Die Interessengemeinschaft Mountainbike Lambrechter Tal hat in ihren Terminkalender die Langstreckenwanderung Schlaflos mit Schuh unter der Wanderführung von Wolfgang Zeller angenommen. Während der Wanderung durch die Nacht sollen von Süd nach Nord zehn der zwölf Gipfel des Pfälzer Königsweges bewandert werden. Hermann Daniel war Teilnehmer dieser ersten Nachtwanderung und schildert seine Erlebnisse:
Wir wählten den klassischen Pfälzer Königsweg, der als Rundtour ausgelegt ist und den Besuch des uns fehlenden Gipfels Hochberg ermöglichte. So hatten wir rund 50 Kilometer vor uns.
Die Anreise erfolgt ab Lambrecht bequem per Bahn nach Albersweiler.
Die Wetterprognose war perfekt und - wie wir in der Nacht lernen mussten - fast zu gut.
Der Startpunkt ist Albersweiler. Dort führt der Weg durch ein Granitwerk. Industriekunst am Wegesrand.
Danach wartete der erste knackige Anstieg Richtung Orensfelsen auf uns. Ein Aussichtsfelsen erster Güte, der einen feinen Überblick über das südliche gelegene Gebiet über Annweiler hinweg zum Trifels ermöglicht.
Damit war zwar kein 600-er geschafft, aber das Höhenniveau für die kommenden Stunden erreicht. Ruine Neuscharfeneck wartete als nächstes Zwischenziel. Die feine Unterteilung der Strecke in Zwischenziele erleichterte das Projekt Langstreckenwanderung.
Die Beschilderung der Ruine Neuscharfeneck und die gut begehbaren Bereiche machen die Ruine zu einem lohenden Ausflugsziel.
Dann doch der erster 600-er. Der Roßberg. Das Timing war grandios. Wir erreichten den Rastplatz Klemens-Weber-Plätzel zur Abendrast mit Sonnenuntergang. Der Platz ist dazu perfekt angelegt und bietet freie Sicht nach Westen.
Ab dem Rastplatz beginnt der Aufstieg zum Roßberg (637 Meter über NN) auf einer unbezeichneten Pfadspur. Eine Rotte Wildschweine hatte zunächst die kleine Lichtung in Beschlag genommen, die aber uns Wanderern Platz machte.
Nach dem langen Aufstieg folgte der Abstieg ins Modenbachtal. Hier wollten wir unsere Wasservorräte aufzufüllen, aber die langanhaltende Trockenheit der letzten Wochen hatte auch die Brunnen nicht verschont. Kein Tröpflein ergoss sich in die Wasserflaschen. Wir waren überrascht über die Nachttemperatur im Wald. Die Passage im Modenbachtal war bei unserer Wanderung die einzige mit weniger als 25 Grad. Da hatten wir mit deutlich kühleren Temperaturen gerechnet. Umso schlimmer traf uns, dass wir kein Wasser fanden, denn unsere eigenen, reichlich vorhandenen Wasservorräte waren schon völlig aufgebraucht. Fast waren wir gezwungen, die Wanderung abzubrechen. Der Tipp für Gruppen, die die Strecke nachwandern wollen: Im Modenbachtal und an der Lolosruh zwei Depots mit Getränken und gegebenenfalls Essen anlegen. Gerade wenn die Tour als Nachtwanderung durchgeführt wird, gibt es keine offenen Hütten, die zudem entlang der Route nur am Anfang und am Ende (Kalmit, Hohe Loog) dichter gesät sind.
Nächste Wegepunkte dann der Ludwigsturm und der Blättersberg. Beide über 600 Meter hoch und nur durch eine kleine Senke getrennt. Im Kartenwerk wird es auch nur als ein Gipfel dargestellt. Die Stirnlampen waren inzwischen im Dauerbetrieb und bei jeder Querung eines Wiesengebietes fielen Schwärme von Insekten über uns her.
Die Passage zum Kohlplatz läuft sich dann wieder sehr angenehm leicht fallend. An der großen Wegekreuzung die Entscheidung: Abstieg zur Nello-Hütte, um dort Wasser zu fassen, oder - wenn das nicht klappt - droht der Abbruch der Tour. Aber wir hatten Glück. Das Wasser lief.
Nach dem Auffüllen aller verfügbaren Gefäße ging es hinauf zum Kesselberg: Mit 661 Metern über NN, im Pfälzerwald der zweithöchste Gipfel nach der Kalmit, der nur durch den Donnersberg übertroffen wird.
Auch der Kesselberg bietet keine Aussicht, denn er ist vollständig bewaldet. Einige gemütlich Steinsofas laden zum Rasten ein. Nach dem Abstieg vom Kesselberg beginnt der Wegabschnitt, wo die 600-er wie an einer Perlenkette aneinander aufgereiht folgen. Zunächst der Steigerkopf, der die meisten eher mit dem Namen Schänzelturm verbinden werden. In Richtung Süden wurde hier eine freie Fläche geschaffen und die Aussicht vom Turm erweist sich als lohnend.
Ab dem Steigerkopf schwenkt die Route nach Nordosten und mit dem Morschenberg, Schafkopf und Rothselberg werden die nächsten Gipfel am Wegesrand schnell erreicht. Ab dem Rothselberg geht es in Richtung Osten und damit der aufgehenden Sonne entgegen.
Einen ersten frühen Blick in Richtung Kalmit.
Ab der Hüttenhohl geht es durch das Felsenmeer zum Haardtrand.
Den Sonnenaufgang haben wir mit dem Erreichen des Kalmitgipfels um 5.30 Uhr knapp verpasst, aber der Ausblick auf das aufgehende große Licht wird durch Bewuchs verdeckt.
Der vorletzte Gipfel über 600 Meter liegt angenehm am Weg zwischen Kalmit und Hohe Loog: Der Taubenkopf. Fast noch schöner lockt hier die Aussicht, da neben dem Blick nach Osten auch in westliche Richtung die Bäume Raum geben.
Finale an der Hohen Loog. Für die üblichen Öffnungszeiten war es immer noch zu früh und so begann der Schlussabstieg nach Neustadt ohne Kaffee und Brotzeit an der Hütte. Nach der Laufzeit von nunmehr 13 Stunden wurden die Beine und Augendeckel ein wenig schwer.
Blick von der Hohen Loog zur Kalmit (mit Turm) und zum Taubenkopf (kleiner Spitzkegel links vor der Kalmit).
Fazit:
Die 50 Kilometer wurden in 14,5 Stunden zurück gelegt. Da es eine Nachtwanderung war, wurden an Hütten keine größeren Pausen gemacht. Eher nur ein kurze Rast (wenn überhaupt). Den Reiz der Nachtwanderung macht es unter anderem aus, dass man Strecken und Gegenden erleben kann, die man sonst bei Tag bewandert. Ungeübt sollte man nicht auf die Strecke gehen. Das ist deutlich zu schwierig.