mit gleicher Anziehungskraft in das erwähnte Käufergebiet, was sich am Einkaufsverhalten der Haßlocher Bürger abzeichnet: Bestimmte Sortimente wie Parfümerieartikel, Spielwaren, Bekleidung, Schuhe sowie Bau- und Heimwerkerbedarf werden aufgrund unzureichender Angebote nicht unbedingt im eigenen Ort gekauft. Beobachtet wurde ein starker Kaufkraftabfluss im Bereich Non-Food vorzugsweise nach Neustadt.

Perspektiven

In Zukunft wird der Einkauf von Verbrauchern noch stärker unter dem Aspekt seines Freizeit- und Erlebniswertes beurteilt werden. Daher wünschen die befragten Einzelhändler eine Ergänzung des Gastronomie- und Freizeitangebots, ebenso die Ansiedlung von Bekleidungsgeschäften im mittel- und hochpreisigen Segment und eines Magnetbetriebs. Zur Schließung des Angebotsdefizits sollte ein Möbelhaus und ein Baumarkt angesiedelt werden, was ebenfalls durch das GMA-Gutachten unterstrichen wird. Das Gutachten weist auf innerörtliche Lücken in der Lebensmittelversorgung in bestimmten Wohngebieten hin und zeigt drei strategische Nahversorgungsbereiche auf: Der bereits bestehende Bereich Moltkestraße, der in der Fortentwicklung befindliche Standort Herrenweg und der potenzielle Bereich Lindenstraße. Die GMA empfiehlt, dass innenstadtrelevante Sortimente im Ortskern gehalten und keine weiteren Abwanderungen an die Peripherie genehmigt werden. Mit dieser dezentralen Versorgungsstruktur im Lebensmitteleinzelhandel, der Ergänzung einzelner Fachmärkte und der Belebung und Stärkung der Ortsmitte können die zukünftigen demographischen und wirtschaftlichen Herausforderungen hin zu einer attraktiven und wohngebietsnahen Versorgung erreicht und gemeistert werden.