Wirtschaft in der Pfalz

Die Pfalz ist Teil der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN). Diese umfasst benachbarte Gebiete von Rheinland-Pfalz, Baden- Württemberg und Hessen, in denen sich Städte wie Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg, sowie Worms, Mosbach, Frankenthal, Neustadt, Landau, Bad Dürkheim und Speyer befinden. Sie alle partizipieren am Gesamterfolg der Region und stehen doch im Wettbewerb zueinander. Der Vergleich der Städte und Landkreise bezüglich ihrer Wirtschaftskraft, ihrem Wohlfühlfaktor und ihrer Zukunftsfähigkeit hat nicht nur eine sportliche Seite.

Vom Ansehen der Städte und Kreise, das sowohl auf gefühlten als auch tatsächlichen Fakten beruht, hängen Ansiedlungen von Unternehmen, Zuzüge und Tourismus ab. Das sind wesentliche Bedingungen für die Zukunftsfähigkeit des jeweilig betrachteten Standorts. In den unterschiedlichsten Vergleichstabellen und Rankings werden Zahlen zusammengetragen, die belegen, warum eine Stadt, eine Region, ein Kreis vermeintlich besser oder schlechter als andere ist. So hat im Frühsommer der Prognos Zukunftsatlas ein Standortranking aller 402 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands veröffentlicht. Die MRN kann sich insgesamt zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Städte und Kreise zeigen, wenngleich innerhalb dieser Region starke Unterschiede bezüglich Stärke und Dynamik sichtbar sind. Heidelberg gehört nach der Studie zu den Topstädten in Deutschland und nimmt Platz 14 im Gesamtranking der 402 betrachteten Städte und Kreise ein. Mannheim fi ndet sich auf Platz 52 wieder, Speyer besetzt Platz 95 vor Neustadt auf Platz 105. Landau wurde von Prognos Platz 133 zugewiesen und liegt damit ein gutes Stück vor Ludwigshafen (187), Worms (189) und Frankenthal (205). Der Landkreis Südliche Weinstraße kann sich nur mit Platz 234 arrangieren, liegt jedoch weit vor dem Landkreis Bad Dürkheim, der innerhalb von zwölf Jahren um 198 Plätze auf den Platz 286 abgerutscht ist.

Geht man tiefer in die Betrachtung der Zahlen und Faktoren, die zu dem Ranking führten, so stellt man fest, dass alle Städte und Kreise ihre Stärken und Schwächen haben, die zum jeweiligen Profil beitragen. Der Favorit unter den Pfälzer Städten ist nach dem Prognos Zukunftsatlas Speyer gefolgt von Neustadt und Landau. Betrachtet man das Ranking im Punkt Demografie, so liegt Landau (75) vor Neustadt (77) und Speyer (316). Ludwigshafen belegt in der Demografiebetrachtung deutschlandweit Platz 14 vor Mannheim (17) und Frankenthal (49). Die Landkreise Südliche Weinstraße und Bad Dürkheim verteidigen ihre hinteren Plätze mit den Plätzen 236 und 280. Hinter der Rubrik Wettbewerb & Innovation des Prognos Zukunftsatlasses verbergen sich die Einflussfaktoren Bruttosozialprodukt der Beschäftigten, die Gründungsintensität, Forschung- und Entwicklung, sowie Personal in der Wirtschaft, die Investitionsquotein der Industrie, die Patentintensität, Beschäftigte in den deutschen Zukunftsfeldern und die Anzahl der Top 500 Unternehmen. In dieser Rubrik führt wiederum Ludwigshafen (Platz 50) vor Speyer (113) und Frankenthal (184), gefolgt von Neustadt (207) und Landau (278). Die Landkreise Südliche Weinstraße (281) und Bad Dürkheim (327) bilden wiederum das Schlusslicht.

Ludwigshafen profitiert von der wirtschaftlichen Macht der BASF AG, deren Sogwirkung weitere Unternehmen positiv beeinflusst und eine Entwicklung unter anderem auf den Technologiesektor forciert. Darüber hinaus ist sie Arbeitgeber für eine ganze Region. Anders sieht die Rangordnung im Bereich Wohlstand & soziale Lage aus. Den Bürger des Landkreises Bad Dürkheim geht es im Vergleich in der Pfalz bezüglich Kaufkraft, Kriminalitätsrate, kommunale Schuldenlast und Anteil der in Bedarfsgemeinschaften lebenden Personen am besten. Deutschlandweit nimmt dieser Landkreis den Platz 141 ein. Auch der Landkreis Südliche Weinstraße (164) besitzt offensichtlich ein wohnorientiertes und wirtschaftliches Wohlfühlklima. Neustadt folgt mit Platz 229, Speyer (296) und Landau auf Platz 313. Die Schlusslichter bilden Frankenthal auf Platz 333 und Ludwigshafen auf Platz 389 von 402 insgesamt in Deutschland untersuchten Städten und Kreisen. Soziale Probleme konzentrieren sich auf die Städte, besonders dort, wo große Firmen Arbeitsplätze für alle Ausbildungsstufen anbieten. Eine hohe Kriminalitätsrate und eine geringe Kaufkraft drücken das Ranking deutlich in die Knie. Hier zeigt sich das Profil der Landkreise deutlich: Wohnort im Speckgürtel ohne eigene nennenswerte Wirtschaftszentren. Große Zukunftschancen sieht Prognos für Städte und Landkreise, deren Digitalisierungsgrad fortgeschritten ist. Der Digitalisierungskompass gibt Hinweise auf regionale Stärken und Schwächen bei dem Wandel hin zu einer technologiegetriebenen und immer stärker digitalisierten Ökonomie.

Digitale Wertschöpfungsaktivitäten und moderne Informations- und Kommunikationstechnologien haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Unternehmen benötigen nicht nur Know-how und Erfahrung, sondern auch im Umgang mit Digitalisierung geschulte Mitarbeiter. Digitalisierung hat sich damit zu einem entscheidenden Standortfaktor für Regionen entwickelt. Sehr gute Chancen im Digitalisierungskompass spricht Prognos Ludwigshafen zu. Gute Chancen weist Frankenthal auf. Schlechte Chancen nach den gleichen Beurteilungskriterien werden Speyer zugewiesen. Die Landkreise ebenso wie Landau und Neustadt haben aus heutiger Sicht weniger gute Chancen. Das schnelle Internet ist nur eine der Forderungen, die es endlich umzusetzen gilt. Resultate: Da sich die Untersuchungskriterien verschiedener Studien immer unterscheiden, sind die Aussagen selten direkt vergleichbar.

Nicht zuletzt sollte bei der Betrachtung von Studien immer im Auge behalten werden, an wen sich die Studie richtet und für wen die Ergebnisse interessant sein sollen – und manchmal auch, wer sie bezahlt hat. Selbst die Ergebnisse des Prognos Zukunftsatlas der vorherigen Untersuchungszeiträume und der aktuellen Studie sind nicht vergleichbar, da sich die Kategorien in ihrer Zusammensetzung geändert haben. Wenn Städte und Kreise miteinander verglichen werden sollen, dann müssen immer die gleichen Fragen gestellt werden. Letztlich wird dies den Städten und Kreisen nicht gerecht, da sie durchaus unterschiedliche Funktionen übernehmen können. So können Wohn-, Kultur- und Arbeitsstätte durchaus nebeneinander existieren, ohne dass diese durch ein Ranking abwertend eingestuft werden müssen. Es macht Mühe, eine Studie zu hinterfragen. Es lohnt sich, sich mit der Studie zu befassen, um das eigene Bild zu hinterfragen. So spiegelt der Prognos Zukunftsatlas 2016 das negative Bild, das viele Kritiker beispielsweise von Neustadt zeichnen, überhaupt nicht wieder. Bei der Betrachtung sollte das angestrebte und tatsächliche Profil einer Stadt oder eines Kreises sachlich miteinander abgeglichen werden.