Der Mensch im Winterschlaf

Viele Menschen zeigen sich zum Ende des Winters, insbesondere aber in der Zeit des Übergangs zum milden Frühling, besonders antriebslos, müde und schläfrig. Als Grund wird in der Eigendiagnose gerne der Begriff der Frühjahrsmüdigkeit angeführt, ohne jedoch genau zu wissen, ob der Begriff ein tatsächlich medizinisch erfass- und erklärbares Symptom darstellt, oder ferner als eine Art Platzhalter im Rahmen der Erklärung der eigenen Behäbigkeit herhalten muss. Entwarnung an alle, die sich mit letzterer Erklärung abgefunden hätten: Es gibt sie wirklich, die Frühjahrsmüdigkeit!

Wenn die Tage länger und die Außentemperaturen milder werden, dann muss sich der menschliche Körper jedes Jahr auf ein Neues an diese Umstellung gewöhnen. Besonders die schnellen Wetterumschwünge, die man nicht nur im Volksmund dem Monat April nachsagt, sorgen dafür, dass sich besonders wetterfühlige Menschen mit der Anpassung an die neue Jahreszeit mehr Zeit lassen als andere. Der Kreislauf spielt verrückt. Laut Angaben des Internet-Gesundheitsportals gesundheit.de kann es „etwa vier Wochen“ dauern, bis der Körper „sich an die Frühjahrstemperaturen gewöhnt hat“. Äußere Faktoren wie Lichtintensität und Temperatur nehmen dabei einen direkten Einfluss auf körperinterne Prozesse, besonders aber den körpereigenen Hormonhaushalt. Wer gut gestimmt die neue Vegetationsperiode begrüßen möchte, dem sei ein Bad in natürlichem Licht verordnet. Körper, die längere Zeit natürlichem Licht ausgesetzt sind, produzieren das Hormon Serotonin, das für gute Stimmung (Stichwort: Frühlingsgefühle) sorgt. 

Mit steigender Serotoninproduktion wird die Herstellung des körpereigenen Hormons Melatonin, das dafür sorgt, dass wir nachts ruhig schlafen können, reduziert. Der Wirkungszusammenhang beider Hormone, der in dem Oberbegriff des Tag-Nacht-Rhythmus seine Konkretisierung findet, ist eine Wissenschaft für sich. Vereinfacht gesagt führt Lichtmangel dazu, dass nur wenig Serotonin produziert wird und der Melatoninspiegel im Vergleich steigt. Die Folge: „Die Nächte werden länger“: der Schlafbedarf steigt, wir werden schneller müde. 

Ebenfalls von dem jahreszeitlich bedingten Temperaturumschwung betroffen ist der Blutdruck. Steigende Temperaturen sorgen dafür, dass sich Blutgefäße weiten und der Blutdruck in Folge dessen in den Keller rutscht. Wer bereits Probleme mit zu geringem Blutdruck hatte, weiß, dass ein von niedrigem Blutdruck gezeichneter Körper nur selten für einen 1.000-Meter-Lauf zu begeistern ist. 

Als vorbeugende Maßnahmen nennen einschlägige Quellen sportliche Aktivitäten, am Besten im Freien. Dabei sollte je nach Leistungsfähigkeit und körperlicher Vorbelastung die Intensität der Bewegung durchaus individuell, oder nach Rücksprache mit einem Arzt gewählt werden. Wichtig ist in jedem Fall, dass sich der Körper den äußeren, frühlingshaften Gegebenheiten gegenüber öffnet. Ein leichter Spaziergang an der frischen Luft kann bereits Wunder wirken. Im Wechsel warm und kalt duschen (Wechselduschen), kann laut gesundheit.de ebenfalls dazu beitragen, dass sich das Immunsystem schneller anpasst. Aber keine Angst, Ruhephasen sind auch im Frühling nach jeder Aktivität einzuplanen. Ein Gleichgewicht aus Aktivität und Ruhephasen hält den Körper in Schwung und sorgt dafür, dass Sätze wie: „Komm‘ ich heut‘ nicht, komm‘ ich morgen“ der Vergangenheit angehören. 

Jens Wacker