Der freie Fall - Ohne Netz und doppelten Boden

Die älteste Darstellung eines Fallschirms stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und ist einem italienischen, im Britischen Museum in London gelagerten, Manuskript zu entnehmen. Eine Weiterentwicklung jenes ersten Zeugnisses stellt eine Konstruktionszeichnung des weltbekannten Universalgenies Leonardo Da Vinci von 1485 dar. Die Darstellung Da Vincis vermittelt die grundlegenden physikalischen Prinzipien, die auch heute noch der Technik eines modernen Fallschirms zugrunde liegen. Die Vergrößerung des Luftwiderstandes durch die Zuhilfenahme eines Schirmes bewirkt eine Verringerung der Fallgeschwindigkeit. Dieser Effekt der Verlangsamung der Fallgeschwindigkeit macht den Fallschirm zu dem bedeutendsten Gerät zur sicheren Herabführung einer Person oder eines Gegenstandes aus großer Höhe. Parallel zu der Entwicklung der zivilen Luftfahrt wurde der Fallschirm als zentrales Sicherungssystem bis in die Moderne weiterentwickelt. Die Verwendung des modernen Fallschirms reicht vom Sport- über den Rettungsfallschirm bis hin zur Verwendung von Spezialschirmen zur Landung von technischem Gerät auf anderen Himmelskörpern. Die häufigste Verwendung des modernen Fallschirms findet im Bereich des Sport- beziehungsweise Freizeitspringens statt. Nur hier findet die so genannte Freiflugphase statt, in der der Fallschirmspringer nach Absprung aus der Trägermaschine und vor Öffnung des Schirms (Schirmfahrt) nur gebremst vom Luftwiderstand des eigenen Körpers gen Boden fliegt.
Wie in den meisten Bereichen des Sports sind auch Fallschirmspringer in Vereinen organisiert. Ein Pfälzer Verein der sich ganz dem Traum vom Fliegen und dem Freien Fall verschrieben hat, ist der Fallschirmsportclub Neustadt an der Weinstraße e.V.. Heimat des seit 1987 bestehenden Vereins ist der Flugplatz Lilienthal im Neustadter Ortsteils Lachen-Speyerdorf. In seiner fast 25-jährigen Geschichte konnte der Verein sich einen Namen als Veranstalter von großen Fallschirmspringer-Treffen einen Namen machen und brachte aus den eigenen Reihen einige Deutsche Meister und sogar Vize-Weltmeister hervor. Der Verein ist eines der ältesten Mitglieder des Dachverbandes der Fallschirmspringer, dem Deutschen Fallschirmsport Verband e.V., und hat bis heute viele hundert Fallschirmspringer ausgebildet.

Chili: Frau Krehbiel, Sie sind Ausbilderin innerhalb des Fallschirm Sport Clubs Neustadt an der Weinstraße. Wie lässt sich die Faszination Fallschirmspringen beschreiben?

Ina Krehbiel: Am besten im Vergleich mit dem Flug eines Vogels. Es ist fliegen pur, die absolute Freiheit.

Chili: Was ist beeindruckender: der Freie Fall oder das Gleiten mit geöffnetem Schirm über die Rheinebene?

Ina KrehbielBeides gehört zum Sprung dazu, die Gegensätzlichkeit macht den Reiz aus. Die Geschwindigkeit des freien Falls, das Rauschen, das Fliegen mit anderen im freien Fall und dann der Schirmflug, die Stille, die Planung der Landung.

Chili: Neben dem klassischen Fallschirmsprung wird Fallschirmspringen seit geraumer Zeit als Sport betrieben. Beschreiben Sie die sportlichen Elemente des Fallschirmspringens?

Ina KrehbielEs gibt sehr unterschiedliche Disziplinen im Fallschirmsport und es werden immer wieder neue Disziplinen entwickelt, sei es das Freeflying, Swoop Wettbewerbe, Birdmanfliegen, Atmonauti, Skysurfen und andere. In allen Disziplinen finden Wettbewerbe und Meisterschaften statt. Es gibt Nationalmannschaften, die sich in Weltmeisterschaften messen, worin sich die sportliche Seite des Fallschirmspringens sehr eindrucksvoll zeigt.

Chili: Was muss man tun um selbst einmal springen zu können?

Ina Krehbiel: Es gibt verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten, um selbst eigenverantwortlich springen zu können. Die beste Methode, das pure Fliegen einmal selbst ohne große Vorbereitung zu erleben, ist ein Tandemsprung mit einem erfahrenen Tandemmaster.

Chili: Gut in Schwung? Was war Ihr interessantestes Erlebnis im Rahmen eines Fallschirmsprunges?

Ina Krehbiel: Es gibt immer wieder einzigartige Erlebnisse in diesem Sport, sei es beispielsweise der Sonnenuntergang im freien Fall oder eine besonders gelungene Figur mit anderen im Freifall oder einfach nur die Entspannung eines relaxten Solosprungs. Jeder Sprung ist anders als der vorige und deswegen so wunderbar. Langweilig wird es nie.

Das Interview führte Jens Wacker

 

Mehr Informationen zu den Ausbildungsmöglichkeiten und einem Tandemsprung unter www.fsc-nw.de

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