Ein Mythos aus der Pfalz: Elwedritsche

Die lebhaften Erzählungen über die Elwedritsche sind im Großraum Pfalz weit verbreitet, denn vom Westen bis in den Osten des Pfälzerwaldes, über die Rheinebene, bis hin in den südhessischen Wald kennt jeder, egal ob groß oder klein, das heimische Fabelwesen.

Doch wie kommt es zu einer Elwedritsche?
Laut der Sage brachen eines Nachts vor vielen hundert Jahren bei einem heftigen Unwetter die Hühner, Gänse und Enten eines kleinen, nahe am Pfälzerwald gelegenen Bauernhofes aus und in ihrer Panik flüchteten sie in den Wald. Die dort lebenden Elfen und Kobolde vermischten sich dann auf magische Weise mit dem Federvieh und so entstand das bunte, lustige und geheimnisvolle vogelähnliche Wesen, das heute so bekannt ist.

Die Elwedritsche soll dann im Unterholz und unter Rebstöcken gelebt haben, da ihre zu kurzen Flüge zum Fliegen ungeeignet waren. Leider gibt es nur sehr wenige Abbildungen des Pfälzer Nationalvogels, da er nur nachts unterwegs ist und zudem auch noch als besonders wohlschmeckend gilt. Aus diesem Grund wurden die erbeuteten Exemplare unverzüglich für den Verzehr zubereitet, ohne dass davor ein Passbild angefertigt werden konnte.

Doch wie jagt man eine Elwedritsche?
Die erste Voraussetzung für die Elwedritsche-Jagd ist eine klare, kalte Vollmondnacht. Vor Jagdbeginn treffen sich die Jäger in einem Wirtshaus, wo sich beraten und getrunken wird. Noch vor Mitternacht muss geklärt werden, wer der Fänger sein wird, denn es gibt immer nur einen einzigen. Alle anderen Jagdteilnehmer handeln als Treiber. Dann zieht der Fänger, bewaffnet mit einem Jutesack, einer Stalllaterne (Lozern) und eventuell einem Schoppen Wein los - zur Tarnung des menschlichen Geruchs. Er stellt sich an einen vorher vereinbarten Ort, während sich die Treiber im weiträumigen Kreis um den Fänger verteilen. Dann jagen sie die Elwedritsche mit lautem Geschrei aus ihren Nestern auf den Fänger zu. Die Treiber ziehen sich anschließend zurück, um den Fänger nicht zu stören. Dieser muss dann versuchen, mit Gurr-Rufen und dem Lozern die Beute in den Sack zu locken. Doch dies benötigt eine Menge Geduld, Geschick und nicht zu viel Wein…

Paulina Ambs

Magazin